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NPL Etappe 7, Meråker bis Gjefsjøen

Tag 61, 14.07.2023

Wir werden mehrmals in der Nacht vom Regen wach. Das schüttet ganz schön da draußen. Um sechs Uhr sind wir tatsächlich richtig wach. Denn eigentlich wollen wir heute früh los, um die 21 (oder mehr) Kilometer zur Setertjønnhytta gemütlich zu gehen. Aber so wie das regnet, wollen wir wirklich noch nicht aus dem Zelt raus. Selbst Daniel ist noch nicht gegangen. Dabei läuft er normalerweise gerne mal zwei Stunden vor uns los.
Jetzt sprechen wir aber eine Startzeit von halb 9 ab. Dann regnet es zwar noch, aber es müsste bald aufhören. Das ist dann erstmal immer noch ungemütlich, aber aushaltbar. Und nach 7 km kommen wir schon zur Skjækerdalshytta für eine warme Pause. Wir schätzen, dass wir 2 bis 2,5h brauchen werden. Im Sumpf geht es schließlich immer etwas langsamer.
Dick in die Regenkleidung gepackt, gehen wir los.

Ich bin noch bester Dinge und irritiere Daniel mit meiner guten Laune.😉 Wir zitieren die Wise Guys: „Sommer ist, was in deinem Kopf passiert“. Der Wanderweg gibt sich aber alle Mühe, mir die Laune zu vermiesen. Denn heute hat der Wanderweg all das im Angebot, was das Wanderherz nun wirklich gar nicht begehrt:
Regen, Sumpf, Wind, Schlamm, glitschige Steine, rutschige Wurzeln und teilweise auch überschwemmte Wegstücke. Der Regen hat den Wasserstand teilweise stark erhöht. Wie schlimm das wirklich wird, ahnen wir aber erstmal noch nicht.

Wir laufen, rutschen und stolpern weiter, immer das Ziel vor Augen. Bald kommt die Hütte und es wird schön. Daniel, der noch nicht gefrühstückt hat, ist im Kaffee-Modus. Er eilt uns voraus. Dank leuchtend oranger Jacke und roter Regenhülle am Rucksack geht er uns schon nicht verloren.

Die ersten Bäche lassen uns erahnen, dass das Regenwasser hier kein Spaß wird. Jedes Rinnsal ist über Nacht zu einem deutlichen Bach geworden, jeder Bach zu einem Fluss.

Allen gemein ist eine unglaublich starke Strömung. Zunächst können wir die Bäche noch irgendwie mit trockenen Füßen (wenn man das noch so nennen will) überspringen oder durchqueren. Den ersten richtigen Fluss schaffen wir mit einem größeren Umweg trocknenen Fußes. Da macht das Suchen mir noch Spaß. Doch dann kommen wir an den beschaulichen kleinen Fluss Tverråa. Nur ist hier nichts mehr beschaulich und klein. Der Fluss ist breit, laut, stark strömend und tief.

Und so wie es aussieht, müssen wir hier durch. Eine Brücke gibt es nicht. Wahrscheinlich ist sie im Normalfall auch gar nicht nötig, nur ist das hier gerade alles andere als normal. Wir gehen flussaufwärts und -abwärts, doch besser wird die Situation nicht. Klar ist in jedem Fall, dass wir die Schuhe wechseln müssen. Für die Wanderschuhe ist das hier nichts mehr. Die starke Strömung macht mir eine wahnsinns Angst, aber jetzt die Nerven verlieren ist eine ganz schlechte Idee.

Während ich mich aus meiner Wanderhose schäle und mich bemühe, nicht schon beim Furtschuhe-anziehen umzufallen, quert Daniel bereits den Fluss. Da ich so beschäftigt bin, sehe ich erst auf, als Daniel schon fast auf der anderen Seite ist. Ach du Schreck, wie tief steht er denn da im Wasser? Und wie soll ich das schaffen? Aber wie gesagt, Nerven behalten und dann klappt das schon irgendwie. Stefan geht voran, damit ich mich an seinen Schritten orientieren kann. Das Wasser ist zum Glück nicht eisig. Es fordert viel Konzentration, einen stabilen Stand zu halten. Aber vorsichtig kommen wir Schritt für Schritt voran. Und dann ist das andere Ufer erreicht. Geschafft! Uns fallen ganz viele Steine von den Herzen.

 

Jetzt nur wieder rein in die trockenen Hosen und die nicht ganz so trockenen Schuhe.

Die Freude über die gelungene Furt hält vielleicht eine Minute, nachdem wir weitergehen. Entsetzt sehen wir, dass vor uns direkt der nächste „Bach“ liegt. Sch****! Schon von unserer Anhöhe aus ist klar, dass wir auch dort nicht einfach drüber kommen. Jetzt wieder Schuhe ausziehen? Muss das sein? Daniel scheint den Bach-Fluss als persönliche Beleidigung wahrzunehmen, denn er schlägt sich entschlossen über und durch den nicht sehr wegsamen Hang, auf der Suche nach einer geeigneten Furtstelle. So richtig fündig wird er nicht. Man kann die Stelle allenfalls als Kompromiss bezeichnen. Es fehlt nicht viel und Daniel hätte ein Bad genommen. Doch nur die Schuhe holen sich Abkühlung. Dank Daniels Hilfe komme ich unbeschadet ans andere Ufer, Stefan schafft es allein. Ich weiß gar nicht mehr, wie viele dieser Bach-Flüsse es noch waren. Etliche.

Bei einem kleineren Fluss haben wir einfach keine Lust mehr, die Schuhe auszuziehen. Nass sind unsere Füße ohnehin schon. Was soll jetzt noch passieren? Der Wasserpegel ist wieder hoch, aber wenn man schnell genug ist, sollte nicht zu viel in die Schuhe laufen. Meint Stefan jedenfalls. Daniel ist sowieso alles egal und er watet einfach durch den Fluss. Ich vertraue darauf, dass Stefans „schneller-als-das-Wasser-Taktik“ auch für mich eine gute Idee ist. Aber nein, leider gar nicht. Für mich jedenfalls. Stefan steht am anderen Ufer, ich noch mitten im Fluss. Und vor lauter „Schnelligkeit“ vergesse ich anscheinend eine Grundregel: Immer drei feste Punkte am Boden haben. Weniger Fixpunkte + starke Strömung = Simone im Wasser.

Irgendwann musste es ja unweigerlich passieren. Zum Glück ist der Fluss nicht sehr tief, so dass ich einfach im Wasser sitze. Stefan und Daniel machen sich offensichtlich deutlich mehr Sorgen um meine Lage und springen direkt ins Wasser, um mir aufzuhelfen. Damit steigt dann auch Stefan (endlich😀) endgültig in den Nasse-Füße-Club ein. Ich bin nun wohl das ranghöchste Clubmitglied, aber was solls. Und ich lerne, dass ein nasser Schuh diverse Zwischengrade an Nassheit haben kann. Vor dem Fluss war darin ein Teich. Nun ist es ein großer See. Zum Glück sind es jetzt nur noch 1,5 km bis zur Hütte. Stefan gibt zur Motivation regelmäßige Abstandsangaben durch. Dagegen steht der steile und total rutschige Abstieg zur Hütte. Absurd wird es für mich, als ich Daniel hinter mir singen höre „Es ist Sommer, egal ob man schwitzt oder friert, Sommer ist, was in deinem Kopf passiert…“. Ist das noch gute Laune oder schon Verzweiflung? 😂

Aber wir kommen an.

Nach fast vier Stunden und diversen Furtstellen-Suchen kommt Stefans Uhr auf etwas über 9 km. Daniels zeigt weniger an. Woran das liegt, wissen wir nicht.
Nun müssen wir erstmal aus den nassen Sachen raus. Ich kann meinen rechten Schuh tatsächlich ausschütten. Das hatte ich bisher noch nicht. Das meiste Wasser hat die Socke gespeichert. Da lohnt sich das Auswringen.

Sofort heizen wir den Ofen im Wohnbereich ein. Im Trockenraum steht ein eigener Ofen. Auch der wird sofort angefeuert. Binnen kürzester Zeit verwandelt sich der Trockenraum in eine Dampfsauna und der Wohnraum in ein nasses Chaos.

Rucksackinhalte liegen verstreut, zwei klatschnasse Zelte werden über Stühle gespannt und danach die üppig gefüllte Vorratskammer geplündert.

Und wir beschließen das einzig Vernünftige: Wir gehen heute nicht mehr weiter. Die 14 km zur Setertjønnhytta beinhalten diverse Bäche und oder Flüsse, die teilweise schon auf den Satellitenbildern von Norge i bilder zu erkennen sind. Wie die dann heute aussehen, wollen wir wirklich nicht herausfinden. Wir hoffen, dass besseres Wetter dazu führt, dass die Wasserstände sinken. Die Wettervorhersage spricht zumindest dafür.

Den weiteren Tag verbringen wir mit nasse Sachen umschichten, Öfen einheizen, „Boah, ist das warm hier drin“ sagen, wenn man von draußen reinkommt, essen, einen undichten Packsack ausbessern (mit mäßigem Erfolg), essen, über den Tag philosophieren und essen.

Das Wetter hört nicht ganz auf uns und regnet tatsächlich immer mal wieder. Das ist frech, aber gegen Abend kommt die Sonne raus. Wir hoffen, dass sie ein gutes Zeichen für morgen ist. Dann essen wir noch schön zu Abend, packen für den nächsten Tag und verschwinden ins Bett. Das war definitiv der härteste Tag bisher…

Tag 62, 15.07.2023

Heute sind wir zwei Monate unterwegs! Das muss gefeiert werden!

Passend zum Feiertag lacht uns am Morgen die Sonne entgegen. Es ist gerade mal fünf Uhr, aber nach ein paar Minuten ist die Restmüdigkeit verschwunden und wir packen unsere Sachen. Um 6.20 Uhr starten wir dann.

Die Landschaft sieht sehr vielversprechend aus, jetzt wo wir sie richtig sehen können. Noch besser ist allerdings der Blick auf den kleinen Bach hinter der Hütte. Stefan hat den Wasserstand beobachtet, gestern nachmittag, am Abend und heute morgen. Die Wassermenge hat kontinuierlich abgenommen und lässt uns zuversichtlich auf die heutige Wegstrecke blicken.

Und tatsächlich, jedes Rinnsal ist heute ein Rinnsal und jeder Bach nur ein Bach. Ich jubiliere bei jedem einzelnen – wir können sie ganz normal passieren.

Gestern wäre der Weg absolut undenkbar gewesen. Die nahezu endlose Anzahl an kleineren und größeren Bächen hätte uns ein Vorankommen nicht ermöglicht. Heute ist das alles kein Problem. Und so kann ich mich einfach sehr häufig freuen, wie leicht das Wandern sein kann.

Nach 7 km machen wir die erste Pause an der Nationalparkgrenze vor einem großen Fluss.

Dieser hat aber eine Brücke, die zwar etwas abenteuerlich zusammengesetzt wurde, uns aber zuverlässig trägt.

Dann nehmen wir die nächsten 7 km in Angriff. In der Setertjønnhytta wollen wir nämlich eine ausgedehnte Pause machen und auf dem Weg dorthin erwartet uns noch ein Highlight: der geografische Mittelpunkt Norwegens! Also los!

Sonne und endlos viel Sumpf (hört der jemals auf?) gestalten den Weg ziemlich anstrengend, aber immer wieder blicken wir uns glücklich in der Gegend um. Ist das schön hier! Der Nationalpark ist definitiv ein Erlebnis!

Wir geben uns Mühe bei der Wegfindung, um unsere Schuhe möglichst lange trocken (Stefan), teichfrei (Simone) oder seefrei (Daniel) zu halten. Wirklich erfolgreich ist nur Stefan. Ich muss ihm den Mitgliedsausweis vom Nasse-Füße-Club wohl doch wieder wegnehmen.

Am geografischen Mittelpunkt angekommen, machen wir natürlich ein paar Fotos.

Vom Mittelpunkt unserer Reise sind wir noch ein ganzes Stück entfernt, aber es ist trotzdem ein tolles Gefühl, es bis hierher geschafft zu haben.

Der letzte Kilometer zur Hütte verfliegt. Insbesondere deshalb, weil es einen befestigten Weg vom Mittelpunkt dorthin gibt. Um 11 Uhr sind wir nach 14km am Zwischenziel. So schnell geht das, wenn der Weg nicht überflutet ist…

Die Setertjønnhytta ist wieder sehr schön. Das Regal über dem Ofen wird direkt von unseren Schuhen und Socken in Anspruch genommen. Bis der Ofen richtig einheizt, dauert es aber. Gut, dass wir die Zeit mit einer hervorragend gefüllten Vorratskammer überbrücken können.

Uns wird hier ein bisschen schwer ums Herz. Das ist unsere letzte Hütte auf der Reise, die Lebensmittel bietet. Nicht verwunderlich also, dass wir völlig maßlos zuschlagen. Stefan und ich teilen uns erst eine Tafel Schokolade, dann eine Dose Pfirsiche. Anschließend esse ich ein paar Asianudeln und Stefan Knäckebrot mit Nugatti aus der Tube. Als Abschluss bereitet Stefan dann noch eine Familienpackung Pfannkuchen zu, die wir allerdings zu dritt verputzen. Schließlich sind wir ja auch eine kleine Wanderfamilie hier. Und da die norwegischen Feuermelder anscheinend alle empfindlich sind, geht auch hier ein Alarm los. Den können wir aber zum Glück selbst schnell ausschalten. 😀

Ziemlich vollgefressen gehen wir weiter. Doch ohje, der Ofen hat doch noch gut geheizt. Fast ein bisschen zu gut, könnte man meinen… denn Daniel hat plötzlich zwei Socken in der Hand, deren Zehenbereich zu einer harten Masse zusammengeschmolzen ist. Und bei Stefan hat sich die Spitze eines Schnürsenkels verabschiedet. Wir müssen alle über so viel geballte Intelligenz lachen. Einfach herrlich, wenn so dumme Sachen passieren. Es ist ja zum Glück nichts ernstes. Allerdings werde ich das Gefühl nicht los, dass Daniel die Socken sowieso loswerden wollte. Schließlich hat er es ja bereits in der Veresstua auf einen Brandschaden angelegt…

Um 14 Uhr machen sich die drei dicken fetten Pfannkuchen auf den weiteren Weg. Zumindest fühlen wir uns so.

Ab jetzt geht es auf in das weglose Gebiet. Nach kurzer Zeit kommen wir zu einem Fluss, der wieder gefurtet werden will.

Nach der Querung gestern sind wir aber deutlich zuversichtlicher und kommen auch alle wieder gut auf die andere Seite.
Danach laufen wir durch traumhaft schöne Landschaften. Es ist wirklich toll, die Umbegung bei schönem Wetter genießen zu können.

Da ist dann auch mal der Sumpf (fast) egal. Am zweiten großen Fluss haben wir Glück, denn dort steht eine Brücke. Super! Das hatten wir gehofft, aber sicher waren wir nicht.

Die weglose Navigation klappt richtig gut. Stefan und Daniel fachsimpeln immer wieder über die Richtung, aber weit ab vom Kurs sind wir nie. Wir stellen wieder fest, dass wegloses Wandern leichter sein kann, als einem schlecht markierten Weg zu folgen.

Immer näher kommen wir dem Sjækerhatten und dem Sukkertoppen.

Zwischen den beiden Bergen geht es für uns bergauf und dort wollen wir zelten. Allerdings sieht das ganz schön steil aus. Andererseits hört dann endlich mal der Sumpf auf und die Aussicht auf festen Boden ist definitiv eine gute. Jetzt heißt es nur noch, den besten Weg bergauf zu finden. Meine beiden Bergführer machen einen tollen Job und so kommen wir erstaunlich schnell nach oben.

Und der Blick zurück! Wie großartig die Natur sein kann!

Oben angekommen strahlen wir uns alle glückselig an. Wir haben es geschafft! Viel wegloses Gelände, ein steiler Berghang und wir stehen hier und sind einfach glücklich.

Jetzt brauchen wir nur noch einen Zeltplatz, aber auch der ist zeitnah gefunden. Wir kraxeln über ein paar Felsen

und dann stehen wir plötzlich vor einem riesengroßen Bergsee, auf dessen gegenüberliegender Seite wir eine halbwegs trockene Stelle für unsere Zelte finden. Drumherum ist alles klatschnass, also schlafen wir heute Zelt an Zelt.

So müssen wir uns morgen zur Abstimmung der Startzeit keine Nachrichten schreiben, sondern können einfach miteinander reden. 😀Nachrichten schreiben ginge aber, denn auch hier haben wir ein kleines bisschen Netz. Die Netzabdeckung in Norwegen ist echt beeindruckend.

Während Daniel telefoniert, erkunden Stefan und ich noch ein bisschen die Gegend und machen es uns auf ein paar Felsen gemütlich.

Was war das für ein toller Tag. Schöner hätten wir den „Jubiläumstag“ nicht verbringen können!

Tag 63, 16.07.2023

In der Nacht stürmt es ziemlich heftig. Dabei steht unser Zelt sogar relativ windgeschützt. Ich werde ständig von den lauten Geräuschen wach. Das nervt. Irgendwann schlafe ich dann aber doch nochmal ein und als ich das nächste Mal verschlafen auf die Uhr schaue: 7.45 Uhr. Aaaah! Stefan, aufwachen! Ich springe förmlich aus meinem Schlafsack und fange an zu packen. Stefan sieht das alles ganz entspannt und meint, dass wir doch erst um 9 Uhr losgehen wollen. Aber bekanntlich brauchen wir morgens etwas Zeit, bis alles fertig ist.

Noch regnet und stürmt es total. Doch tatsächlich haben wir um kurz nach 9 die Außenzelte eingepackt und gehen los.

Jetzt müssen wir erstmal vom Berg runter.

Die Schritte wollen gut gesetzt sein, denn die nassen Felsen sind mit dem starken Wind nicht der angenehmste Untergrund. Zudem fließt hier durch den Regen deutlich mehr Wasser als gestern.

Aber die Bäche bereiten uns keine Probleme. Vor uns liegen heute 15 weglose Kilometer bis Gaundalen. Das schaffen wir also auf jeden Fall. Aber der Weg ist ziemlich anstrengend. Zumindest fühlt er sich für mich so an.

Der Abstieg klappt gut und die Gegend ist toll.

Ich mag die raue Felsgegend, die von Bächen durchzogen ist, sehr. Dass hier dichte Nebelschwaden durch die Hänge ziehen, verschönert die Stimmung nur noch. Danach geht es am sanft abfallenden Berghang hinab. Die weite Ebene vor uns verspricht eins ganz deutlich: Überall ist es nass und – selbstverständlich – sumpfig.

Da ich heute mit feuchten Socken in nasse Schuhe steigen durfte, ist nach kurzer Zeit wieder Überschwemmung im rechten Schuh angesagt. Ich übe mich auch hier in Akzeptanz und Gleichgültigkeit. Das geht nun schließlich noch für hunderte Kilometer so weiter (zum Glück mit trockenen Unterbrechungen!).

Irgendwann wird die Fläche wieder bewaldeter. Wir versuchen immer einen Weg zu finden, der möglichst baumfrei ist und das gelingt uns ganz gut.

Mitten im Wald entdecken wir etwas unterhalb von uns plötzlich einen Wanderer. Der junge Norweger freut sich total, nach sieben Tagen endlich wieder mit jemandem reden zu können. Er sagt uns, dass der restliche Weg bis Gaundalen gut zu finden sei. Nur mit viel Sumpf. Erzähl mir doch mal einer was Neues…

Dann entdecken wir noch eine Hinterlassenschaft, die theoretisch dem eines Schafs ähneln könnte. Nur müsste das wirklich ein sehr, sehr großes Schaf sein… ob hier wohl ein Bär unterwegs war? Schließlich befinden wir uns in einer Bärengegend…

Vier Kilometer vor unserem Ziel kriegen wir dann alle nochmal nasse Füße. Wir müssen tatsächlich doch einen Fluss furten.

Irgendwie hatten wir das alle nicht erwartet. Die Gauna wird oberhalb unserer Furtstelle gestaut, um den Strom für Gaundalen zu erzeugen.

Wir haben zwar eine ordentliche Strömung, aber der Wasserstand ist recht niedrig Die Furt ist also einfach und „sehr erfrischend“.

Über die nächsten beiden Flüsse führt aber jeweils definitiv eine Brücke.

Der Weg, der nun bald als solcher zu erkennen ist, zieht sich sehr. Die Schritte sind anstrengend und machen keinen Spaß. Der Bauernhof Gaundalen ist schon von Weitem zu erkennen.

Das erleichtert den Weg nicht wirklich. Aber schlussendlich ist der Sumpf bezwungen. Zumindest für heute.

Am Hof angekommen, werden wir direkt fröhlich von Stine, der Hundedame, begrüßt. Kurz darauf kommt auch Eldbjørg aus dem Haupthaus und zeigt uns unsere Hütte für die Nacht.

Wir hatten uns per Mail vorab angekündigt und so wusste sie schon, wer da vor ihr steht. Unsere Hütte ist einfach, hat aber ein eigenes Klo und einen Schuhtrockner. Daniel und ich sind natürlich sofort hin und weg!

Im Haupthaus treffen wir in der Küche auf Hans Viktor und einen Freund, der ihn auf seiner NPL-Tour ein Stück begleitet. Hans Viktor ist anscheinend in Norwegen relativ bekannt und so eine Art Influencer. Zumindest „kennen“ wir ihn schon von Facebook/Instagram. Die beiden gehen aber heute noch weiter und so sitzen wir bald darauf alleine in der Küche und genießen das WLAN. Das gibt es nämlich nur hier. Handynetz gibt’s hier gar nicht.

Außerdem erzählen wir ein bisschen mit Eldbjørg über das Leben auf so einem verlassenen Hof, die Schafe, die dort leben und unsere weitere Tour. Ich erfahre, dass es tatsächlich Bären gibt und die Schafe deshalb gar nicht so gerne in die Natur wollen. Auch der Vielfraß ist hier anzutreffen. Das wollen wir aber wirklich nicht hoffen…

Da ich vorab angefragt hatte, ob wir hier wohl etwas zu essen bekommen könnten, kocht Eldbjørg für uns. Das ist ein besonderer Service, den es hier normalerweise nicht gibt. Wir haben also ziemlich großes Glück! Und finden, dass wir ein ziemliches Festmahl bekommen. Es gibt Frikadellen, Kartoffeln, Brokkoli und Blumenkohl und dazu zerlassene Butter und braune Soße. Vielen Dank an Jutta, die uns dieses Essen gesponsert hat. 😀Danach sind wir satt und glücklich!

Anschließend telefonieren wir noch mit Kathi, die nun wieder unterwegs ist und ihre Tour jetzt ganz entspannt gestalten wird. Gute Entscheidung!

Am frühen Abend verabschieden wir uns. Wir wollen morgen wieder früh los, um vor dem Regen am Nachmittag möglichst viel Strecke geschafft zu haben. Mal sehen, wie das wird. Sumpf gibt es jedenfalls wieder…
Aber danach wartet ein Pausentag auf uns.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Das Fjell ist ein Traum und ging voll easy ich hatte aber auch Wetterglück nachdem ich einen Regentag im Zelt ausharrte immerhin mit Netflix wenn man hoch genug campt.
    dann bei tollstem Wetter ings nach Sandvika tipp hinter der Schule hats eine Langlaufloipe wo man gut campen kann und im Eingang der Schule hats 2 Steckdosen für die Powerbank. Und ist Daniel mit seinem Hilleberg zufrieden? liebe Grüsse

    1. Wir hatten im weiteren Blåfjell auch großes Wetterglück und pausieren gerade in Røyrvik. Der letzte Bericht folgt also kurzfristig. 😀
      Wir sind noch über Sandvika hinaus gegangen, nachdem wir uns an Buffet gestärkt haben. Aber danke für den Tipp. Den haben wir im Sandvika selbst auch nochmal bekommen.
      Daniel ist sehr zufrieden mit seinem Zelt und bereut den Austausch nicht.

      Liebe Grüße zurück und dir auch weiterhin eine god tur. 😀

  2. Hallo Ihr Zwei.
    Da habt Ihr nach den fast perfekten ersten Etappen ganz schön viel zu ertragen mit den ganzen Plagen und dem vielen Wasser. Wunderbar wie nachvollziehbar Ihr das beschreibt. Das Wort „usselig“ und das Lied „Jetzt ist Sommer“ kenne ich auch – hab im Rheinland studiert 🙂
    Ich wünsche Euch, dass Ihr Euren Humor behaltet und Eure Motivation immer wieder findet. Danke fürs Teilhaben lassen.
    Liebe Grüße,
    Andrea

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