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NPL Etappe 6, Røros bis Meråker

Tag 56, 09.07.2023

In der Nacht sehen wir eine wunderschöne Morgenröte über dem Bergpanorama.

Der Fluss unterhalb unseres Zeltplatzes ist von leichtem Nebel überzogen. Man könnte sich das Naturschauspiel ewig ansehen, wäre es nicht gerade zwei Uhr morgens. Ich entscheide mich also nach einer Weile draußen doch wieder für den Schlafsack.

Morgens begrüßt uns die Sonne. Das wird ein warmer Tag heute.

Der Wanderweg ist leider ziemlich breit und extrem matschig. Es wirkt so, als wären hier eher wenige Wanderer, dafür aber umso mehr Quadfahrer unterwegs. Schön ist anders.

Wir entdecken in der Gegend immer wieder Bergbauspuren. Mal näher, mal weiter weg, aber hier war früher mal viel los. Wir folgen dem Weg zur Bjørneggen-Hütte. Letztes Jahr war dieser wohl noch großräumig gesperrt, dieses Jahr ist der Weg aber frei. Zumindest ein Teil des Wegs, wie wir feststellen. Als wir wieder an der Baumgrenze ankommen, würde der Weg zur Hütte abzweigen. Dieser Weg ist aber immer noch gesperrt, da weiter unten im Tal ein Damm nicht passierbar sein soll.

Stattdessen gibt es eine Umleitung über Gilså. Da unsere Route ohnehin dort vorbei führt, ist die „Umleitung“ für uns kein Thema. Nur den Weg von dort zur Hütte sparen wir uns. Hinter Gilså machen wir eine Pause.

Heute begleiten uns mal ganz normale Bremsen. Nicht schön, aber solange immer nur eine Plage zu Besuch ist, kommen wir damit wohl irgendwie klar. Stefan läuft auf dem weiteren Weg hinter mir und macht permanente Ansagen: „linkes Bein oben. Rechtes Bein Innenseite…“ Wir spielen aber keine neue Form von Twister, sondern er sagt mir, wo es sich gerade eine Bremse gemütlich gemacht hat. So kann ich sie verscheuchen. Zumindest haben wir damit auf dem Weg Beschäftigung. Wir laufen jetzt nämlich für etliche Kilometer über einen Waldweg. Der ist hübsch, schön schattig und der Boden ist ein sehr angenehmer Untergrund.

Nur geht es kilometerlang stur geradeaus. Rechts und links nichts als Bäume. Es ist also nicht besonders aufregend.

Als wir an einem Bach Wasser auffüllen, kommen uns zwei Schafe entgegen. Sie bleiben völlig perplex stehen, drehen sich ein paar Mal im Kreis und flüchten dann. Aber natürlich nie mehr als 20 Meter. Dann bleiben sie stehen und sind wieder erstaunt, dass wir noch auf der Straße sind. Ich habe es ja schonmal gesagt, aber die Tiere glänzen hier wirklich nicht mit Intelligenz. Das Spiel geht also für ein paar Kilometer so weiter. Irgendwann stoßen aus dem Dickicht noch drei weitere Schafe dazu. Dann haben sie aber Glück. Wir finden eine tolle Pausenstelle mit erhöhter Holzplattform und Pausenbank. Es ist echt wieder warm. Also liegen wir eine Weile nur faul auf den Bänken rum.

Die Motivation, jetzt weiter durch den Waldkorridor zu laufen, ist nicht so riesig. Aber auch der ist bald geschafft. Von dort geht es ein paar Meter auf einer Straße weiter. Wir suchen kurz unsere Abzweigung, die uns weiter durch Wald führen soll und finden sie dann auch. Der weitere Waldweg ist wieder breit, nur der Eingang total zugewuchert. Und dann sind wir schon in Meråker.

Über Fahrradwege geht es einmal durch den halben Ort bis zum Hybeltunet, unserer heutigen Unterkunft. Nach einem Anruf kommt ein Mann, der uns eincheckt. Wir belegen eine Wohnung, die aus einer Wohnküche, einem Badezimmer sowie zwei Schlafzimmern besteht. Das ist absolut perfekt für uns! Wir erfahren, dass die Gebäude hier eigentlich ein Internat für Skisportler ist, das während der Sommermonate für Touristen zur Verfügung steht. Richtiges Internats- bzw. Jugendfeeling kommt auf, als wir unsere Betten mit Sternchenbettwäsche beziehen.

Nach der Dusche gehen wir zur Tankstelle, um unsere Bäuche vollzutanken 😎 (Entschuldigung für dieses schlechte Wortspiel). Eine Alternative gibt es leider nicht. Sonntags hat hier alles geschlossen. Die Tankstelle, die definitiv mehr Imbissbude als Tankstelle ist, ist rappelvoll. Wir warten fast eine Stunde auf unsere Bestellung. Das nervt ein klitzekleines bisschen, aber die Arbeitsabläufe sind hier auch nicht gerade optimal. Eine Mitarbeiterin kümmert sich alleine um sämtliche Essen und ist damit ziemlich gefordert, ein Mitarbeiter kassiert und übernimmt vorzugsweise die Softeisbestellungen und die dritte Dame sieht ihre Hauptaufgabe darin, hübsch zu sein und die männliche Kundschaft in ihrem Alter anzustrahlen. Wir stehen ja lang genug herum, um uns das Spiel genau anzusehen…

Als wir die Bestellung dann endlich erhalten, sind wir ernüchtert. Nie im Leben ist das die doppelte Portion Pommes, die wir eigentlich bestellt haben. Der Verkäufer erklärt aber auch auf Nachfrage das Gegenteil und wir haben nun einfach keine Lust auf Diskussionen.

Also kaufen wir danach noch eine Tiefkühlpizza, weil wir immer noch hungrig sind. Im Nachhinein hätten wir das Geld dafür auch direkt verbrennen können. Der Effekt wäre der exakt selbe gewesen… Als wir nämlich leicht frustriert wieder in der Wohnung ankommen, schmeißen wir die Pizza in den Ofen. Nur haben wir wohl irgendwo ein Stück der Plastikfolie unter der Pizza kleben lassen, denn auf einmal riecht es nicht ganz gesund und der Ofen sieht auch etwas verraucht aus. Ohje, da lüften wir mal lieber schnell.

Tja. Leider ist der Raum hier aber mit einem äußert pingeligen Rauchmelder ausgestattet und binnen Sekunden ist Alarm. Dabei ist tatsächlich nichts weiter passiert. Sowas haben wir noch nie geschafft. Natürlich können wir den Rauchmelder nicht deaktivieren. Und als wäre das alles nicht peinlich genug, sind die Rauchmelder auf dem gesamten Gelände funkvernetzt. Hier ist also Lärm ohne Ende. Zum Glück wohnt hier heute nur eine weitere Wanderin, die uns besorgt zur Hilfe eilt. Nur gibt es ja gar nichts zu helfen. Ich sehe vor mir schon, wie hier gleich ein Großaufgebot der örtlichen Feuerwehr steht und wünsche mir, der Boden würde sich auftun. Zum Glück hat die andere Dame ganz schnell geschaltet, den Besitzer angerufen (der gerade Urlaub macht. Ich bezweifle, dass wir hier nochmal willkommen sind🤦‍♀️) und es kommt ein junger Typ und schaltet die Alarmanlage ab. Wir entschuldigen uns etliche Male. Er lacht nur und verschwindet dann wieder. Kurz darauf kommt dann der Feuerwehrmann. Glücklicherweise ist es derjenige, der uns heute auch schon eingecheckt hat. Er fragt lachend, was wir angestellt haben und bietet uns dann einen Kurs im TK-Pizza backen an.

Das hat man wohl davon, wenn man sich über einen zu langweiligen Wandertag beschwert…

Pizza gibt es heute also nicht mehr. Stattdessen telefonieren wir mit Stefans Schwester Ulrike und machen es uns danach auf dem Sofa gemütlich. Wir schauen „Edward mit den Scherenhänden“ (toller Film!) und verschwinden dann ins Bett. Aufgrund der Größe jeder in sein eigenes. Also Bett und Zimmer. Ziemlich ungewohnt. So schlafe ich heute in rosa Sternchen, Stefan in grünen. Nahezu ein Traum.

Tag 57, 10.07.2023

Wir starten den Pausentag mit einem großen Einkauf. Der Tag will mit Essen gefüllt werden und die Rucksäcke mit Lebensmitteln für die nächste Etappe. Beim Hinausgehen begegnet uns unser Feuerwehrmann. Er sieht lustig besorgt aus, als wir ihm mitteilen, dass wir heute nochmal kochen wollen. Jetzt ist er immerhin vorgewarnt.

Danach gibt es das übliche Pausenprogramm. Wir nutzen die Waschmaschine (wir haben wieder eine eigene!), machen den Blog fertig und bereiten die Etappe vor. Zudem sind wir wahnsinnig froh, heute nicht wandern zu müssen. Draußen ist eine wahnsinnige Hitze. Gegen Mittag entwickelt sich diese zu diversen Gewittern. Umso besser, dass wir nicht draußen sind. Außerdem klären wir noch ein paar Details zu Unterkünften auf der nächsten Etappe ab (wir bekommen in Gaundalen sogar was zu essen, Kathi!😉) und der Tag fliegt mal wieder… Das einzige, was ein Pausentag mit Pause zu tun hat, ist auch wirklich nur die Pause vom Wandern…

Ausblick

Die nächste, wieder etwas längere Etappe führt uns durch das teilweise weglose Blåfjella Skjækerfjella bis nach Rørvik, wo unser erstes Versorgungspaket auf uns wartet.


Strecke

Die Strecke der sechsten Etappe im Überblick:

6 Wandertage, 127 km, 2.318 hm

(Gesamtstrecke: 1.089 km, 25.392 hm)


Das unterhalb der Karte angezeigte Höhenprofil bezieht sich auf die (erste) ausgewählte Teilstrecke. Die einzelnen Teilstrecken können innerhalb der Karte ausgewählt werden.

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