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NPL Etappe 8, Gjefsjøen bis Røyrvik

Tag 65, 18.07.2023

Heute machen wir in Gjefsjøen Pause. Christian hat uns gestern noch mit Lebensmitteln für das Frühstück versorgt, so dass wir ganz entspannt in den Tag starten. Zuvor überkommt uns allerdings ein leichter Ordnungsdrang. Die Spülmaschine wird eingeräumt und der Boden gefegt.

Nach dem Frühstück ist Blogzeit. Aber heute steht auch noch Arbeit und Kultur auf dem Programm. Als wir Christian fragen, was wir eigentlich für Kost und Logis bezahlen sollen, antwortet er scherzhaft, dass wir ihm auch bei der Arbeit helfen könnten, um den Preis zu senken. Das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und helfen beim Silageballen stapeln. Die Menge der Ballen ist überschaubar und so sind wir schnell fertig.

Abends gibt es hausgemachte Pizza mit Elchfleisch, selbstverständlich von Christian persönlich erlegt.

Und danach steht noch das Kulturprogramm an. Auf dem Hof gibt es nämlich ein Museum. Das alte Haus steht etwas abseits der Wohngebäude und ist von 1907. Das Haus wurde vor Kurzem erst komplett zerlegt, restauriert und dann wieder aufgebaut. Dabei hat es eine neue Fassade bekommen.

Innen sieht man neben diversen sehr schönen alten Möbeln viele Informationstafeln, die die Geschichte der Familie Gjefsjøen bzw. Andersen im zweiten Weltkrieg beschreiben.

Zu der Zeit waren hier Amerikaner stationiert, um die Fortbewegung der Deutschen per Eisenbahn zu behindern. Es ist schon verrückt, warum man sich dazu ausgerechnet diesen völlig abgeschiedenen Ort ausgesucht hat. Auf jeden Fall ist es sehr interessant und toll, dass dieses Haus als Museum hier existiert. Erst seit 2020 wird die Geschichte für die Öffentlichkeit aufgearbeitet. Christian ist bemüht, die Ausstellung kontinuierlich zu erweitern. Bestimmt gibt es zukünftig für andere NPLer noch Weiteres zu entdecken.

Dann geht es für uns zurück in unser Matratzenlager.

Wir wollen schließlich fit für die nächste Etappe sein!

Tag 66, 19.07.2023

Nach einem Pausentag ist es immer ein bisschen schwierig, wieder in die Gänge zu kommen… Da trifft es sich gut, dass es erstmal regnet und wir den Start noch herauszögern können.

Gegen 9 Uhr geht es dann aber doch los.

Und zwar ohne Regen! Und das bleibt tatsächlich auch so. Wir gehen am Museumshaus vorbei und durch den Wald. Ein paar Meter haben wir dabei noch einen Weg, dann sind wir weglos unterwegs. Und direkt wieder viel Sumpf. Meine Motivation hält sich dahingehend heute doch sehr in Grenzen. Außerdem geht die unbeständige Lauferei doch ganz schön auf die Knie und das merke ich heute trotz Pausentag immer noch ziemlich.

Wir gehen von Hügel zu Hügel und Tal zu Tal, durch Sumpf und Sträucher. An einem Ast bleibt mein Kopfhörerkabel hängen und danach habe ich keinen Kopfhörer mehr. Zum Glück gibt Stefan mir seine, so dass ich mich weiter vom Weg ablenken kann. Aber es bleibt wahnsinnig anstrengend. Erst als wir eine Hochebene erreichen, die überwiegend aus großen Felsplatten besteht, wird es angenehmer. Um ein Vielfaches angenehmer! Da macht das Wandern wieder Spaß.

Das Bjåfjell, durch das wir heute und auch in den nächsten Tagen gehen werden, ist landschaftlich super schön. Viele hohe Berge, eine endlose Weite und deutlich weniger Wald als im Skjækerfjell. Eine tolle Abwechslung.

Leider dauert die Hochebene nicht ewig an. Dabei wäre es so schön gewesen. Danach bleibt es zwar steinig, aber leider sind die Gesteinsbrocken viele und der Großteil davon ist stark bewachsen.

Löcher und Spalten sind nur schwer zu erkennen und somit wird das Gehen wieder beschwerlich. Das geht heute übrigens nicht nur mir so. Auch Stefan und Daniel fällt der Wandertag nicht leicht. Wären in den tiefer gelegenen Ecken nicht unzählige Mücken unterwegs, hätten wir wahrscheinlich schon nach gut 17 km unsere Zelte aufgeschlagen. Aber wir ziehen weiter. Unsere Idee ist es, noch den nächsten Pass zu überwinden. Aber der „Weg“ ist so mühsam, dass wir bei der nächstbesten Option auf Zeltplatzsuche gehen. Etwas weiter oben am Hang vertreibt der Wind einen Großteil der Mücken. Das ist schonmal ein großer Pluspunkt. Wir schwärmen in drei Richtungen aus und Stefan findet eine geeignete Zeltstelle. Und was für eine! Das Panorama ist mal wieder zu schön um wahr zu sein.

Sonne und Wind ermöglichen uns nach dem Zeltaufbau nicht nur ein Abendessen unter freiem Himmel, sondern auch einen ganzen Abend. Wir genießen die Aussicht und spielen ein bisschen Karten. Ein toller Abschluss für einen anstrengenden Tag. Knapp 21 km wieder weglos durch’s Fjell. Da ist es kein Wunder, dass wir alle hundemüde sind und der schöne Abend dennoch ein frühes Ende findet.

Tag 67, 20.07.2023

Heute starten wir um 7 Uhr. Um uns herum verdichtet sich der Nebel zusehends, doch wir können noch genug sehen.

Nur die Aussicht fehlt ein wenig. Da wir gestern Abend in relativ unwegsamem Gelände aufgehört haben, geht es heute ebenso weiter.

Das macht zum Start nicht allzu viel Spaß, aber mit frischen Kräften läuft es sich doch etwas leichter. Immer wieder müssen Stefan und Daniel die Route absprechen und den Standort kontrollieren.

Ich habe bald völlig die Orientierung verloren. Aber wir laufen wohl in die richtige Richtung und kommen vorwärts.

Nach zwei Stunden klart der Nebel auf und die Sonne kommt hervor.

Die Umgebung stellt sich als sehr schön heraus, auch wenn der Nebel vorher seinen ganz eigenen Reiz hatte.

Wir haben heute verschiedene Routen anderer NPL-Läuferinnen zur Auswahl, entscheiden uns aber für unsere eigene Variante. Unser Hauptziel ist es, möglichst viel Sumpf zu vermeiden. Und das gelingt uns tatsächlich ziemlich gut. Dazu halten wir uns möglichst oberhalb der Täler und der Baumgrenze. Dafür müssen wir viel auf und ab laufen. Der Weg ist heute also das absolute Beintraining. Ständig geht es über Felsen, Geröll und Gesträuch. Letzteres vermeiden wir aber ebenfalls nach Möglichkeit, weil es einfach richtig nervig ist.

In der Hoffnung, dass das Gelände dort etwas leichter zu gehen wird, steigen wir auf das Urddalsfjellet hinauf. Das besteht überwiegend aus großen Steinplatten, die bei dem schönen Wetter einen angenehmen Untergrund darstellen.

Hier und da ist der Aufstieg ein wenig umständlich, aber es lohnt sich sooo sehr! Von hier oben hat man wirklich einmalige Aussichten auf das Blåfjell, egal in welche Richtung man blickt. Wir fanden das Skjækerfjell ja schon toll, aber das Blåfjell übertrifft dies um Längen! Selbst mit den Fotos ist die Landschaft nur schwer einzufangen. Mit Worten komme ich hier gar nicht weiter… Warum nicht also ein paar der gefühlt 100 Bilder sprechen lassen, die Stefan heute gemacht hat?

Auf unserem Weg sehen wir heute zwei Rentiere und jede Menge Frösche. Meistens schrecken wir sie mit unseren Schritten auf und warten dann erst ab, bis die kleinen Hüpfer außer Gefahr sind. Insgeheim würde ich aber gerne ein paar Frösche einfangen und sie als Mückenabwehrsystem rund um das Zelt positionieren.

Das Vorankommen gestaltet sich trotz wunderschöner Landschaft mühsam. Das ständige Auf- und Ablaufen, neue Ziele anpeilen und im Gelände nicht schnell laufen können, kostet viel Zeit.

Wir machen aber das Beste daraus. So bekommen alle Seen auf dem Weg Namen, die ihr Aussehen beschreiben. Deshalb passieren wir heute ein paar Schnecken (Nackt- und Weinbergschnecke), eine Scream-Maske und einen riesengroßen Delfin. Stefan ist unser Zugpferd und Navigator. Er scheint hier geradezu aufzublühen. Zudem hat er die Wetterlage ständig im Blick und motiviert Daniel und mich, heute weiter zu laufen als wir eigentlich wollen. Zum Glück setzt er sich durch. Für morgen ist jede Menge Regen vorhergesagt und da wäre es von Vorteil, nicht noch wahnsinnig weit durch das Fjell gehen zu müssen.

Als Stefan den Plan nach 7 Stunden und 16 km verkündet, sehen wir den Sinn darin durchaus, sind aber nicht übermäßig begeistert. Doch die letzten 10 km für heute, die es schlussendlich noch zusätzlich werden, klappen im Vergleich zu den vorherigen richtig gut.

Das Gelände ist wanderfreundlicher und dadurch geht es voran. Unsere Schlusszeit ist auf 18 Uhr festgelegt und – ganz ungewohnt für uns – wir finden nach nur fünf Minuten einen Zeltplatz.

Zuvor gab es einen steilen Abstieg, bei dem wir froh sind, ihn nicht im morgigen Regen machen zu müssen. Jetzt sind es morgen nur noch sechs Kilometer durch das Gelände und anschließend 17 km auf einer Straße. Da ist das Wetter egal, das schaffen wir definitiv. Und am Ziel erwartet uns das nächste Tourhighlight!

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Toll geschrieben, tolle Begegnungen, tolle Fotos und offensichtlich ganz viel tolles Essen. Weiterhin alles Gute, ich freue mich wie immer auf die Fortsetzung 🙂
    Hat der bra, Andrea

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