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NPL Etappe 2, Evje bis Seljord

Tag 12, 26.05.2023

Als ich aufstehen will, fragt mich mein Körper, weshalb ich so zögerlich bin. Es wäre doch alles gut. Ich stehe also auf und bin erstaunt. Tatsächlich tut nichts weh. Nach dem gestrigen Tag habe ich mit was anderem gerechnet. Nur mein linkes Knie fragt schüchtern, ob ich es denn heute bitte mit weniger Schneeeinbrüchen versuchen könne. Ich verspreche mein Bestes zu geben. Da ich aber keine Ahnung habe, was der Weg heute für uns bereit hält, ist das Versprechen nicht so viel wert. Wir verbringen einen herrlich gemütlichen Morgen in der Hütte.

Ich schreibe den Bericht des Vortags und Stefan frühstückt derweil die Reste des Abendessens. Für mich gibt es nach der Schreiberei Müsli. Dann wird abgewaschen, Wasser geholt, Feuerholz nachgelegt, gepackt und die Hütte gefegt. Man soll die Hütte immer so verlassen, dass die nächsten Besucher sofort „einziehen“ können, ohne noch irgendwas holen oder machen zu müssen. Wenn man total erschöpft vom Tag ist oder ganz schlechtes Wetter herrscht, sind das wichtige Punkte. Bis wir mit allem fertig sind, ist es fast 12 Uhr. Ganz schön spät. Aber nach dem späten Abend gestern war klar, dass wir heute nicht früh unterwegs sind. Allerdings wollen wir heute auch wirklich nur eine kurze Etappe einlegen. Unser Ziel ist die Vindilshytte, die nur 12 oder 13 Kilometer entfernt ist. Der Weg ist mit vier bis fünf Stunden angegeben. Wir lassen uns überraschen und hoffen darauf, dass es leichter wird als gestern. Sicherheitshalber starten wir aber mit Gamaschen.

Kurz hinter dem ersten Hügel wird es ziemlich warm. Finde ich zumindest und ziehe meine Jacke aus. Acht Grad und Sonne sind bei mir T-Shirt-Wetter, zumindest bei sportlichen Aktivitäten. Und dazu zählt das Wandern hier ganz eindeutig. Wir haben heute ein bisschen Glück. Der Weg ist stückweise etwas weniger nass und deutlich weniger verschneit.

Man will sich fast dazu hinreißen lassen, es als angenehm zu beschreiben. Dafür gibt es dann aber dennoch – wer hätte es gedacht – zu viel Sumpf. Stefan bleibt bei seiner bewährten Taktik und läuft einfach stur über jedes noch so sumpfige Feld. Nur gelegentlich entfährt ihm ein „Huch“, aber dann ist er auch schon weitergegangen.

Ich bin nach gestern weiterhin nicht so mutig und teste, suche nach Alternativen und komme so auch trockenen Fußes voran. Unsere zweite Pause wollen wir hinter einem Fluss machen, bei dem wir nicht wissen, ob und wie wir furten können oder ob es eine Brücke gibt. Aus der Entfernung klingt der Fluss groß und laut. Als wir ankommen ist er zwar breit, aber hat einen niedrigen Wasserstand und jede Menge Steine. Hier ist der optimale Wanderweg sogar auf den Steinen angegeben.

Toller DNT-Service, wobei uns die Querung auch sonst keine Schwierigkeiten bereitet hätte.

Danach geht es ein kleines Stück über eine Schotterstraße und dann wieder den nächsten Berg hinauf. Wir haben keine Schwierigkeiten, den Wanderweg zu finden. So gar keine. Leider. Und das, obwohl kaum Markierungen zu sehen sind. Der „Wanderweg“ wurde hier durch die denkbar unschönste Art und Weise vernichtet, indem eine Raupe quer über den Berghang eine breite Schneise der Verwüstung gezogen hat.

Es sieht schrecklich aus. Es dauert, bis wir das Elend hinter uns gelassen haben und wieder im ursprünglichen Gelände ankommen. Über Felsen und durch Wälder laufen wir, bis wir wiederum zu einer Schotterstraße kommen. Diese führt ziemlich steil hinab. Da freuen sich die Beine! Danach geht es aber recht eben weiter bis wir zur Vindilhytte kommen. 12km waren es gerade mal bis hier hin. Aber etwas müde sind wir dennoch. Stefan sogar besonders. Ihm steckt der gestrige Tag noch richtig in den Knochen, da er in der letzten Nacht total schlecht geschlafen hat.

Nur hat die Hütte zu bzw. wäre sie vermutlich offen, hätten wir vorher reserviert. So richtig gut gefällt es uns hier ohnehin nicht. Also? Genau, weiter! Blöd nur, dass der weitere Weg uns (natürlich) wieder einige hundert Höhenmeter auf den nächsten Berg führt. Dass wir da während des Anstiegs keinen Zeltplatz finden, ist uns beiden klar. Rauf müssen wir aber so oder so, also warum nicht heute. Eine letzte Pause gibt es am Hang in der herrlich warmen Sonne, dann erklimmen wir die letzten Meter nach oben.

Sobald wir dort sind, tauchen schon die ersten Schneefelder auf. Na das kann ja heiter werden auf dem weiteren Weg. Wir ahnen, dass wir hier nicht so schnell Zeltplätze finden werden, haben aber doch Glück. Es gibt eine trockene, etwas versteckte Stelle. Zwar müssen wir unsere Luftmatratzen mit ein bisschen Kleidung unterfüttern, um die Unebenheiten auszugleichen, aber wir sind zufrieden.

Nach 15km beenden wir unseren heutigen Wandertag. Das klingt besser als 12, finde ich. Außerdem soll es morgen auch wieder eine U-20-Etappe geben. Nur sind wir uns noch gar nicht schlüssig, wie wir überhaupt weitergehen wollen. Der Weg heute war Schnee-technisch entspannt. Wie es ab hier weiter geht? Wissen wir erst morgen. Wir haben die Option, uns weiter durchs Gelände zu schlagen oder alternativ sehr viel Straße zu gehen. Wir vertagen die Entscheidung auf den nächsten Tag und schlafen lieber erstmal…

Tag 13, 27.05.2023

Stefan fühlt sich total erholt, ich mich gar nicht. Meine Nacht war um vier vorbei und dementsprechend motiviert bin ich. Also genau gar nicht. Aber wir gehen natürlich weiter.

Die Entscheidung fällt, dass wir bis zu einer Weggabelung gehen und dann konkret entscheiden. Ist es bis dahin schwer, nehmen wir die Straße, ist es machbar, geht es weiter durchs Gelände. Wir starten unsere Tour, indem wir die Wegmarkierungen für unsere Richtung suchen. Wir finden sie aber nicht und beschließen deshalb querfeldein zu gehen. Und dann ist der Weg plötzlich wieder da. Verrückt. Wir haben wieder strahlenden Sonnenschein und heute ist es so warm, dass sogar Stefan auf eine Jacke verzichtet. Der Weg ist überraschend schneefrei.

Sumpfig natürlich trotzdem. Aber das muss ich eigentlich nicht mehr extra erwähnen, schätze ich…

Bis wir an die Weggabelung kommen, hat uns der Schnee erreicht. Aber nur ganz wenig und so entscheiden wir uns natürlich für den Bergweg. Wir sind ja schließlich nicht zum Straße laufen hier. Allerdings läuft es bei mir heute gar nicht. Jeder Schritt ist mühsam und ich finde es nur anstrengend. Das richtige Lied, dass mir heute die Laune rettet, kam auch noch nicht… Bis zur Abzweigung sind wir gerade mal fünf Kilometer gelaufen. Unser Ziel, die Hengelstjønnloftet, ist laut Schild noch 4 bis 5 Stunden entfernt. Da die Uhr bereits wieder 11.40 Uhr anzeigt (schnell waren wir auf den letzten fünf Kilometern nämlich nicht. Sumpf halt…), haben wir heute noch gut zu tun. Zum Einstieg geht es direkt einen Berg hinauf. Mir ist unendlich warm und ich brauche eine kurze Pause, auch wenn die andere noch nicht lang her ist. Zwei Stückchen Schokolade später geht es weiter. Und dann machen Annenmaykantereit mit „Katharina“ die Wanderwelt für mich ein kleines bisschen besser. Als Seiler und Speer dann noch „Ham kumst“ zum Besten geben, bin ich glücklich und lasse meinen Körper Körper sein. Jetzt wird endlich richtig schön gewandert. Dabei schwelge ich in Erinnerungen an manch schöne Abende bei meiner Schwester, die bei uns im Dorf wohnt.

Der Weg führt uns irgendwann zu einer größeren, glatten Felsengruppe, auf der wir unsere Mittagspause machen. Wir liegen ein bisschen faul auf dem Felsen rum und lassen uns von der Sonne auf den Bauch scheinen. Im Nachhinein sind wir doppelt froh über diese Pause, denn danach fängt das Elend an. Gefühlt keine fünf Meter nach unserer Pausenstelle stoßen wir auf Schnee.

Nun folgen gut zwei Kilometer Schnee. Es sind keine vereinzelten Schneefelder mehr, nur noch vereinzelte schneefreie Flecken.

Und der Schnee ist hoch. Ich gehe voraus und versuche uns eine brauchbare Spur zu bahnen. Laut Stefan klappt das wohl ganz gut. Er kann vergleichsweise entspannt hinter mir her gehen. Zudem lobt er die Schneekonsistenz, weil wir nicht ganz so oft einbrechen.

Und kaum sagt er das, gibt der Schnee nach. Immer und immer wieder. Mal nur bis zum Knie, mal bis zur Hüfte. In guten Momenten sind das andere Bein und die Stöcke stabil, so dass man einigermaßen leicht wieder hoch kommt. Oft genug klappt das aber nicht. Ich erkläre den Schnee zu meinem offiziellen Erzfeind und kämpfe mich verbissen durch. „Bedroom Exile“ von Giant Rooks wird mein Verbündeter. Ich werde es in Endlosschleife hören, bis wir an der Hütte ankommen. Wie ein ewiges Mantra. Stundenlang das selbe Lied. Ich kann den Text auch jetzt im Nachhinein noch nicht auswendig. Der Weg fordert meine Konzentration.

Weiter und weiter geht es durch den Schnee. Dass wir effektiv nicht voran kommen, ist logisch. Ich fluche, schimpfe und gehe, stolpere weiter. Unterkriegen lassen ist absolut keine Option. Den Blick für die Umgebung verliere ich dabei komplett. Wir kommen an unzähligen, noch größtenteils von Eis bedeckten Seen vorbei.

Dazwischen immer wieder ziemlich überflutete, schneefreie Stücke.

Wir wechseln uns ab. Ich suche die Routen durch den Schnee, Stefan die durch den Sumpf. Irgendwann können wir dann ein Stück über einen Grat laufen. So gut wie schneefrei. Das hält nicht allzu lange an, aber es tut unfassbar gut. Vor dem Schnee-Elend hatten wir noch 9km vor uns. Der Plan war, nun alle 3km eine kleine Pause zu machen, um uns den Weg in Etappen aufzuteilen. Bis die nächsten drei Kilometer geschafft sind, vergehen zwei Stunden. Nur weil wir dem letzten Kilometer recht gut laufen können, sind wir so schnell. Und müde. Und ziemlich kaputt.

Irgendwann, wahrscheinlich vor Stunden, hat sich die Sonne hinter Wolken versteckt. Wahrscheinlich wurde es irgendwann ziemlich frisch im Schnee, aber wahrgenommen haben wir das nicht. Jetzt an der Pausenstelle ist es aber lausig kalt. Wir essen wieder nur etwas Schokolade, also viel zu wenig, wollen aber nur noch weiter und ankommen. Allerdings nutzen wir hier schnell die Gelegenheit, noch Internet zu haben und buchen die heutige Hütte vor. Nötig wäre das eigentlich nicht, aber Daniel kam nicht hinein und wir hoffen, mit der Buchung das Problem zu umgehen (wir stellen später fest, er war an der falschen Hütte😂).

Die restlichen knapp 6km laufen wir durch. Der Schnee lässt nach und der Weg ist damit deutlich besser zu gehen. Für mein Empfinden rennen wir geradezu über den Weg, aber das ist wohl eher unser normales Tempo. Allerdings nehmen wir kaum noch Rücksicht auf die Umgebung. Vom vielen Schnee sind die Füße mittlerweile ohnehin richtig nass und daher vermeiden wir nur noch tiefe Wasserlöcher. Ich fühle mich geschafft, müde und kalt. Und dann kommt natürlich nochmal Schnee. Egal, einfach weiter. Einsinken, einbrechen, egal.

Erst als uns ein steiler Aufstieg bevorsteht, wird das Tempo zwangsweise gesenkt. Die Muskeln brennen. Wieso muss das kurz vor Ende noch sein? Aber das schaffen wir jetzt auch noch. Höher und immer höher geht es den Berg hinauf. Ein bisschen klettern darf natürlich auch nicht fehlen, es war ja bisher auch wirklich ein Spaziergang. Und dann kommen wir oben an und schlagartig sind alle Strapazen vergessen. Der Ausblick, der sich uns bietet, haut uns um.

Es ist unglaublich. Glück strömt durch den Körper. Schmerzen und Ärger sind wie weggeblasen. Ein eiskalter und starker Wind weht hier oben, aber wir bleiben immer wieder stehen und bestaunen das sich uns bietende Bild. Wir blicken auf verschneite Berge, etliche Seen und bis weit in die Ferne. Ich fühle mich frei und glücklich. Und auch ein bisschen stolz, mir diesen Ausblick selbstständig erkämpft zu haben. Was könnte es Schöneres geben, als jetzt genau in diesem Moment hier zu stehen?

Der Abstieg verlangt nochmal unsere letzte Konzentration. Die Wegmarkierungen sind eng gesetzt. Bei Nebel ist die Orientierung sicherlich extrem unangenehm. Spannend ist dennoch, dass die Wegmarkierung uns an einer Stelle trotzdem unmittelbar an die Felskante führt. Das muss bei Nebel wohl nicht sein. Wobei, dann würde man es wahrscheinlich auch nicht merken… Ein letztes Schild weist uns darauf hin, dass es zur Hütte noch 15 Minuten sind. So lang brauchen wir nicht.

Im Dachgeschoss haben wir eine Wohnung für uns allein.

Unten ist schon viel los. Wir unterhalten uns aber nur kurz, versorgen uns mit Proviant und verschwinden nach oben. Stefan kann eine seiner Socken auswringen. Der Schuh hat komplett aufgegeben. Der alte Jøtulofen versorgt uns aber schnell mit Wärme. Jetzt nur noch Wasser am See holen und dann wird gekocht.

Wir beginnen unser Menü mit Lys Labskaus (hat nichts mit unserem Labskaus zu tun, das ist hier ein Kartoffeleintopf), einem kleinen Rest Spaghetti, die hier zufällig noch liegen und ein paar Pfannkuchen. Klingt tatsächlich nach deutlich mehr, als es war. Wenn man den Tag über so gut wie nichts isst, muss man abends zumindest versuchen, das irgendwie aufzuholen.

Heute sind wir 18km gewandert. Als Souvenir habe ich mir von der Strecke diverse Kratzer und ein paar blaue Flecken mitgebracht. Es war ziemlich hart, gleichzeitig aber auch nicht. Wir hatten uns auf Schnee eingestellt, also waren wir vorbereitet. Dass es so viel Schnee sein würde, hat uns dennoch überrascht. Würde ich den Weg nochmal gehen? Die Antwort lautet ja. Warum? Vielleicht weil ich verrückt bin.😀 Vielmehr aber, weil es sich am Ende doch gelohnt hat. Und weil es eine Herausforderung war. Und das reizt mich. Ebenso, meine Grenzen zu testen. Grenzwertig war der Weg heute aber nicht. Anstrengend ja. Nervenaufreibend auch zeitweise. Aber nicht kritisch. Wandern ist im Wesentlichen eine Kopfsache. Körperliche Fitness ist von Vorteil, kommt aber mit der Zeit von allein. Sich immer und immer wieder durch Schnee und Matsch und sonstige Widrigkeiten zu kämpfen, dabei immer wieder zu lachen und am Ende glücklich zu sein, ist aber reine Kopfsache. Es kommt immer auf die persönliche Einstellung an, mit der man der Strecke begegnet. Wir stehen noch ganz am Anfang der Tour und hoffen, dass wir uns die Haltung bewahren. Ich gehe jetzt ins Bett und lasse mich von den Giant Rooks in den Schlaf singen. Morgen sind dann wieder andere Lieder dran.

Tag 14, 28.05.2023

Damit wir richtig wach werden, gönnen wir unseren Haaren eine Wäsche im Wald. Die ist bitter nötig und da die Sonne heute wieder strahlt, passt das ganz gut. Bevor wir starten, räumen wir unser Apartment wieder auf. Es sind während des Abends keine Leute mehr in unsere Dachgeschosswohnung gekommen. Im unteren Teil der Hütte war dafür wohl deutlich mehr los. Vielleicht sahen wir also schlimmer aus, als wir dachten, so dass wir potentielle Mitbewohner schon vor der Tür verschreckt haben.

Wir machen noch einen kurzen Abstecher in den Vorratsraum und schreiben noch ins Hüttenbuch. Dann geht es los. Heute ist es richtig windig. Ich habe nur meine dünne Merinojacke an und friere tatsächlich etwas. Da hilft nur warmlaufen. Direkt nach dem Start schon wieder anhalten und umziehen finde ich nämlich blöd. Bis mir warm wird, dauert es zwar ein bisschen, aber es klappt. Wir gehen für die ersten vier Kilometer einen hübschen Wanderweg durch den Wald am See entlang. Laut Komoot ist der Weg eben und flach, aber wir wissen schon lange, dass Komoot in Bezug auf die Höhenmeter einer Tour nicht zu trauen ist. Vielleicht zählt das Programm aber auch einfach erst Anstiege ab 100 Höhenmetern. Wir wissen es nicht, laufen aber so einige Hügel hoch und runter. Deshalb wird mir dann auch warm.

Vom Wald aus geht es auf die Straße. Das ist weder spannend noch wahnsinnig abwechslungsreich, aber die Kilometer fliegen quasi unter uns hinweg. Wir laufen ein bisschen den Berg hinauf, haben immer wieder tolle Aussichten

…und dann geht es nahezu nur noch bergab. Im Tal angekommen, machen wir eine Pause direkt am See. Die Aussicht ist toll, nur der Wind möchte uns lieber vertreiben. Wir trotzen dem zunehmenden Wind eine Weile, aber irgendwann gewinnt er. Schnell anziehen und weiter.

Wir sind sehr unentschlossen, wie weit wir heute wandern wollen. Der nächste geplante Campingplatz ist insgesamt 40km entfernt. Das machen wir heute nicht, auch wenn man auf der Straße schnell voran kommt. Wahnsinnig viel laufen geht aber auch nicht, sonst lohnt der Tag morgen kaum. Erstmal geht es weiter an der Straße entlang. Ein Autofahrer hupt und grüßt uns freundlich. Die Geste freut uns.

Am Straßenrand halten wir immer wieder Ausschau nach Zeltplätzen, finden aber nichts. Als wir uns nach 18km zur nächsten Pause am Seeufer mit Strand entschließen, entdecken wir ein Schild, das uns mitteilt, dass zelten hier ausdrücklich erlaubt ist. Wir überlegen hin und her und entscheiden uns schlussendlich für’s Bleiben. Ganz zufrieden sind wir dennoch nicht. Die Strecke ist eigentlich lang genug und unsere Körper sind vermutlich ganz froh, heute nicht so viel Anstrengung gehabt zu haben, aber gleichzeitig kommt uns der Wandertag auch seltsam kurz vor. Morgen stehen dann 22km und eine lang ersehnte Dusche auf dem Programm. Also alles gut. Und trotzdem habe ich das Gefühl: wenn schon Straße, dann auch bitte schnell vorankommen. So ein Quatsch. Ich muss die „langsamen“ Fjelltage schließlich nicht durch möglichst schnelle Straßenkilometer wett machen. Wir haben Zeit genug. Vielleicht ist es auch nur das seltsame Gefühl, nicht total platt anzukommen. Mal mit richtig guten Kraftreserven zu stoppen ist doch eigentlich auch schön. Da es immer noch ziemlich stark weht, sind wir früh im Zelt, spielen Karten und lauschen den Wellen, die nur knapp neben uns am Ufer brechen. Wenn das mal kein gutes Einschlafgeräusch ist!

Dieser Beitrag hat 11 Kommentare

  1. Tolle Eindrücke, lebendig beschrieben. Insbesondere die Mücken höre ich sogar bis hier nach RuKa😊. Die nächst Pizza habt ihr euch schon jetzt verdient – viel Spaß dabei. Ich freue mich schon auf den Bericht über die dritte Etappe.

    1. Vielen Dank! 😀
      An unserem heutigen Zeltplatz am See fühlen sich auch die Mücken sehr wohl. Aber es ist einfach doch zu schön hier, so dass wir das wohl in Kauf nehmen müssen.

  2. Ich musste doch schmunzeln wie du schreibst, dass die Hütte einfach nicht auftauchen will und du anfingst auf Teufel komm raus zu fluchen. Genauso erging es mir vor einem Jahr. Als ich schon dachte, dass es die Hütte überhaupt nicht gibt, tauchte sie dann urplötzlich vor mir auf. 30 min später hörte ich eine Gruppe französische Wanderer laut fluchend um die Ecke biegen.
    Ich verfolge mit starkem Interesse eure Berichte die sehr gut geschrieben und schön zu lesen sind. Hoffe doch inständig, dass der Schnee sich in kürze verflüssigt und ihr die Vidda vielleicht doch noch stemmen könnt.

    1. Die Vidda liegt inzwischen nicht mehr auf unserer Route. Selbst wenn wir da irgendwie durchkommen würden, könnten wir Jotunheimen dieses Jahr wohl nicht machen. Daher halten wir uns nun in Richtung Fagernes und dann Vinstra.
      Auch auf der alternativen Route gibt ganz viele tolle Orte zu entdecken, so dass wir nicht traurig sind, dass die Vidda für uns nicht möglich ist. Jotunheimen werden wir sicher in einem Urlaub dann nochmal nachholen. 😀

  3. Schön zu hören, dass es euch gut geht. Auch ich kann mich noch an das steile Stück zur Hütte erinnern. Na ja ist ja erst einbüßt Tage her. Allerdings war ich die Nacht vorher auf der Skarsvassbu und hatte nur die 16 km vor der Nase. Trotzdem war ich fix und fertig, so dass ich die neue Hütte überhaupt nicht registriert habe Erst als es in der alten schon gemütlich warm war bin ich beim Erkundungsgang darauf gestoßen. Vielleicht treffen wir ja nochmal aufeinander… Vi sees!

    1. Im Moment sind unsere Routen ja doch sehr unterschiedlich, aber weiter im Norden besteht ja evtl. nochmal die Chance auf ein Treffen. Wir würden uns jedenfalls sehr freuen!

  4. Hallo, danke fürs Mitnehmen. Ich lese seit Beginn eurer Reise mit und fiebere mit bzw. lasse mich vin euren Strapazen mitreißen. Ja, Sumpf und Moos und Zelt, gemeine Mischung! Wünsche euch weiterhin viel Spaß… Silke aus Österreich 💪🥾🙂

  5. Hey, es macht super viel Spaß eure Tour zum Nordkapp hier mit zu lesen und mit zu erleben!
    Ich drücke euch die Daumen das sich der Schnee zurück zieht und ihr gut weiter kommt.
    Ich freue mich schon auf die nächste Etappe.
    Viele Grüße
    Namie

    1. Vielen Dank! Mit der neuen Route sollte der Schnee kein so großes Thema mehr sein. Aktuell stehen wir am Follsja auf einer kleinen Halbinsel. Hier ist richtig Sommer. 😀

  6. Hei ihr beiden 🙂

    bin jetzt am Campingplatz in Dalen und hatte nun endlich Zeit (und gutes Internet) euren neuen Blogbeitrag komplett zu lesen. Wirklich sehr unterhalb geschrieben!

    Der viele Schnee in der Austheiane war teilweise wirklich anstrengend, die sumpfigen Bereiche wurden da schon zur Erholung. Genauso wie Stefan bin ich irgendwann einfach flott drübergelaufen. Hat immer gut funktionieren, nasse Schuhe kriegt man in dem Gelände eh irgendwann. Bin gespannt, wie es bei euch weitergeht. 🙂

    Viele Grüße
    Daina

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