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Hardangervidda, Tag 16 bis 22

Tag 16, Wandertag 13

Um kurz nach fünf weckt mich der Wind. Es weht wieder ganz schön. Ach Wind, wir haben dich ehrlich gesagt nicht vermisst. Dafür gesellt sich auch die Sonne wieder dazu. Bis sieben Uhr versuchen wir noch, mehr schlecht als recht zu schlafen. Dann ist aufstehen angesagt.
Wir haben es gestern Abend schon befürchtet und heute morgen haben wir die Gewissheit. Wir müssen irgendwo vom Weg abgekommen sein, denn in Norwegen sind wir eindeutig nicht mehr. Wir befinden uns jetzt in Schnakenland. Unser Zelt ist über Nacht zum angesagtesten Balz-Platz geworden. Die Mengen an Schnaken nehmen ungeahnte Größen an. Beim Schuhe anziehen schüttelt Stefan routinemäßig seine Schuhe aus und aus einem (!) Schuh fallen bereits mindestens 10 der Viecher. Ich wünschte, ich würde hier übertreiben, aber nein. Wir versuchen, möglichst viele der Tierchen vor und während des Zusammenpackens zu erwischen und in die Freiheit zu entlassen, aber es ist schlicht nicht möglich. Dann doch lieber schnell weiter.

Zur Abwechslung weht es heute immer mal wieder von hinten und überhaupt nicht von vorne. Da läuft es sich gleich viel leichter. Überhaupt läuft es heute richtig gut. Um viertel nach 9 sind wir schon unterwegs und die Kilometer fliegen nur so unter uns hinfort. Der Wanderweg ist streckenweise richtig gut markiert und dann wieder nicht zu erkennen. Es macht uns viel Spaß, immer wieder zu suchen oder einfach nach eigenem Empfinden zu laufen. Viel falsch machen können wir hier bei diesen guten Wetterbedingungen nicht.
An einem Fluss suchen wir recht lange nach einer geeigneten Stelle zur Querung. Es liegen so viele Steine im Wasser, dass es einfach eine Möglichkeit geben muss, aber entweder gibt es doch eine zu große Lücke oder manche Steine unterhalb der Wasseroberfläche sind zu rutschig, als dass man auf ihnen vernünftigen Halt finden könnte. Es hilft alles nichts, die Barfußschuhe müssen ran. Damit ist der Fluss schnell bezwungen. Während wir das andere Ufer erreichen und uns unsere Wanderschuhe anziehen, kommt ein anderes Wanderpaar. Sie versuchen ebenso, eine passierbare Stelle zu finden, ohne nasse Füße zu bekommen. Irgendwann kapitulieren sie aber auch.

Auf dem weiteren Weg kommen wir den Rentieren wieder ein Stück näher. Heute sehen wir einen Beinknochen samt Huf. Lebendiger werden die Tierspuren also irgendwie nicht.
Der Weg führt uns heute wieder zurück nach Dyranut, aber nur die letzten drei Kilometer vor der Hütte doppeln sich. Die 17km davor sind landschaftlich wieder schön und abwechslungsreich.

Heute dürfen wir immer mal wieder durch sumpfige Abschnitte laufen. Das geht unmittelbar in die Beine, aber da die Passagen eher kurz sind, macht uns das nicht viel aus. Manchmal versinkt man bis zu den Knöcheln, andere Male erwartet man das und dann ist der Boden vergleichsweise fest. Besonders verrückt sind die normal aussehenden Stellen, die aber extrem viel Wasser unterhalb der Oberfläche haben. Da fühlt es sich an, als ob man auf einem Wasserbett laufen würde.

Auf einem Berg machen wir eine Pause. Danach ist mir für eine Weile etwas schlecht. Anscheinend war die Mischung aus Wasa-Sandwich, Maoam und gefüllten Schokoeiern doch ein bisschen zu wild. Aber es wird gegessen, was die Vorräte hergeben.

Gegen 13.30 Uhr können wir die Dyranuthütte schon sehen. Sie liegt auf dem gegenüberliegenden Berg und ist noch 5km entfernt. Die schaffen wir dann auch noch zügig. Während wir weiter gehen, mache ich ganz normal einen Schritt nach vorn und plötzlich fliegen vor mir bestimmt fünf Vögel und ein Rebhuhn (?) aus dem Gras auf. Ich habe sie vorher nichtmals erahnen können. Der Schreck war also auf beiden Seiten ähnlich groß. Ein weiteres Rebhuhn steht etwas verloren und überrascht auf dem Weg und scheint nicht so richtig zu wissen, was da gerade passiert ist. Dann entscheidet es sich von jetzt auf gleich, einfach drauflos zu rennen und verschwindet ein paar Meter weiter in den Sträuchern.

Heute haben wir übrigens ebenfalls immer wieder einen Blick auf den Hardangerjøkulen. Es wird stetig beeindruckender, sich ihm zu nähern. Bevor wir zur Hütte kommen, müssen wir natürlich erst noch von unserem Berg hinunter und den nächsten wieder hinauf. Im Tal befinden sich ein paar Häuschen, von denen aus sich alle abgehenden Wanderwege gabeln.

Als wir letzte Woche hier entlang wanderten, standen dort ein paar sehr neugierige Pferde. Jetzt ist noch eine kleine Herde Kühe hinzugekommen. Und der Wanderweg führt mitten durch. Das versuchen wir lieber nicht und laufen querfeldein drumherum. Bevor es an den nächsten Aufstieg und die letzten drei Kilometer geht, machen wir noch eine Pause.

Praktisch ist, dass wir der Straße und damit der Zivilisation so nahe sind, dass es hier schon wieder Internet gibt. Ein paar Sachen wollten wir nämlich noch nachsehen für die nächsten Tage. Für die letzte Nacht hatten wir überlegt, in Finse nochmal ins Hotel zu gehen. Die Recherche ergibt, dass die Option besteht. Allerdings ist unser letztes Hotel in Tyssedal tatsächlich quasi ein Schnäppchen gewesen im Vergleich zu dem aufgerufenen Preis von ca. 300 EUR hier. Nee danke. Dann doch lieber ins Zelt. Während der Pause essen wir nur ein bisschen Knäckebrot. Wir verfolgen nämlich den Plan, an der Hütte eine längere Pause einzulegen, damit der Blogartikel der letzten Woche veröffentlicht werden kann und dabei etwas zu essen. Und als wir dort ankommen, fällt unser Blick beim Betrachten der Speisekarte direkt auf den Burger mit Pommes. Wir überlegen nicht lange und bestellen das Gericht. Wohlgemerkt als Zwischensnack – nicht, dass hier jemand denkt, das würde unser Abendessen ersetzen.

Das Essen kommt und sieht super aus. Ich empfehle Stefan noch, die am Rand liegenden sauren Gurkenscheiben mit auf seinen Burger zu legen, aber Stefan lehnt ab: „Den kann ich nicht mehr aus der Hand legen“. Eventuell sind wir etwas hungrig. Nach dem Essen fühlen wir uns kurzzeitig gesättigt, aber nicht allzu voll. Gruselig. Insgesamt sitzen wir zwei Stunden in der Hütte, bis wir mit allem fertig sind. Inzwischen ist es 18 Uhr.

Wir sind erholt und laufen deshalb noch weiter. Bisher sind wir 20km gelaufen, aber da geht noch was. Schließlich wollen wir nicht in straßennähe zelten. Fünf Kilometer später, nach insgesamt 25,6km, finden wir einen passenden Platz mit direktem Blick auf den Gletscher. Room with a view, kann ich da nur sagen.

Beim Zeltaufbau beeilen wir uns etwas mehr als sonst, da eine Schlechtwetterfront auf uns zurollt. Wir haben aber Glück und sie zieht letztlich doch vorbei. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage ist dennoch mau. Ehrlich gesagt sind wir aber bisher auch einfach verwöhnt. Der Hardangervidda eilt ansonsten ein miserabler Wetterruf voraus, so dass wir über die letzten Wochen wettertechnisch nur staunen können. Zum Kochen setzen wir uns also noch kurz raus. Heute gibt es Kartoffelpürree mit Hackbällchen. Die Fleischkomponente sieht aus und riecht wie Hundefutter, ist aber essbar. Mein Hunger ist nach dem Mittagssnack nicht ganz so groß, Stefan freut sich also über eine ordentliche Portion am Abend. So sind wir beide satt und müde vom langen, aber sehr schönen Tag. Trotzdem spielen wir noch eine Weile Karten. Ich verliere elendig, obwohl ich vier Joker auf der Hand habe. Eine Revanche muss her. Geschlafen wird dementsprechend spät.

Tag 17, Wandertag 14

Ich werde wieder um fünf Uhr wach. Diesmal vom Regen. Allmählich frage ich mich, ob das Wetter hier tatsächlich immer erst morgens gegen fünf Uhr laut wird, oder ob ich es dann erst richtig mitbekomme. Wahrscheinlich wird es die zweite Variante sein. Zuhause ist das auch die Uhrzeit, zu der ich häufig aufwache, auch wenn der Wecker da noch gar nicht klingelt.
Das Frühstück reicht mir heute nicht so richtig. Da war das Abendessen wohl doch nicht genug. Ich lege also noch ein paar Haferflocken mit Rosinen nach und damit ist es deutlich besser. Wie gut, dass wir von beidem noch eine Reserve haben.
Bei Regen ist unsere Startmotivation doch eher eingeschränkt und wir liegen noch lange im Zelt rum. Diesmal bringt das aber nicht viel, der Regen kommt immer wieder.

Also rein in die Regenkleidung und los. Die ersten Kilometer bis zur Kjeldebu-Hütte bestehen aus rutschigen Felsen und Schlammlöchern. Viel mehr kann man dazu eigentlich nicht sagen. Heute weht kein Wind. Die Luftfeuchtigkeit ist aber hoch. Was passiert also? Richtig, Mücken. Gegen die Regenkleidung kommen sie nicht an, aber Kopf und Gesicht werden sofort als Ziel anvisiert.

Es ist drückend warm und ich will aus den Regensachen raus. Aber immer wieder fängt es an zu regnen. Zudem muss man bei jedem Schritt gut aufpassen. Und trotzdem rutsche ich insgesamt drei Mal aus. Es passiert nichts, außer dass ich vielleicht ein paar blaue Flecken sammle. Aber es geht mir tierisch auf die Nerven. Gar nicht gut für meine Stimmung.

Hinter der Hütte wird es aber besser. Die Wege sind nicht so massiv ausgetreten und der Regen verzieht sich. Also raus aus Regenjacke und -hose und rein in die Deet/Autanwolke. Jetzt machen die Mücken einen großen Bogen um mich. Äußerst angenehm. Wir verfolgen nun den Weg nach Rembesdalsseter.

Zuerst queren wir einen Fluss, der offensichtlich vom Gletscher gespeist wird. Das bläuliche Wasser ist da ein eindeutiges Zeichen. Der Leiro (Fluss) wird von einer Brücke überspannt. Bei den Wassermassen wäre eine Furt auch undenkbar.

Danach geht es zeitnah den Berg hinauf. Immer wieder zieht dichter Nebel auf, so dass wir nur erahnen können, wie die Umgebung aussieht. Gleichzeitig lässt sich auch nicht erkennen, wie weit wir den Berg hinauf müssen. Das ist einerseits gut, da der Anstieg wirklich lang ist, andererseits schlecht, weil man ständig denkt, man hätte es geschafft und dann taucht im Nebel eine neue, höhere Bergebene auf. Der Aufstieg ist bei den Wetterverhältnissen nicht ganz ohne. Hinauf geht es überwiegend direkt an der Kante entlang und durch erneuten und vorherigen Regen ist alles sehr rutschig. Das Thema zieht sich heute durch. Da es trotz Regen sehr warm ist, verzichte ich auf die Regenhose. Die Schauer sind eher kurz und da habe ich meine Hose schnell wieder trocken gelaufen. Kalt wird mir ohnehin nicht. Als wir einen Großteil des Anstiegs geschafft haben, ist es trocken und der Nebel verzieht sich sogar kurz. Das Panorama ist grandios und wir nutzen die Regenpause und die Aussicht für eine schnelle Stärkung.

Aussicht ohne Nebel
Aussicht mit Nebel (kurz darauf)

Danach geht es weiter den Berg hinauf. Der Weg ist nun aber weniger steil. Schnell kommen wir aber weiterhin nicht voran. Jeden Schritt mit Bedacht setzen kostet echt viel Zeit. Auf dem Bergrücken geht es dann aber doch schneller. Dafür nehmen die Sumpf- und Schlammpassagen wieder zu. Und auch der Nebel ist immer wieder da. Aber Nebel und Fjell geben zusammen auch immer eine tolle Kulisse ab. Da kann man einfach nichts gegen sagen!

Beispiel für vorhandene Restschneemengen

Irgendwann startet eine neue Regenschauer. Ich denke mir nichts dabei und lasse die Regenhose wieder im Rucksack. Diesmal ist es allerdings ein Fehler. Die Schauer ist keine Schauer sondern ein ausgewachsener Dauerregen. Ich bin ziemlich nass. Jetzt bringt die Regenhose auch nichts mehr. Zu allem Überfluss versinke ich dann auch noch in einem Matschloch. Da tastet man sich ein einziges Mal nicht mit den Trekkingstöcken vor und dann sowas! Zum Glück trifft es nur einen Fuß und zum Glück reagiere ich schnell und so sammelt sich nur ein bisschen Dreck am oberen Sockenrand. Die Hose ist sowieso total verschlammt, da macht das auch nichts mehr. Das einzig Gute an der Situation ist, dass ich in dem Moment meine Kamera laufen hatte und im Nachhinein sehen bzw. hören kann, dass ich nicht nur geflucht, sondern auch gelacht habe. Es ist halt nicht mein Tag, da muss man über so viele Pannen auch mal lachen.

Wir haben unser Mindestziel von 15 Kilometern heute erreicht und beschließen, an Ort und Stelle das Zelt aufzubauen. Der Platz ist nicht gerade ideal, aber für den Sumpf um uns herum wohl noch die beste Lösung. Von unserer weiteren Umgebung können wir ohnehin nichts erkennen, also hat weitersuchen auch wenig Zweck. So schnell wie möglich bauen wir das Zelt auf und packen die Rucksäcke hinein. Die größte Herausforderung ist dabei, nicht das halbe Innenzelt unter Wasser zu setzen, da sowohl wir als auch die Rucksäcke dezent tropfen. Der Regen nimmt derweil zu und wir sind einfach froh, nun im Trockenen zu sitzen. Die nassen Klamotten werden im Zelt verteilt und teilweise aufgehangen. Dabei höre ich jedes Mal wieder die leise Stimme des Globetrotter-Verkäufers, der mir sagte, dass die Leine im Innenzelt wirklich nicht als Wäscheleine gedacht und zu nutzen sei. Aber der saß da ja auch nicht mit nassen Klamotten im norwegischen Fjell.
Für die nächsten Tage ist ähnliches Wetter angesagt. Regen, Regen und Regen. Aber ganz ehrlich, so hätte es schon seit zwei Wochen sein können. Wir hatten bisher großes Glück und mit ein paar Tagen Regenwetter haben wir zumindest eine Einstimmung auf die Schlechtwetterphasen nächstes Jahr. Für heute sind wir einfach müde und freuen uns aufs Bett. Wir müssen nur noch die Matten so ausgerichtet bekommen, dass die Nacht ansatzweise erträglich wird…

Tag 18, Wandertag 15

Die Nacht war nix. Einfach doof. Wir sind beide müde und gerädert. Außerdem sind noch alle Sachen von gestern klatschnass. Perfekte Aussichten für den Tag. Die Wettervorhersage prognostiziert für den ganzen Tag Dauerregen. Wundervoll. So haben wir uns das leider vorgestellt. Wir machen uns trotzdem fertig und beschließen, an der Rembesdalseter-Hütte eine längere Pause zu machen, um zwischendurch trocknen zu können. Die ist 13km entfernt und damit ein guter Zwischenstop. Hatten wir eine Ahnung… Die nassen Socken anzuziehen war schon nicht schön, dann die richtig nasse Hose anzuziehen war fies. Aber im Optimalfall kann ich die beim Wandern trocken tragen. Schnell in die nassen Schuhe rein und dann schleunigst losgehen, damit die Füße warm werden. Trotz nasser Kleidung klappt das nämlich wirklich gut. Frieren müssen wir nicht. Also zumindest nicht aufgrund der Kleidung. Der Wind, der über Nacht gekommen ist, ist dafür erbärmlich kalt.

Immerhin starten wir ohne Regen und können uns unsere Umgebung ansehen. Wirklich schön hier! Und das Zelt haben wir wirklich nicht allzu günstig mitten auf dem Berg aufgebaut. Aber woher sollten wir das wissen, so komplett ohne Sicht? Kurz nachdem die Füße warmgelaufen sind, kommt der erste Fluss. Und natürlich können wir da nicht mit den Schuhen durch. Grrrr.

Also rein ins kalte Wasser, Wärme wird ja auch überbewertet. Der weitere Weg verläuft leicht steigend, entlang diverser Berghänge. Es ist richtig schön zu gehen und die Gegend ist beeindruckend. Nichts und niemand ist unterwegs und wir fühlen uns allein in der Wildnis.

Urplötzlich bleibt Stefan stehen und ruft laut „Ah“. Ich erschrecke mich total! Und was ist? „Da weit hinten können wir den Harteigen nochmal sehen! Ist das nicht verrückt?“ Und ich dachte, es wäre etwas ernstes passiert. Huiuiui. Aber die Aussicht ist wirklich cool. Ganz schön weit gelaufen sind wir seitdem. Und da das Wetter regenfrei bleibt, haben wir weiterhin eine gute Sicht.

Wir machen eine Pause und Stefan ist der Meinung, Rentiere gesehen zu haben. Ich sehe nur Schafe und halte alles andere für eine Fatamorgana. 😉

Nach der Pause geht es weiter. Über eine Brücke und dann durch den nächsten Fluss.

Der führt Gletscherwasser und die Furt wird leider lang, da es keinen direkten, geraden Weg gibt. Wir müssen einmal quer durch den Fluss, natürlich wieder mit nassen Füßen.

Die meisten Steine sind unter Wasser und da haben wir ohne Wanderschuhe einfach einen besseren Halt in den anderen Schuhen. Der erste Stein wackelt blöderweise so extrem und unerwartet in alle Richtungen, dass ich nur mit Glück den Absprung zum nächsten Stein schaffe. Stefan hat es gut. Der ist jetzt vorgewarnt. Ab der Hälfte der Furt fallen mir gefühlt die Füße ab. Ich erreiche die andere Seite und muss erstmal hin und her laufen und auf und ab hüpfen, um ansatzweise wieder ein Gefühl in den Füßen zu bekommen. Dann kann ich Socken und Schuhe wieder anziehen. Stefan ergeht es ebenso.

Da das Wetter weiterhin perfekt ist, haben wir sogar einen tollen Blick auf den Eidfjord. Wunderschön!

Kurz darauf kommen uns zwei Leute entgegen. Beide mit Sonnenbrille. Na wenn da mal kein Schnee auf uns wartet.

Bei einem besonders steil abfallenden Schneefeld beschließt Stefan, dass er es gar nicht erst mit Laufen versuchen will und rutscht einfach direkt runter. Ich versuche es zu Fuß und übe dabei quasi Skifahren ohne Skier. Aber ich halte mich auf den Beinen!

Jetzt nähern wir uns immer weiter der Weggabelung zur Rembesdalseter-Hütte. Es gibt zwei Routen, die zu dieser Hütte führen. Die kürzere ist erst seit 2021 wieder begehbar, da vor Jahren eine Brücke weggespült worden war, ohne die der Gletscherfluss unpassierbar war. Der andere Weg ist 5km länger und führt nicht am Gletscher vorbei. Und den wollen wir natürlich aus nächster Nähe sehen. Wir haben die Vermutung, dass wir oben wieder einen Fluss furten müssen. Und tatsächlich sitzt da auch jemand, der die Schuhe ausgezogen hat. Da gucken wir gar nicht weiter nach Wegmarkierungen, sondern ziehen direkt die offensichtlichen Schlüsse. Die natürlich falsch sind.

Dabei unterhalten wir uns mit Jeromir aus Tschechien. Er kommt von Finse und kann uns viel zu dem vor uns liegenden Weg sagen. Er empfiehlt uns ganz klar, noch heute den Aufstieg hinter der Rembesdalseter-Hütte Richtung Finse zu machen, falls das Wetter morgen wieder schlecht wird. Das wäre ansonsten mitunter sehr schwer. Den Plan hatten wir ohnehin, also passt das gut. In der Ferne kann man die Hütte sogar schon erkennen.

Er meint, dass wir gut eine Stunde brauchen würde. Ich habe große Zweifel an dieser Zeitangabe, aber der Tag ist noch lang, also macht das nichts. Wir erzählen Jeromir von unseren NPL-Plänen und er uns von seinem Traum, den Pacific Crest Trail (zum Teil) zu laufen. (Wir wünschen dir wirklich, dass das klappt!). Typisch für den PCT sind die Trail Angel, die sich um die Wanderer kümmern und auch an entlegenen Orten Getränke und Snacks bereitstellen – Trail Magic. Heute wird Jeromir unser Trail Angel. Er möchte etwas mit uns teilen und zückt eine 0,5l Flasche. Darin: Tschechischer Pflaumenbrand. Na zdravi! Und vielen Dank! Der 52 oder 54%ige Schnaps wärmt uns auf den kommenden Kilometern durchgängig. Auf einen zweiten haben wir (leider) verzichtet. So einfach ist der weitere Weg nicht.

In der Zwischenzeit haben wir entdeckt, dass es einfach weiter den Berg hinab geht. Ohne auf die andere Seite wechseln zu müssen. Nur dass der Weg alles andere als einfach ist. Es geht über Geröll- und Schneefelder abenteuerlich den Berg hinab. Jede noch so kleine feuchte Stelle auf den Felsen ist spiegelglatt. Gestern hätten wir uns hier unter Garantie alle Knochen gebrochen. Und auch jetzt ist absolute Vorsicht angesagt. Dafür kommt der gegenüberliegende Gletscherausläufer immer mehr in Sicht. Wahnsinn!

Stefan befindet sich im Fotorausch. Für Gletscher hat er eine ganz besondere Vorliebe.

Und dann passiert, was natürlich passieren musste. Ich rutsche doch noch aus. Ich liege in einem kleinen Rinnsal und bemerke, dass mir meine Hand ordentlich weh tut. Ein Blick darauf zeigt auch warum. Ich bin mit dem Handballen auf einer Steinkante gelandet und habe mir dort einen Schnitt zugezogen. So kommt das Erste Hilfe-Set dann doch mal zum Einsatz. Eigentlich ist der Schnitt total harmlos. Wäre ich zu Hause, würde ich da gar nichts dran machen. Aber hier brauche ich meine Hand, um weiter über die Felsen kraxeln zu können. Also gibt es nach der Reinigung und Desinfektion ein Pflaster. Und weil das an so einer blöden Stelle natürlich keine zwei Minuten halten würde, darf Stefan das Gelernte aus dem Erste Hilfe Kurs nun anwenden und verbindet meine Hand noch wunderhübsch.

Zumindest bis zum Abend hält die Konstruktion halbwegs und dann ist sie auch schon wieder überflüssig. Stefan schimpft trotzdem mit mir. Und dabei weiß er doch längst, dass ich motorisch echt eine Katastrophe bin. Ich lege es ja nicht drauf an, immer wieder zu fallen… Dieses Mal gibt es zum Kratzer übrigens wirklich einige blaue Flecken. Bisher kam ich immer ohne aus! Auf dem weiteren Weg gehe ich also noch deutlich vorsichtiger. Wir sind heilfroh, als wir endlich die neue Brücke über den Fluss erreichen.

In unseren Köpfen ist das gleichbedeutend mit dem Ende des anstrengenden Streckenstücks. Warum? Keine Ahnung. Danach geht es natürlich unverändert weiter. Besonders spannend ist, dass an zwei kleinen, aber extrem starken Flussarmen anscheinend mal Brücken vorhanden waren, jetzt aber nicht mehr da sind. Mit einem gewagten Sprung schafft man es auf die andere Seite, aber zu kurze Beine darf man da nicht haben. Der Weg zur Hütte zieht sich und so richtig will sie nicht näher kommen. Wir haben seit unserer ersten Pause nichts mehr gegessen und dementsprechend ausgehungert sind wir. (Und ja, das war auch dumm von uns). Irgendwann sind wir dann tatsächlich angekommen.

Rein in die Hütte und zwei Wasa-Sandwichs und eine Packung Schokokekse kaufen und draußen sofort aufessen. Die Sonne scheint sogar und wir könnten hier noch lange sitzen und uns ausruhen. Verdient hätten wir das allemal, auch wenn die bisherige Distanz in Kilometern gezählt, eher ernüchternd ist (13km). Aber da wir nicht wissen, wie lang das Wetter noch hält, wollen wir den Aufstieg schnellstmöglich hinter uns bringen.

300 Höhenmeter steil den Berg hinauf. Da hätten wir vielleicht besser noch drei Packungen Kekse gegessen. Zuerst geht es wieder kompliziert über Steine und Matsch an der Bergkante entlang steil hoch. Jeder Schritt muss erst gesucht und dann mit Bedacht gesetzt werden. Das können ja tolle 300 Höhenmeter werden… Dann kommt allerdings die Überraschung. Es folgt der einfachste Anstieg aller Zeiten. Bei gutem Wetter. Nachdem das beschwerliche Stück geschafft ist, geht es die restlichen gut 200 Höhenmeter nahezu glatt über Steinplatten auf nach oben. Der Weg geht ordentlich in die Beine, aber man kann einfach laufen, muss nicht suchen und nichtmals besonders gut gucken.

Und die Aussicht wird mit jedem gewonnenen Höhenmeter besser. Wir kommen gar nicht mehr aus unserer Begeisterung raus, so schön ist das!

Bei Regen ist der Weg allerdings ein Albtraum und mitunter wahrscheinlich nicht zu passieren. Denn dann gibt es nur glatten, nassen Stein und keinerlei Halt irgendwo. Wie gut, dass wir das heute noch gemacht haben! Bald darauf finden wir unseren Zeltplatz vor einem kleinen See. Am gegenüberliegenden Ufer ist noch eine dicke Schneebank.

Da die Sonne immer noch scheint, Wolken aber aufziehen, Waschen wir noch schnell die Haare und essen sogar auch noch draußen. Für mich gibt es ein selbstgemachtes Gericht, für Stefan den gekauften Milchreis. Die Menge ist absolut übertrieben und selbst als ich noch ein bisschen zum Nachtisch davon esse, viel zu viel.
Anschließend ist uns beiden schlecht. Das lassen wir nächstes Jahr lieber. Wir reden heute noch lange darüber, was für ein wahninniges Glück wir gehabt haben. Das Wetter war perfekt. Hätte die Vorhersage gestimmt, wären die Wege für uns kaum möglich gewesen. Auch jetzt waren die 16km tagesfüllend und extrem herausfordernd. Aber landschaftlich auch ein Traum. Das hätten wir definitiv nicht missen wollen. Und irgendwie macht es ja auch Spaß, gelegentlich schwierige Wege zu gehen, sofern die Umstände stimmen. Wir sind jedes Mal wieder dankbar für solche tollen Erfahrungen!

Tag 19, Wandertag 16

Die Nacht ist absolut still. Kein Wind, kein Regen, kein Rauschen. Nur ab und zu das leise Klingeln einer Schafsglocke. Ist das herrlich! Trotzdem schlafe ich die halbe Nacht nicht, da mir irgendwie kalt ist. Komisch. Für heute ist wieder dauerhafter Regen angekündigt, aber nur leichter Wind. Immerhin. Allerdings haben die letzten Tage oder auch Wochen gezeigt, dass der Wetterbericht zu ungefähr 2% brauchbar ist, also lassen wir uns überraschen.

Zum Frühstück gibt es, was eine Überraschung, Milchreis. Begeisterung sieht anders aus, aber immerhin ist der nun endlich auf. Und da startet auch schon der Regen. Na da hat die Vorhersage wohl doch recht. Wir trödeln noch ein bisschen rum, sehen aber ein, dass das heute am Wetter nichts ändert und laufen um kurz vor 10 Uhr los.

Hui, das ist aber mehr als eine leichte Brise. Ganz schön windig. Hoffen wir mal, dass es zwischen den Bergen etwas ruhiger wird. Zunächst geht es wieder ordentlich hoch. Die Wege sind aber trotz Regen gut begehbar. Und auch die Schneefelder lassen nicht lang auf sich warten. Kritisch sind sie aber nicht. Nur diejenigen, die steil in riesige Seen führen, müssen besonders behutsam durchwandert werden. Die Seen sehen nämlich nicht nur kalt aus, sondern tragen auch noch vereinzelt große Eisschollen. Das sieht echt beeindruckend aus.

Die Stimmung wird nur dadurch etwas getrübt, dass der Wind beständig zunimmt und ordentlich an Stärke gewinnt. Gerade die Böen haben es in sich, so dass wir uns zeitweise mehr in starker Schräglage als aufrecht gehend bewegen müssen. Die erste Pause hat Müsliriegel-Länge, da an der Stelle nicht ganz so viel Wind weht. Länger stehen bleiben geht trotzdem nicht. Es regnet ja schließlich auch noch.

Jeromir hatte uns gestern von einer kaputten Brücke berichtet. Da dachten wir noch, dass es die direkt hinter der Hütte war. Nun sehen wir die deutlich durchhängendere Brücke. Nach Furten ist uns aber so gar nicht zumute und eigentlich sieht die Brücke auch so schlimm kaputt nicht aus. Solange man nicht auf das Mittelstück tritt, passt das schon. Und wir kommen unbeschadet rüber. Dann sehen wir allerdings, warum wir den Tipp bekommen haben, lieber durch den Fluss zu gehen. Von dieser Seite sieht die Brücke freundlich ausgedrückt schrottreif aus und nie im Leben wären wir auf die Idee gekommen, da auch nur einen Fuß drauf zu setzen. Gut, dass die andere Seite besser aussah und die Brücke uns noch gehalten hat.

Ich weiß, ich wiederhole mich, aber die Windstärke steigt weiter. Wie praktisch, dass da eine sehr hohe und ordentlich lange Hängebrücke auf uns wartet. Von unten sieht das Schwanken schon nicht schön aus. In solchen Momenten bin ich unheimlich froh, dass ich meine Höhenangst überwunden habe, sonst würde mich schon bei gutem Wetter nichts über eine solche Brücke kriegen. Jetzt macht mir die Höhe nichts mehr, aber schön ist das bei solchen Witterungsverhältnissen wirklich nicht. Wir befestigen unsere Stöcke an unseren Rucksäcken, denn hier ist Festhalten besonders wichtig. Ich gehe vor und warte oben erstmal die nächste Windböe ab. Dann schnell rüber und hoffen, dass der Wind nicht direkt wieder ausholt. Ich bin sehr erleichtert, als ich drüben bin. Stefan hat nicht ganz so viel Glück. Ihn erwischt auf der Brücke eine Böe. Immerhin ist sie nicht ganz so stark. Erstmal sind nun alle Brücken geschafft. Das ist uns auch lieber so. Dieser Wind… Das geht ganz schön auf die Kraft und schnell weiter kommen wir auch nicht. Landschaftlich ist die Strecke schon wieder unglaublich. Es wäre nur schöner, wenn man stehen bleiben könnte, ohne umgeweht zu werden. Das trübt die Ausblicke etwas.

Wir sehen immer mal wieder Gletscherausläufer und haben trotz Regen eine recht gute Sicht auf unsere Umgebung.

Zum Glück gibt es keinen Nebel. Sichtprobleme oder deutlich mehr Schnee scheint es hier aber häufiger zu geben, da neben den normalen Steinmarkierungen immer wieder große Stäbe den Weg zeigen. Da wollen wir aber hier lieber nicht unterwegs sein.

Wir stemmen uns weiter gehen den Wind, aber eine erneute Pause ist nötig. Hinter einem kleinen Steinwall suchen wir Zuflucht und können verschnaufen.

Das sind allmählich keine einzelnen Windböen mehr, sondern ein handfester Sturm, der sich hier zusammenbraut. In den 10 Minuten, die wir dort vielleicht pausieren, verschlimmert sich der Sturm extrem. Das nehmen wir allerdings erst wahr, als wir weiterlaufen. Die nächsten Meter kosten uns all unsere Kraft und Nerven, damit wir überhaupt noch einen Fuß vor den anderen setzen können. Wir stemmen uns so in den Wind, dass es ein Wunder ist, dass wir nicht liegen. Der Weg würde nun 100m höher über einen Berg führen. Weitergehen? Da hätten wir am Berg keine Chance. Wir laufen so schnell es möglich ist zu unserer Pausenstelle zurück und schlagen dort das Zelt auf. Der Platz ist miserabel und von Steinen gespickt, aber weder wollen wir eine Alternative suchen, noch hätte das bei dem Wetter irgendeinen Sinn. Zumindest schlägt der Wind nicht voll zu. Dass wir das Zelt mittlerweile blind aufstellen können, ist von Vorteil, denn so kriegen wir es auch bei dem Wetter gemeinsam geregelt, ohne dass uns das Zelt um die Ohren fliegt.

Als das Zelt gerade steht, passiert uns eine Wandergruppe. Einer von ihnen erkundigt sich besorgt, ob bei uns alles in Ordnung ist. Es wäre schließlich sehr abenteuerlich, hier zu zelten. Ich habe das Gefühl, mich verhört zu haben. Es ist ja wohl tausendmal abenteutlicher, bei dem Wahnsinn da draußen weiter zu wandern. Wir erklären, dass wir den Sturm abwarten wollen, auch wenn es länger dauert. Nachdem wir versichert haben, dass wir auch mit Nahrung und Co. gut versorgt sind, zieht die Gruppe weiter. Trotzdem sehr freundlich, dass sie nachgefragt haben.

Die nächsten Stunden verbringen wir im Zelt. Mir ist wieder lausig kalt, so dass ich mich so tief wie möglich in meinen Schlafsack verkrieche. Das Zelt wird vom Wind durchgeschüttelt und gerüttelt, als gäbe es kein Morgen mehr. Es ist wahnsinnig laut.

Und dabei stehen wir noch halbwegs geschützt. Die Wetterabfrage per InReach verkündet uns weiter fröhlich, dass nur eine leichte Brise geht. Du blödes, blödes Teil! Wir haben also keine Ahnung, ob, wann und in welcher Form das Wetter besser oder gar schlechter wird. Wieder nutzen wir unseren Joker Anne und endlich bekommen wir brauchbare Infos. Ab 18 Uhr soll der Wind etwas nachlassen, morgen aber noch stärker wiederkommen. Alles klar, dann machen wir uns heute Abend auf den Weg. Hauptsache vom Berg runter. Noch ist es unvorstellbar, dass der Wind nachlassen könnte. Er beweist uns stattdessen das Gegenteil.

Gegen 18 Uhr packen wir dennoch. Wir hoffen inständig, dass es besser wird, aber selbst wenn nicht, über Nacht hier bleiben ist absolut keine Option. Als wir um 18.30 Uhr wieder starten, ist es erstaunlich ruhig. Der Wind hat tatsächlich nachgelassen!

Wir können vernünftig laufen und das sogar aufrecht. Nahezu unglaublich! Weg ist der Wind natürlich nicht und auch der Regen strengt sich immer noch mächtig an, aber wir laufen jetzt einfach so schnell es geht Richtung Finse.

Meinem rechten Schuh scheint das heutige Wetter sehr zuzusagen. Sogar so gut, dass ich nun nicht nur durch Flüsse und Pfützen laufe, sondern gleich meinen eigenen See im Schuh mit mir rumtragen darf. Da wird das Wettererlebnis erst so richtig komplett.

Wir sind sehr erleichtert, als wir die nächste Brücke passieren.

Dahinter fangen kurz darauf die ersten Ferienhaussiedlungen an. Also ist der Weg nach Finse morgen auch bei ganz schlechtem Wetter gut machbar. Die kritischen Passagen liegen hinter uns! Kurz hinter der Brücke bauen wir deshalb erneut das Zelt auf.

Diesmal aber für die Nacht. Für heute reicht es an Aufregung. Und dabei war das heute eigentlich kein komplexer Weg – wäre da nicht das Wetter gewesen. Bevor ich ins Innenzelt kriechen kann, muss ich übrigens noch meine rechte Socke auswringen. Mehrmals. Der See darf nämlich draußen bleiben. Morgen kommt er sicherlich wieder in meinen Schuh gekrochen…

Tag 20, Wandertag 17

Heute geht es nach Finse. Da erreichen wir unsere Endstation. Und auch wenn wir nun quasi noch zwei Tage vor uns haben, macht sich Urlaubsendstimmung breit. Und die ist nicht allzu gut. Wir beide hängen unseren Gedanken nach und reagieren unnötig gereizt auf normale Fragen. Das nervt und ist anstrengend, aber Urlaubsenden sind immer blöd und heute Abend die letzte Zeltnacht zu haben ist noch viel blöder. Wir genießen das hier nämlich sehr. Auch bei schlechtem Wetter. Wir versuchen den Wanderstart und damit das nahezu-Tourende unnötig herauszuzögern. Ich muss ohnehin noch viel schreiben und außerdem regnet es andauernd. Da kann man besser noch liegen bleiben und Musik hören. Letztlich sind wir erst nach 13 Uhr unterwegs. So spät wie nie.

Die fünf Kilometer bis Finse sind schnell gelaufen. Der meiste Teil der Strecke geht über einem Schotterweg, der anscheinend eine äußerst beliebte Fahrradroute darstellt. So viele Leute haben wir schon eine ganze Weile nicht mehr gesehen. Beim Blick auf Finse wird die Laune auch nicht direkt besser. Natur ist so viel schöner. Finse selbst besteht nur aus wenigen Häusern, der DNT Hütte, einem Hotel und dem Bahnhof.

In den umliegenden Bergen sind dafür überall Häuser verstreut. Unser erstes Ziel ist die Hütte. Für morgen reservieren wir ein Zimmer. Doppelzimmer sind ausgebucht, aber zwei Plätze in einem Vierbettzimmer ergattern wir noch. Super! Hauptsache kein 12-Personen-Schlafsaal. Zu dem Zimmer gibt es Vollpension, also abends ein 3-Gänge-Menü und morgens Frühstück, bei dem direkt ein Lunchpaket gepackt werden kann. Als DNT-Mitglied zahlen wir ca. 100 Euro pro Person. Da können wir für Bett und Vollpension nicht meckern. Leider kommen wir genau 10 Minuten zu spät, um noch eine richtige Mahlzeit zu bestellen. Als Ersatz gibt es Zimtschnecken und – endlich! – Waffeln.

Die werden in Norwegen traditionell mit Marmelade und Rømme, saurer Sahne, gereicht. Lecker. Die Kombination übernehmen wir!

Wir bleiben noch ein bisschen in der „Hütte“ sitzen. Es ist wie eine riesengroße Jugendherberge. Die Heizungen laufen hier auf Hochtouren und Stefan wird zusehends müder. Da packen wir lieber schnell wieder unsere Sachen und gehen raus. Schließlich müssen wir noch einen Zeltplatz suchen, da man neben der Hütte nicht zelten kann. Das klappt aber nach ca. 2km ganz gut.

Und da wir das Zelt in Windrichtung aufstellen, haben wir zufällig auch in jede Richtung eine Aussicht auf die Berge. So können wir uns einreden, noch nicht wieder in der Zivilisation angekommen zu sein. Die morgige Dusche können wir allerdings kaum noch abwarten. Wir können uns inzwischen selbst kaum noch riechen. Körper und Kleidung, alles müffelt, freundlich ausgedrückt. Neben einer Wanderung zum nahegelegenen Gletscher besteht die morgige Herausforderung noch darin, ein Deo aufzutreiben, möglichst in Sprayform, damit unsere Mitreisenden in Zug und Flieger am Freitag nicht ins Koma fallen… Den Abend verbringen wir wieder im Zelt. Eigentlich wollten wir noch raus, aber kurz vor dem Aufbau hat es angefangen zu regnen und es hört und hört nicht auf. Ein ziemlich fauler und melancholischer Tag heute. Hoffentlich wird es morgen besser.

Tag 21, Wandertag 18

Heute ist der vorletzte Urlaubstag. Und damit ist die Zeit im Zelt vorbei. Die letzte Nacht war nochmal ganz gut. Wir lieben unser kleines transportables Zuhause wirklich sehr und fühlen uns darin pudelwohl. Das Schlafen im Zelt ziehen wir nahezu immer dem Hotel vor, weil wir hier voll und ganz unsere Ruhe haben. Außer alles ist klatschnass – da hat eine feste Unterkunft dann doch unschlagbare Vorteile.

Wir sind heute wieder früh wach und wollen zum Abschluss noch eine kleine Wanderung zum (Überraschung) Gletscher unternehmen. Auf unserer Zeltseite, gegenüber von Finse, ist ein großer Gletscherausläufer, zu dem man sehr nah herangehen kann, sofern man möchte.

Heute ist zur Abwechslung mal wieder Dauerregen vorhergesagt. Das kennen wir ja schon, also warten wir ab, was daraus wird. Tatsächlich werden wir während des Frühstücks von Regen begleitet. Heute ist uns das aber egal, denn raus wollen wir so oder so. Und heute Abend können wir notfalls in der Hütte trocknen. Vorab packen wir schon ein paar Sachen um, damit wir möglichst viel Platz im Rucksack haben. Ohne bzw. mit nur minimalen Resten von Nahrung ist das aber schnell geschafft. Wir wollen unsere Wanderschuhe für den Rückflug nämlich in den Rucksack packen, um diese bei der Sicherheitskontrolle nicht ausziehen zu müssen. Mit den Lebensmitteln haben wir in diesem Urlaub super gehaushaltet. Wir haben noch eine einzige Mahlzeit übrig, sonst eigentlich nur noch ein paar Snacks, die wir morgen während der Zugfahrt sicherlich aufessen werden.

In Regenkleidung eingepackt, geht es los Richtung Gletscher. Und auf dem Weg dorthin begleiten uns zwei gute Bekannte aus den letzten Tagen. Regen und starker Wind. Never change a winning team. Wir haben den Eindruck, dass die Hardangervidda (oder eher die Ausläufer davon) uns den Abschied nicht ganz so schwer machen (positiv gesehen) oder uns nach inzwischen fast drei Wochen wirklich mit aller Kraft rausschmeißen wollen (nicht ganz so positiv gesehen). Mich fegt es teilweise fast von den Anhöhen, über die der Weg führt. Aber eine letzte entspannte Wanderung wäre ja auch langweilig. Der Ausläufer sieht wieder total beeindruckend aus.

Jetzt haben wir den Gletscher aber wirklich von fast allen Seiten gesehen. 😀 Ganz bis ans Eis heran gehen wir nicht. Mit etwas Abstand ist der Anblick einfach schöner. Und Schnee gab es in den letzten Wochen dann doch in ausreichender Menge. Zumindest für unseren Geschmack.

Der heutige Weg soll nach Möglichkeit eine Rundwanderung werden. Ob das machbar ist, wussten wir aber vorher nicht. In einer einzigen Karte stand ein möglicher Weg, in allen anderen Karten existierte er nicht. Na dann schauen wir einfach mal. Allerdings müsste auf dieser Route ein Fluss überquert werden. Eine Brücke ist nicht eingezeichnet und wir machen uns keine Hoffnung, dass wir einen Gletscherfluss so kurz unterhalb der Quelle furten können. Auf dem Hinweg, kurz vor dem Ziel, erkennen wir an der vermerkten Weggabelung schon mal keinen Weg. Aber den könnte man sich halt suchen. Von der Anhöhe, von der aus wir den Gletscher bestaunen, können wir aber tatsächlich eine Brücke erkennen. Super! Dann müssen wir nicht den gleichen Weg zurückgehen. Die Konstruktion ist mal wieder etwas abenteuerlich.

Ein Geländer gibt es nicht, dafür sind die Brücken (es sind zwei, in der Mitte ist ein großer Stein) aber mit viel Wohlwollen einfach auf die Steine gelegt. So nach dem Motto: „Wird schon halten“. Bei der vorderen Brücke ist ein Brett angeknackst. Das fällt für uns also insgesamt in die Kategorie „Brücke in ganz gutem Zustand“ und wir gehen rüber. Die zweite liegt schräg auf den Steinen, ist aber auch gut passierbar. Nur der Wind ärgert mal wieder etwas, aber im Böen abpassen haben wir inzwischen schließlich auch genug Erfahrung. Zunächst geht es ein bisschen den Berg hinauf, dann geht es kontinuierlich bergab. Irgendwann landen wir sogar wieder auf einem Weg, der später zu einem offiziellen DNT Weg wird. Und selbst das Wetter macht mit. Der Wind bleibt, aber der Regen hat zwischenzeitlich aufgehört und nun kommt sogar die Sonne raus. Wie herrlich das ist! Da wir regelmäßig einen Blick auf Finse und die umliegenden Berge haben, ist aber klar, dass die Sonne nur ein vorübergehender Gast ist. Zumindest sehen wir den Regen von den Bergen her immer kommen. Durch die Mischung aus immer neuen Regenschauern und zeitweise ein paar Sonnenstrahlen benennen wir Finse übrigens um in „Regenbogenstadt“. Immer und immer wieder wird die Stadt mal von kleineren und größeren, mal von leichteren und stärkeren Regenbögen überspannt. Sehr hübsch!

Als uns der Weg wieder auf Kurs zu unserem Zelt bringt, sagt Stefan erfreut, dass wir das Zelt wohl sogar trocken einpacken können. Aber die Rechnung geht so gar nicht auf. Nur Sekunden später öffnet der Himmel alle Schleusen und es schüttet, als gäbe es kein morgen mehr. Klatschnass kommen wir am Zelt an und verkriechen uns schnell.

Laut Wetterradar soll der Regen zwischen 15 und 16 Uhr pausieren, also wollen wir dann schnell einpacken und rüber zur Hütte gehen. Die Zeit dahin überbrücken wir mit einer Tasse Tee und der letzten Mahlzeit. Bis zum Abendessen um 19 Uhr dauert es schließlich noch. Aber so richtig viel bringt ein halbes Gericht für jeden auch nicht. Der Wetterradar hat eine Vorhersage gemacht, die bestimmt irgendwo auf der Welt zutrifft, aber hier ganz eindeutig nicht. Der Regen macht unbeeindruckt weiter und zeigt uns eindrucksvoll, was er kann. Um halb 5 geben wir uns geschlagen und packen im Regen ein. Da muss das Zelt dann wohl in der heimischen Garage trocknen (oder im Garten. Angeblich ist es da ja richtig heiß. Das können wir uns hier noch nicht so richtig vorstellen). Ein letzter Gang über die Staumauer von Finse und dann sind wir an der Hütte angekommen.

Wir beziehen unser Vierbettzimmer im Nebengebäude und fühlen uns in Jugendherbergszeiten zurückversetzt. Bisher sind wir allein. Wir wetten aber, ob die anderen beiden Betten noch belegt werden. Ich sage ja, Stefan (gezwungenermaßen) nein. Und dann: DUSCHEN! In dem Duschraum bin ich kurz irritiert, dass man in den Duschen selbst keine Möglichkeit hat, sein Handtuch aufzuhängen. Dazu ist wohl der vordere Bereich gedacht, der direkt im Eingangsbereich liegt. Scham ist hier eindeutig unangebracht. Duschkabinen gibt es insgesamt vier, je zwei liegen sich gegenüber. Vorhänge oder sowas gibt es nicht, also kann man sich bei Vollbelegung mit seinem gegenüberliegenden Duschpartner direkt unterhalten oder zumindest zuwinken😀. Stefan kann davon berichten. Ich genieße das heiße Wasser und versetze den kompletten Raum in Nebel. Es fühlt sich soooo gut an. Nach einer gefühlten Ewigkeit fühle ich mich aber doch sauber. Dann geht es rein in die gar nicht saubere Wanderhose und ein möglichst sauberes Shirt. Immerhin. Herrlich!

Im Zimmer packen wir die Rucksäcke flugtauglich und gehen dann zurück ins Hauptgebäude. Da sich in der Finsehytta die höchstgelegene Mikrobrauerei Norwegens befindet, haben wir uns für den letzten Abend das Biersortiment vorgenommen. Vor dem Essen starten wir mit dem Finse Spesial. Ein guter Anfang. Dann öffnet pünktlich um 19 Uhr der Speisesaal. Das Schauspiel gleicht einer Raubtierfütterung. Binnen Sekunden strömen jede Menge Leute zur Tür. Alle haben Hunger! An der Tür wird die Zimmernummer abgehakt und man bekommt seinen Platz mitgeteilt. Es gibt lange Tischreihen, auf denen Tischkarten mit der jeweiligen Zimmernummer stehen. Die Tische sind hübsch eingedeckt, mit Besteck und Servietten, Gläsern, Wasserkannen, Blumen und echten Kerzen. Zum ersten Gang gibt es Suppe mit Brot. Für den Hauptgang und das Dessert dürfen wir uns am Buffet bedienen. Das freut uns sehr, da wir natürlich hungrig sind! Neben uns am Tisch sitzen Varlerie und Georg aus der Schweiz. Wir unterhalten uns während des Essens und versorgen sie mit ein paar Tipps für ihre geplante Tour nach Rembesdalseter. Morgen soll ein herrlich sonniger Tag werden, also sollte die Strecke problemlos machbar sein. Wir drücken die Daumen!

Nach dem Essen sind wir gut gesättigt und suchen uns einen Tisch in einem der Aufenthaltsräume. Zum Kartenspielen gibt es nun das Finse IPA. Das schmeckt besonders gut. Den Abschluss macht das Finse Pilsner. Ganz fürchterlich. Die Biere haben jeweils 0,5l Größe und da wir nun jeder insgesamt drei davon getrunken haben, müssten wir nach drei Wochen Wanderung eigentlich umfallen. Aber das passiert nicht. Nirgendwo steht, wie hoch der Alkoholgehalt der Biere ist, aber der muss verschwindend gering sein. Um 22 Uhr verschwinden wir ins Bett. Jetzt wird sich zeigen, wer die Wette gewonnen hat. Und das Ergebnis lautet: Keiner. Es ist nur ein weiteres Bett belegt. Das zweite bleibt leer. Da haben wir beide irgendwie nicht mit gerechnet. Wir krabbeln in unsere Schlafsackinlets und damit ins Bett. Ganz geheuer ist uns das hier mit den bezogenen Betten nicht, also legen wir lieber noch eine Jacke aufs Kopfkissen. Dann wird aber geschlafen.

Tag 22, Abreise

Ich bin bereits um 5 Uhr wach. Aber das ist ja nichts Neues. So komme ich immerhin dazu, den gestrigen Bericht zu schreiben. Jetzt ist er tatsächlich da, der letzte Tag. Wir stehen um 7 Uhr auf und unterhalten uns noch kurz mit unserem „Mitbewohner“, der aus den Niederlanden kommt. Er startet heute auch nach Rembesdalseter und scheint gut vorbereitet zu sein. An Erfahrung mangelt es ihm jedenfalls nicht. Nur Mückenspray hat er nicht eingepackt. Als er zur Dusche verschwindet, packen wir die letzten Sachen in die Rucksäcke. Nur das gefundene Autan packen wir wieder aus. Mit einer kleinen Notiz stellen wir es zu den Sachen des Niederländers. Er braucht es in den nächsten Wochen sicherlich dringender als wir. Schließlich haben wir zu Hause selbst noch Vorrat und außerdem sind die Fledermäuse so fleißig, dass bei uns kaum Mücken unterwegs sind. Dann geht es mit Sack und Pack ins Hauptgebäude und zum Frühstück. Die Rucksäcke bleiben im Gepäckraum. Zum Frühstück gibt es ein Buffet. Der Saal füllt sich wieder innerhalb kürzester Zeit. Wir füllen unsere Teller mit einer wilden Mischung aus Brot, Brötchen, Rührei und Waffeln. Lecker! Der zweite Gang ist dann nur noch dazu da, die Brote für das Lunchpaket zu machen. In Papier eingewickelt gehen die in den Rucksack. Auf dem Weg zum Bahnhof putzen wir noch schnell die Zähne, mit einem letzten schönen Blick auf die Berge und den Gletscher. Heute strahlt die Sonne tatsächlich. Das wird ein herrlicher Tag. Noch ist es aber eisig kalt. Der Bahnhof von Finse ist übrigens die einzige Verkehrsanbindung des Ortes. Straßen gibt es keine. Ansonsten ist Finse nur zu Fuß oder per Fahrrad erreichbar.
Da der Zug sich um fast eine halbe Stunde verspätet, warten wir im Warteraum des Bahnhofs. Dort ist es nämlich nicht so kalt. Um kurz nach 9 Uhr geht es dann los. Wir fahren die nächsten Stunden durch die norwegische Landschaft. In Geilo schauen wir etwas genauer aus dem Fenster. Hier werden wir nächstes Jahr auch sein!
An unserem Fenster ziehen Berge und große blaue Seen vorbei. Irgendwann wechselt die Szenerie und die Landschaft ist überwiegend von dichtem Wald bedeckt. Im ersten Moment überrascht mich das total. Bäume, hohe Tannen, richtiger Wald! Das ist natürlich ein unsinniger Gedanke, aber wenn man über mehrere Wochen überwiegend Steine und allerhöchstens und in Ausnahmefällen kleine Fjellbirken gesehen hat, erstaunt es einen kurzzeitig schon, dass Norwegen ansonsten so grün ist. 😀
Mit insgesamt 40 Minuten Verspätung kommen wir am Osloer Hauptbahnhof an. Dort wechseln wir in den nächsten Zug zum Flughafen. Innerhalb von 10 Minuten haben wir dort unser Gepäck abgegeben und sind schon durch die Sicherheitskontrolle gegangen. Jetzt suchen wir uns einen Sitzplatz und verputzen unsere mitgenommenen Brote vom Frühstück. Der Blick auf die Abflugtafel verrät, dass hier heute irgendwas durcheinander ist. Jede Menge Flüge haben Verspätung. Mal nur eine halbe Stunde, mal fünf Stunden. Unser Flug steht noch nicht drauf, aber wir haben im Gefühl, dass sich bei uns nicht nur der Zug verspätet haben wird. Und tatsächlich, ein paar Minuten später kommt die Info per Mail. Statt 17 Uhr lautet die neue Abflugzeit nun 18.10 Uhr. Hoffentlich bleibt es dabei.
Hier am Flughafen fällt übrigens extrem auf, wie sehr die Nase nach so viel klarer Naturluft auf Gerüche reagiert. Schon beim Wandern merkt man extrem, ob jemand frisch gestartet ist. Waschmittel, Duschgels und Parfüm fallen augenblicklich auf. Hier, inmitten von einer riesigen Menge Menschen, explodiert der Geruchssinn fast. Alles riecht extrem stark und übertrieben. Das ist richtig unangenehm.
Wir überbrücken die Wartezeit mit Kartenspielen. Am Ende verliert Stefan in diesem Urlaub mit knapp 1000 Punkten Vorsprung. Die Flugzeit verschiebt sich ein weiteres Mal, aber nur um 20 Minuten. Dann geht es tatsächlich los.
Egal wie groß der Flieger ist, einer von uns hat nahezu immer ein Kind hinter sich sitzen, das mit Vorliebe in den Vordersitz tritt. Heute haben wir aber Glück und die Eltern unterbinden das den Großteil der Zeit. Hat man (leider) auch nicht oft. Die sonstigen Erziehungsmaßnahmen lösen bei mir eine Mischung aus Verzweiflung und Belustigung aus. Aber noch ist Urlaub und deshalb stecke ich mir die Kopfhörer in die Ohren und höre Qualityland weiter. Das Hörbuch habe ich zufällig in den Tiefen meines Handys wiederentdeckt und empfehle es wirklich uneingeschränkt! Ein grandioses Buch, auch Teil 2. (Es bietet sich aber an, den Humor von Marc-Uwe Kling zu mögen). Die Stewardess scheint sich auch über die Verspätung zu ärgern, denn sie strahlt uneingeschränkt schlechte Laune aus. Der Steward ist aber besonders freundlich und verdoppelt unsere Teemenge. Tee (und Kaffee) gibt es bei SAS immer gratis. Eine schöne Geste.
Wir landen so pünktlich, wie es bei der Abflugzeit möglich war, gegen 20.30 Uhr. Wir stellen uns nun darauf ein, lange auf das Gepäck warten zu müssen. Eine Stunde haben wir damit in Düsseldorf schon häufig verbracht. Doch, wie auch auf dem Hinflug, überrascht der Flughafen mir perfekter Organisation. Keine 20 Minuten später stehen wir mit unseren Rucksäcken draußen. Jetzt warten wir nur noch auf Andrea, meine Schwester, die uns freundlicherweise abholt und zu unserem Auto bringt, dass bei ihr auf dem Hof steht. Während der Wartezeit springen wir noch schnell in den Flughafen-Rewe, damit es morgen zum Frühstück keine Haferflocken geben muss. 😀 Um 22.35 Uhr sind wir endlich zu Hause angekommen. Das war ein laaaanger Tag.
Unser Haus wartet schon auf uns und hat „freundlicherweise“ vorgeheizt. Da trifft es sich gut, dass man um die Uhrzeit wenigstens direkt lüften kann. Vielen Dank, Mama und Papa, für’s Haus hüten und Pflanzen gießen. Das wird nun wieder eine harte Umstellung, bei mir werden sie nicht so verwöhnt.
An dieser Stelle sagen wir schon einmal Danke an alle, die mitgelesen haben. Wir freuen uns, dass die Urlaubsberichte so viel Anklang gefunden haben!

Urlaubsfazit

Es war wunderschön.
Das sagt eigentlich alles. Nur zu kurz. Wir haben jeden Tag sehr genossen und uns in der Hardangervidda sehr wohl gefühlt. Wir wollten die Tour in der Hardangervidda neben der Erholung auch als Generalprobe für die Tour im nächsten Jahr nutzen. Das ist uns gut gelungen!
Wir haben uns während des Wartens am Flughafen schon darüber unterhalten, was uns besonders gut gefallen hat. Für uns beide waren es die herausfordernden Etappen. Zum einen konnten sie mit besonders schöner Landschaft hervorstechen, zum anderen erlebt man die schwierigen Strecken auch einfach sehr intensiv, da man sich fast dauerhaft genau mit dem Weg beschäftigen muss und nicht so sehr gedanklich abschweifen kann. Auf Dauer schlaucht das natürlich, aber hier war die Mischung perfekt.
So sind wir trotz der körperlichen Anstrengungen gut erholt und haben unsere Ausrüstung nochmal auf Herz und Nieren geprüft. Eine Bewertung einzelner Gegenstände, der Versorgung etc. werden wir im Laufe der nächsten Wochen vornehmen. Dazu folgt dann selbstverständlich noch ein Blogartikel.
Zusammenfassend hat uns die Tour durch die Hardangervidda trotz bzw. vielleicht auch gerade wegen des spontanen Umplanungsbedarfs richtig viel Spaß gemacht. Und auch wenn wir gestern unendlich traurig waren, nach Hause fahren zu müssen, ist die Vorfreude, in etwas mehr als 9 Monaten endlich am Kap Lindesnes zu stehen, sehr, sehr groß. Nachwievor haben wir großen Respekt vor der Tour und haben in der Hardangervidda einmal mehr gelernt, wie schnell sich die Witterungsverhältnisse ändern können und sich auf die Tour auswirken. Wir freuen uns auf diese Herausforderung!
Jetzt leben wir uns wieder ein, versuchen uns mit der Hitze zu arrangieren und wünschen uns nur eine kleine verschneite Ecke im Garten. Zum Glück geht es im Oktober wieder mit Rucksack und Zelt raus.
Nach der Tour ist vor der Tour.

Unsere Route

Insgesamt: 273,4 km, ca. Aufstieg ca. 7000 hm

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