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NPL Etappe 7, Meråker bis Gjefsjøen

Tag 64, 17.07.2023

Gegen halb 7 stehen wir startbereit auf dem Hof.

Noch ein letzter Blick über das Gelände, das sogar einen Flugzeughangar besitzt. Den hat Steinar Gaundalen gebaut, damit er auch mal auf schnellem Weg vom Hof kommt. Leider ist er 2019 überraschend verstorben, so dass sich jetzt hauptsächlich seine Schwestern um den Hof kümmern, bis sie eine Idee haben, wie es damit weitergehen soll. Aktuell gibt es noch keinen Plan.

Wir steigen hinter dem Hof auf in den Wald.

Heute liegen mindestens 25 km bis zur Gjefsjøen Fjellgård auf uns und die werden vermutlich ziemlich anstrengend. Und natürlich wieder weglos.

Bis vor ein paar Jahren gab es eine sehr einfache „Wegmarkierung“. Da konnte man alten Telepraphenmasten folgen, die aber inzwischen abgebaut wurden. Man lege die Betonung auf abgebaut. Das vermutlich aufwändige Wegräumen hat man sich hingegen gespart und die Masten einfach in die Landschaft gelegt. Sie begegnen uns heute immer mal wieder.

Um den anstrengenden und langen Tag besser zu überstehen, gönne ich mir heute ein ganz besonderes Unterhaltungsprogramm. Mein herzallerliebster Freund Matze hat sich die Mühe gemacht, mir das Buch „Maurice, der Kater“ als Hörbuch einzusprechen. Jeder einzelne Charakter hat eine eigene Stimme. Und es gibt viele, sehr viele Charaktere! Es ist unglaublich toll!💚

Vielleicht auch deshalb sind die ersten 13 km bis zur Holden-Hütte gar kein Problem. Es ist trocken, ein leichter Wind weht und der Weg lässt sich einfach so gehen.

Kaum Sumpf, viel fester Untergrund! Und wieder so viele tolle Aussichten. Nachdem wir das erste Tal durchquert haben und auf der Anhöhe stehen, blicken wir auf jede Menge Berge. Viele davon sind auf der schwedischen Seite, da wir uns hier nur ca. drei Kilometer von der Grenze entfernt befinden.

Wir sehen immer wieder Regenschleier, die aber weit von uns entfernt sind.

Uns soll der Regen erst gegen Mittag erreichen.

Die Navigation ist auf jeden Fall sehr leicht und schon bald haben wir die Hütte erreicht.

Gerade einmal vier Stunden haben wir für die Strecke gebraucht.

Der Holden-Hof besteht aus mehreren Hütten, von denen eine, die Bekkstuggu, für uns DNTler zur Verfügung steht. Die Hütte ist ein richtiges kleines Schmuckstück. Wir setzen uns in die Hundehütte, die Gamlestuggu, da sie einen tollen Ausblick auf den See hat.

Aber natürlich schauen wir auch in die Nystuggu und entdecken ein Vorratsregal. Damit haben wir hier irgendwie gar nicht gerechnet! Ein Traum! Also kochen wir uns ein Mittagessen, genießen einen heißen Kakao und lassen derweil unsere Sachen vom heißen Ofen trocknen.

Als wir uns wieder auf den Weg machen, kommt der Regen. Denken wir zumindest und packen uns in die Regenkleidung. Das bereuen wir keine fünf Minuten später, denn wir gehen (oder stapfen) den bewaldeten Berg hoch und das ist extrem anstrengend. Vor allem mit vollem Bauch.

Und der Regen kommt doch noch nicht wirklich. Da stattdessen aber viele Mücken um uns herumschwirren, ist die Regenkleidung immerhin trotzdem eine gute Idee.

Wir folgen nun dem Weg von Sophie und Markus im letzten Jahr. Aber im Nachhinein betrachtet wäre der „offizielle“ Weg über die ehemaligen Telepraphenmasten vielleicht auch eine gute Wahl gewesen. 😀

Mühsam und mit immer neuen Kontrollen der Strecke geht es voran. Wir wechseln immer mal wieder zwischen Sophies Route und dem alternativen Weg. Manchmal sind richtige Pfade zu erkennen, was total entspannend ist. Die enden aber gerne völlig unvermittelt und tauchen dann an anderer Stelle wieder ebenso unvermittelt auf. Dazwischen ist viel Sumpf oder aber Wald mit dichtem Gestrüpp. Immerhin, wir können durch alle Flüsse mit unseren Schuhen.

Daniel und ich mühen uns hier ziemlich ab. Stefan ist irgendwann nur noch genervt und sprintet nahezu voraus. Woher er die Energie nimmt, ist mir ein Rätsel. Zeitweise wirkt er wie ein Hase auf der Flucht, so wilde Haken schlägt er auf seiner Route, um Bäume, Bodenlöcher und extremen Sumpf zu vermeiden. Klappt mal besser, mal gar nicht.

Zum Glück gibt es über den großen Kasttjønnelva eine Brücke

und danach (erstmal) wieder einen Pfad. Wir freuen uns, als wir auf der richtigen „Straße“ vom Gjefsjøen-See zu dem Haus ankommen. Gegen 17 Uhr ist es geschafft. 26 km querfeldein durch den Sumpf… Jetzt ist Pause angesagt!

Wir klopfen am Wohnhaus an. Nils Christian schaut uns mit großen Fragezeichen an. Er hat ganz offensichtlich keine Idee, wer wir sind und was wir wollen. Aber ein Blick in seine Emails erinnert ihn daran, dass wir uns angekündigt haben. Nur sind hier sämtliche Hütten belegt durch eine 17-köpfige Familie. Wir können es uns notgedrungen im Restaurant, wie Christian es nennt, gemütlich machen.

Das ist ehrlich gesagt nicht ganz das, was wir uns erhofft haben, aber da wir die Pause morgen auf jeden Fall brauchen, nehmen wir das so hin. Was bleibt uns auch anderes. Zelten wollen wir gerade nicht. Die Aussicht aus den Panoramafenstern ist auf jeden Fall ein Highlight

und das Begrüßungsbier (statt Cappuccino, danke Elke 😀) versöhnt uns auch ein bisschen.

Christian kocht für uns eine große (!) Portion Spaghetti mit Soße. Er ist durchaus überrascht, dass beide Töpfe hinterher leer sind. Aber essen geht inzwischen halt ganz gut.
Wir sitzen noch einige Zeit zusammen und Christian berichtet über das Leben auf dem Hof, die Schwierigkeiten, die das Leben hier mit sich bringt und dass er aber nie auch nur ansatzweise darüber nachgedacht hat, nicht hier zu leben. Ein bisschen abenteuerlich wird es, als er uns von seiner Suche nach einer Partnerin erzählt. Damit ist er vor ein paar Monaten in den norwegischen Schlagzeilen gelandet. Nur war die Suche bisher noch nicht erfolgreich. Wir drei sind uns allerdings nicht sicher, ob er wirklich eine Frau für eine Beziehung sucht oder eher eine Haushälterin. Zweiteres wäre auf jeden Fall dringend, wenn nicht gar sehr, sehr dringend nötig…
Als er über die verringerten Besucherzahlen seit Corona spricht, frage ich nach, wie viele Übernachtungen er pro Jahr verbuchen kann und wie groß die Unterschiede in den Jahren sind. Zahlen dazu hat er aber nicht. Ich bemerke, wie Stefan neben mir leicht zusammenzuckt. Der Sanierer in ihm verzweifelt wohl gerade.
Bevor sich weitere betriebswirtschaftliche Abgründe auftun, holen wir uns Matratzen, genießen eine leider recht kalte Dusche und machen es uns auf dem Boden in unserem „Apartment“ gemütlich.

Wir möchten aber betonen, dass Christian uns sehr sympathisch ist und er sich sichtlich Mühe gibt, sich um uns zu kümmern. Wir freuen uns also auf jeden Fall auf unseren Pausentag hier!

Ausblick

Die nächsten Tage gehen wir weiter weglos durchs Blåfjella und wechseln danach aus dem Sumpf auf die Straße. In 6-7 Tagen planen wir Røyrvik erreichen.


Strecke

Die Strecke der siebten Etappe im Überblick:

7 Wandertage, 160 km, 4.369 hm

(Gesamtstrecke: 1.248 km, 29.761 hm)


Das unterhalb der Karte angezeigte Höhenprofil bezieht sich auf die (erste) ausgewählte Teilstrecke. Die einzelnen Teilstrecken können innerhalb der Karte ausgewählt werden.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Das Fjell ist ein Traum und ging voll easy ich hatte aber auch Wetterglück nachdem ich einen Regentag im Zelt ausharrte immerhin mit Netflix wenn man hoch genug campt.
    dann bei tollstem Wetter ings nach Sandvika tipp hinter der Schule hats eine Langlaufloipe wo man gut campen kann und im Eingang der Schule hats 2 Steckdosen für die Powerbank. Und ist Daniel mit seinem Hilleberg zufrieden? liebe Grüsse

    1. Wir hatten im weiteren Blåfjell auch großes Wetterglück und pausieren gerade in Røyrvik. Der letzte Bericht folgt also kurzfristig. 😀
      Wir sind noch über Sandvika hinaus gegangen, nachdem wir uns an Buffet gestärkt haben. Aber danke für den Tipp. Den haben wir im Sandvika selbst auch nochmal bekommen.
      Daniel ist sehr zufrieden mit seinem Zelt und bereut den Austausch nicht.

      Liebe Grüße zurück und dir auch weiterhin eine god tur. 😀

  2. Hallo Ihr Zwei.
    Da habt Ihr nach den fast perfekten ersten Etappen ganz schön viel zu ertragen mit den ganzen Plagen und dem vielen Wasser. Wunderbar wie nachvollziehbar Ihr das beschreibt. Das Wort „usselig“ und das Lied „Jetzt ist Sommer“ kenne ich auch – hab im Rheinland studiert 🙂
    Ich wünsche Euch, dass Ihr Euren Humor behaltet und Eure Motivation immer wieder findet. Danke fürs Teilhaben lassen.
    Liebe Grüße,
    Andrea

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