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NPL Etappe 13, Kilpisjärvi bis Alta

Tag 119, 10.09.2023

Wir waren gestern Abend zwar müde, aber der Wind hat die Nacht zum Tag gemacht. Für das Zelt waren die Böen kein Problem, für unseren Schlaf aber schon. Ich frage mich während der Nacht häufiger, wie ich meine Ohropax wohl verloren habe, aber nein, sie stecken in den Ohren. Es ist einfach nur wahnsinnig laut.

So liegen wir wach, gucken zwischendurch den Mond und die Sterne an (was theoretisch sehr romantisch klingt, hätte man dabei nicht Sorge, permanent vom Wind zu Boden geworfen zu werden) und drehen uns dann wieder auf den Matten hin und her. Ziemlich gerädert stehen wir auf und stemmen uns nach dem Packen in den Wind. Wir sind wahnsinnig froh, dass er von hinten kommt. Gegen den Wind zu gehen, wäre kaum möglich. Auch so ist es zeitweise sehr herausfordernd. Die Beine bewegen sich, als hätten wir gestern definitiv kein Wasser getrunken. Doch unsere Köpfe sind klar und versuchen die Bewegungen irgendwie sinnvoll zu koordinieren.

Neben der weiterhin beeindruckenden Landschaft, kommen wir heute an einer …Landmarke? vorbei. Mitten im Nirgendwo steht ein alter, verlassener Wohnwagen.

Vielleicht ist es die norwegische Variante des Magic Bus‘ (Into the wild). Realistischer ist allerdings, dass wir hier ein Beispiel einer sehr seltsamen norwegischen Angewohnheit haben. Schon im Süden ist uns aufgefallen, dass alte und kaputte Autos entweder mitten in der Landschaft abgestellt oder aber als eigenwillige Gartendekoration „verwendet“ werden. Autos zu entsorgen bzw. zu verschrotten ist hier (unserem Eindruck nach) kein Thema.

Wir schauen uns den Camper also nur im Vorbeigehen an und folgen dem Weg. Wir müssen über ein paar Berge, die Dank der Quadspur einfach zu gehen sind. Hinter dem letzten, dem Vuossogálvárri, geht es dann für den restlichen Weg bergab. Die Sonne kommt heraus und der Wind lässt nach. Es wird also richtig schön. Und dann erblicken wir in der Ferne plötzlich etwas: Das Meer!

Deutlich über 100 Tage ist es her, dass wir zuletzt auf das Meer, die Nordsee, geblickt haben. Nun erblicken wir mit dem Altafjord das europäische Nordmeer. Das ist für mich ein sehr eigenartiges Gefühl. Es sind im Moment wirklich viele verschiedene Emotionen, die sich die Klinke in die Hand geben. Da löst dann auch ein verschwommener Blick auf einen kleinen Fjord eine Menge Gedanken aus.

Irgendwann kommt uns ein Paar auf einem ATV entgegen. Sie wollen jagen gehen (Hühner, keine Rentiere). Wir erzählen wieder das Übliche und die beiden bieten uns sogar ihr Gästezimmer für die Nacht an. Ein super tolles Angebot! Aber da wir schon ein Hotel haben, müssen wir dankend ablehnen. Sie verstehen das und ergänzen direkt, dass so ein Frühstücksbuffet auch echt das Beste sei, wenn man wandern würde. Das können wir eindeutig bestätigen!

Während einer Pause bereichern wir unsere Snacks noch mit vielen herrlich leckeren Blaubeeren.

Und dann geht es weiter bis zur Straße durch Birken- und Kiefernwald. Wie wunderbar das duftet!

An der Straße angekommen, ist dann nicht mehr viel Spannendes zu sehen. Wir sind zügig unterwegs, die Autofahrer benehmen sich alle gut und wir genießen das sommerliche Wetter.

Im Hotel stellen wir tatsächlich einen leichten Sonnenbrand in unseren Gesichtern fest. Na sowas!

Gegen 16 Uhr sind wir angekommen und haben 33 km geschafft. Richtige Wege beschleunigen das Tempo wirklich ungemein. Nach einer heißen Dusche gehen wir direkt essen. Alle Vorräte sind aufgebraucht und wir haben Hunger! Den restlichen Abend verbringen wir mit Familientelefonaten und der weiteren Planung. Morgen ist Pausentag. Der letzte. Ohje!

Tag 120, 11.09.2023

Wir sind um 7 Uhr beim Frühstück und genießen es rund 2,5 Stunden. Aber keine Sorge, wir essen nicht die ganze Zeit durch. Wir lassen uns einfach viel Zeit und machen es uns gemütlich.

Danach gibt es das altbekannte Programm. Stefan macht den Blog, ich kaufe ein. Zuerst geht es in das hiesige Einkaufszentrum. Es ist riesig. RIESIG! Ich suche die Sportläden und finde sie natürlich erst als letztes. Ich komme mir hier fürchterlich deplatziert vor zwischen den ganzen Länden und all den Menschen. Es sind vor allem viele Touristen, die mit Stadtplänen umherwandern. Was die alle in Alta wollen, weiß ich nicht. Ich bin hier natürlich auch nur Tourist, aber irgendwie auch nicht. Es ist komisch. Ich finde in den Läden nicht, was ich suche und flüchte schnell aus dem Einkaufszentrum.

Im Supermarkt fühle ich mich deutlich wohler. Hier kenne ich mich aus und da wir nur Lebensmittel für knapp drei Tage brauchen, bin ich schnell fertig.

Unser Hotelzimmer ist mit einer Bosebox ausgestattet und wir genießen es heute sehr, (hotelzimmergeeignete) laute Musik in guter Klangqualität zu hören. Das sind manchmal die Kleinigkeiten, auf die man sich freut: Zuhause wieder richtig die Musik aufdrehen zu können.

Für den späten Nachmittag haben wir uns mit Daina verabredet, die heute in Alta ankommt. Da wir uns zuletzt auf dem Padjelantaleden gesehen haben, wird das bestimmt nochmal ein schöner Abend.
So vergeht der Tag wieder im Nu.

Blick aus dem Hotelzimmer

Ausblick

Tja, was soll ich hier noch groß schreiben? Next stop: Nordkapp!

Genau genommen ist das Ziel ja gar nicht das Nordkapp, sondern der Knivskjellodden. Das ist nämlich Norwegens nördlichster Punkt. Das Nordkapp ist hingegen nur die Touristelle. 😉

Das obligatorische Foto machen wir dort natürlich trotzdem, da es einfach bekannter ist.

Der Plan sieht aktuell so aus, dass wir am Knivskjellodden unser ganz privates Tourende feiern und am nächsten Tag zum Nordkapp gehen. Dort feiern wir dann das offizielle Ende.

Von dort geht es direkt per Bus zurück nach Alta. Im Hotel wollen wir die Etappe und die ganze Tour ausklingen lassen. Eventuell realisieren wir dort, was in den letzten Monaten passiert ist. Wahrscheinlich aber nicht.

Am Nordkapp gibt es übrigens eine Webcam: https://nordkapp.panomax.com/
Vielleicht seht ihr dort in ca. neun Tagen am Vormittag zwei Gestalten mit Rucksack. Auf das genaue Datum legen wir uns aber noch nicht fest. Vielleicht geht es schneller oder langsamer. Unser InReach wird es wohl verraten.

Die nächsten Tage geht es nun auf jeden Fall tendenziell an der Straße entlang. Wir wählen also den kurzen Weg (~230 km) statt nochmal eine Fjelletappe über das Stabbursdalen einzulegen. Wir haben uns aus verschiedenen Gründen dazu entschlossen. Dieses Mal war das aber eine sehr einfache Entscheidung. 😀

Ob es den nächsten Etappenbericht noch aus Norwegen oder doch schon wieder aus Deutschland gibt, wissen wir noch nicht. Mal sehen, wie es uns am Ende geht und wie groß die Motivation in den Tagen danach ist. Habt also bitte Verständnis für eine eventuelle Verzögerung. 😊


Strecke

Die Strecke der 13. Etappe im Überblick:

7 Wandertage, 206 km, 4.826 hm

(Gesamtstrecke: 2.482 km, 61.679 hm)


Das unterhalb der Karte angezeigte Höhenprofil bezieht sich auf die (erste) ausgewählte Teilstrecke. Die einzelnen Teilstrecken können innerhalb der Karte ausgewählt werden.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. Hallo Ihr Zwei,
    da schafft man es ein paar Wochen nicht, Euch zu folgen – und schon habt Ihr es geschafft… Wie schnell die Zeit vergeht. Eure 13. Etappe war ja wunderschön, traumhaftes Wetter, Licht und Landschaft. Die anderen Etappen lese ich demnächst auch noch nach und freue mich natürlich, wenn Ihr es schafft, Euer Finale zu posten.
    Alles Gute, Andrea

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