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Trekking in der Eifel

15.10. bis 22.10.2022

Tag 1

Die Rucksäcke sind gepackt und im Auto verstaut. Wir packen nur noch das Abendbrot (Baguette mit Käse) dazu. Dann sind wir, leicht verspätet, um 9 Uhr startklar. Doch etwas ist dieses Mal komisch. Irgendwas haben wir anscheinend falsch gemacht, denn statt Wanderoutfit tragen wir Anzug und Kleid. Statt Wanderschuhen Anzugschuhe und Highheels.
Unser Wanderurlaub startet dieses Mal nicht im Wald, sondern in Aachen bei der standesamtlichen Hochzeit von meiner Freundin Ruth und ihrem (jetzt) Mann Merlin. Aachen begrüßt uns mit einer ausgedehnten roten Ampelwelle. Das sorgt für dezenten Zeitdruck, aber mit einem leichten Spurt durch die Innenstadt schaffen wir es pünktlich. Ich bin erstaunt, dass ich mir dabei nicht die Beine breche (Highheels und Kopfsteinplaster sind eine gewagte Rennkombination) und werte es als gutes Omen für die kommende Woche. Die Trauung ist sehr schön. Leider können wir nächstes Jahr bei der kirchlichen Hochzeit nicht anwesend sein. Umso mehr freut es uns, dass wir heute mit den beiden feiern können.
Anschließend gehen wir zum Essen in das Restaurant Pfannenzauber. Komplett vegan und sehr lecker. Wir zweifeln daran, ob wir heute Abend überhaupt noch was essen können, so voll sind wir. Zumal auch noch Kuchen auf dem Programm steht… Nach dem Essen verabschiedet sich ein Teil der Gesellschaft für eine kleine Fahrradtour zum Elternhaus des Bräutigams. Wir fahren dort mit dem Auto hin und verzichten aus logistischen Gründen auf die Fahrradtour. Vorher geht es noch schnell in die Stadt, um Mückenschutz zu kaufen. Den haben wir (man lese „ich“) vergessen. Eigentlich ist das Zeug im Oktober auch nicht mehr unbedingt nötig, aber die Woche soll nochmal erstaunlich warm werden. Da ich die Stichstellen vom Kita-Waldtag von vor einem Monat auf meinen Beinen immer noch sehen kann, sorge ich lieber vor.
Unser Zeitplan sieht vor, dass wir uns gegen halb 5 auf den Weg machen, damit wir unseren Zeltplatz noch im Hellen finden können. Die Fahrradgruppe will spätestens um 16 Uhr da sein, so dass wir noch ein schnelles Stückchen Kuchen schaffen sollten. Um 16.35 Uhr kommen sie klatschnass an. Ein heftiger Platzregen hat sie erwischt. Braut und Bräutigam sehen aus als hätten sie in einer Pfütze geheiratet. Die Ehe startet also erlebnisreich. Wir müssen uns schweren Herzens verabschieden und machen uns auf den Weg.
Gut eine Stunde später ist das Auto geparkt und die Wanderschuhe sind angezogen. Den Outfitwechsel gab es vorher schon. Eigentlich waren wir ganz froh, die dicke Schauer bei der Radtour verpasst zu haben. Das Wetter hat aber ein Einsehen und will uns dennoch an der Stimmung teilhaben lassen. Also schüttet es pünktlich zu den ersten Schritten wie aus Eimern. Zum Glück wird der Regen nach einigen Minuten zumindest etwas weniger. Kalt wird uns nicht, da der Wanderweg direkt mit einem Anstieg startet. Da ächzen die Körper schnell, war doch die letzten Wochen eher maues Bewegungsprogramm angesagt.

Tatsächlich kommen wir noch im Hellen an und finden unseren „Zeltplatz“. Schon beim ersten Blick auf die Holzplattform schwindet meine ohnehin nur mäßige Laune. Der Platz „Buschfieber“ liegt tatsächlich mitten im Busch. Wir sind umgeben von Farnen und Tannen. Das ist sehr hübsch. Nur diese mitten reingebaute Plattform stört das Bild meiner Meinung nach sehr.

Trekkingplatz Buschfieber

Schon im Vorfeld haben wir uns Gedanken gemacht, wie wir unser Zelt dort wohl aufgestellt und befestigt bekommen. Letztlich schaffen wir es. Aber der Weg dahin ist mühsam und äußerst umständlich. Wie gut, dass wir die nächsten Tage üben können… Stefan hat die Idee, anschließend eine Anleitung auf Youtube zu veröffentlichen, damit reich zu werden und dem Eifelverein zu zeigen, was für einen Blödsinn sie gebaut haben. Wir beschließen den Tag mit einem Abendessen draußen in der Dunkelheit und liegen um 20 Uhr im Zelt. Natürlich spielen wir noch ein bisschen Karten und hören zum Einschlafen die aktuelle „Rausgehört“-Podcastfolge. Auch wenn Wigald Boning Nacktwandern empfiehlt, wollen wir das lieber nicht ausprobieren.

Die Nacht ist ruhig und der Untergrund so gerade wie Holzbalken eben sind, so dass es keine störenden Hügel, Wurzeln oder Steine gibt, die uns hätten stören können. Zumindest in der Hinsicht hat die Plattform etwas Gutes.

Tag 2

Wir lassen das Frühstück ausfallen, weil wir immer noch satt sind und packen dann zusammen. Da ich auch einen neuen Rucksack in Erwägung ziehe, packe ich meinen Rucksack von oben. Das dauert länger, da ungewohnt, geht aber erstaunlich gut. Dann gehen wir gegen 10 vor 10 Uhr endlich los. Das Wetter ist herrlich. Blauer Himmel und Sonnenschein. Nach kurzer Zeit verschwinden die Jacken in den Rucksäcken und wir laufen im T-Shirt. Der Weg führt uns durch herbstlich gefärbte Mischwälder. Es macht einfach Spaß, auch wenn es kontinuierlich bergauf geht.

Jetzt sind wir endlich im Urlaub angekommen. Stefan fällt das Laufen heute trotzdem irgendwie schwer. Er muss noch so richtig reinkommen. Heute machen wir nach ca. jeder Stunde eine Pause. Die ersten beiden Pausen sind kürzer, die dritte ausgedehnt. Wir finden keinen guten Pausenplatz, also entschließen wir uns, auf einem Stein am Wegesrand zu sitzen. Ich nehme Platz und schaue auf die gegenüberliegende Seite: Da steht dort ein Holztisch mit Bänken! Umgeben von hohem Farn konnte man das vom Hauptweg aus nicht sehen. Wir essen, spielen Karten und dösen ein bisschen. Vor allem gönnen wir unseren Füßen auch etwas frische Luft. Das tut gut! Nach einer Stunde geht es weiter. 7km fehlen noch, dann haben wir die knapp 23km für heute voll. Richtig gesprächig sind wir beide nicht. Damit die Zeit besser um geht, spielen wir Stadt, Land, Fluss. Erst mit Liedern und Pflanzen, dann mit fiktiven Personen, Getränken und Phantasiewörtern. Die aber bitte mit kreativer Geschichte. Ich überlege, ob die Lumpflinge, ein kleines, in geklauten, einzelnen Socken lebendes Völkchen, nicht DER neue Kinderbuchbestseller werden könnte, vertage die konkrete Planung aber auf unbestimmte Zeit.

Bald führt uns der Weg durch ein wunderschönes Moorgebiet. Kilometerlang laufen wir über die „Wanderautobahn“, wie man in Schweden sagen würde.

Der komplette Weg durch das Moor ist ein Holzsteg. Das Laufen ist nicht so angenehm wie auf den Waldwegen, geht aber fix.
Um uns herum leuchten die Pflanzen in den tollsten Herbstfarben. Es könnte nicht schöner sein. Dabei war der Wald bisher auch schon schön, vor allem die Vielzahl an (Fliegen)pilzen war richtig hübsch anzusehen. Aber das Moor strahlt nochmal ganz besonders viel Schönheit aus.
Am Ausgang des Gebiets machen wir noch eine kleine Pause, bevor es in den Endpurt geht. Wir wollen gerade weiter gehen, da entdecken wir ein paar Meter weiter einen kleinen Bach. Der kommt gerade recht, da wir noch dringend Wasser benötigen. Nur kommen wir an der sprudelnden Stelle nicht an das Wasser heran. Wir müssen uns erst etwas umständlicher für einige Meter durch das Unterholz schlagen, dann finden wir eine erreichbare Stelle. Nachdem wir das Wasser gefiltert haben, gehen wir die letzten 2,5km an. Zuerst geht es über den Pilzweg. Wir haben heute schon viele Pilze gesehen, aber dort stehen auf wenigen hundert Metern hunderte verschiedene Pilze. Da wir uns überhaupt nicht auskennen, können wir wieder nur den Fliegenpilz eindeutig zuordnen. Andere Arten vermitteln allein durch ihr Äußeres aber auch, dass man sie besser nicht isst. Das richtige Zuordnen überlassen wir lieber den vielen Pilzsammlern, die uns unterwegs begegnet sind.

Unser heutiger Zeltplatz nennt sich „Ruf des Venns“ und liegt oberhalb einer Kuhweide mit tollem Blick in die weite Landschaft.

Der Zeltaufbau gelingt schon viel besser und schneller als gestern. Die Suppe können wir noch draußen essen, für den Hauptgang geht es dann ins Zelt, weil ein bisschen Regen aufzieht. Den Tag über hatten wir davon keinen einzigen Tropfen. Wir sind beide glücklich über so einen tollen ersten Tag. Nur der Körper klagt hier und dort bei uns beiden. Vielleicht war es nicht ganz schlau, die längste Etappe des Urlaubs auf den ersten richtigen Tag zu legen…
Um 9 Uhr machen wir wieder die Augen zu und schlafen ganz schnell ein.
Kleine Anekdote des Tages:
Unterwegs laufen wir ein paar Meter hinter einer Familie, bis wir die Gelegenheit haben, sie zu überholen. Ein Großvater erklärt seinem Enkel, dass er wohl schon tot sei, bis der Enkel YouTuber geworden ist. Der Enkel findet das nicht gut, also verspricht ihm der Opa: „Wenn ich dann noch lebe, gebe ich dir … ein Like!“ 😀

Tag 3

Um viertel nach 7 sind wir wach. Ich muss direkt vor das Zelt und kann am Himmel schon einen tollen Sonnenaufgang erahnen. In der Entfernung zeigen sich bereits tolle rote Streifen. Ein wenig später geht Stefan raus und erwischt genau den Sonnenaufgang. Wunderschön!
Nur windig ist es über Nacht geworden. Das hatten wir gestern Abend schon vermutet und deshalb mit Ohropax geschlafen. Anscheinend hat es in der Nacht auch geregnet, denn draußen ist alles ziemlich nass. Bis wir alles gepackt haben, ist es halb 10. Der Himmel ist wieder schön blau mit ein paar Wolken und die Sonne scheint. Der Wind stört uns nicht. Damit ist es immerhin nicht direkt so warm. Für heute stehen ca. 21km auf dem Plan mit einem kleinen Zwischenstop in einer Stadt.
Vorher laufen wir aber erstmal bergab und kommen zu einem Fahrradweg, der entlang der deutsch-belgischen Grenze verläuft. Den Asphalt merken wir unseren Füßen direkt an. Aber der Weg verläuft herrlich an einem schönen bunten Birkenwald entlang. Wir beschließen nur eine Pause auf dem Weg in die Stadt zu machen und gehen dabei etwas länger als geplant. Nach 7km geben wir die Suche nach einer Bank auf und setzen uns auf einen Baumstamm am Wegesrand. Wir trinken unsere Wasserreste leer, denn gleich wollen wir neue Flaschen kaufen. Die jetzigen sind sehr instabil und deshalb doof. Da habe ich beim Kauf nicht gut aufgepasst.

Die restlichen 6km sind auch zügig gelaufen.

Wir kommen durch wirklich schöne Gegenden und dann sind wir viel zu schnell in der wahnsinnig vollen Stadt. Es ist Montag Vormittag. Wo kommen diese Menschenmengen her? Hier ist es wirklich rappelvoll. Unglaublich. Stefan holt bei Lidl schnell ein Sixpack Wasser. Jetzt darf jeder von uns 4,5kg zusätzliches Gewicht tragen. Hui. Das merkt man deutlich.

Ein paar Meter weiter kaufe ich in der Bäckerei noch Pausenproviant. Eine Rosinenschnecke (oder Rollkuchen, wie man hier sagt) und eine Laugenstange für jeden. In der Stadt wollen wir aber nicht pausieren, also gehen wir erst noch ein Stück weiter. Etwas außerhalb finden wir dann eine Bank mit schönem Blick in die Natur. Zu der Rosinenschnecke gibt es den ersten Liter Wasser, damit das Gewicht schnell nachlässt. Für jeden natürlich. Stefan verputzt auch direkt noch die Laugenstange. So groß ist mein Hunger nach dem Wasser aber nicht mehr. Jetzt haben wir noch 8km vor uns. Die werden durch regelmäßige Pinkelpausen unterbrochen. Nach dem ganzen Wasser kein Wunder. Der Himmel ist inzwischen ziemlich bewölkt und die Luft sehr drückend geworden.

Regnen soll es aber frühestens um 16 Uhr, wenn überhaupt. Bis dahin müssten wir heute locker am Zeltplatz angekommen sein. Der Weg ist nämlich sehr entspannt zu gehen. Wir gehen weiter durch viel Wald. Heute wechseln sich kleine, verstecken Pfädchen mit breiten Wegen ab. Dank Navi finden wir immer die richtige Abzweigung. Die Luft und zunehmende Wärme sorgen bei uns beiden für Kopfschmerzen, so dass sich die Kilometer etwas ziehen. Nach 5km machen wir wieder eine Pause. Ich kann immer noch nichts essen. Ich fühle mich von der Schnecke noch total erschlagen. Stefan nutzt die Pause vor allem zum ansatzweisen Auftrocknen, da ihm der Schweiß nur so den Kopf hinabrinnt. Das liegt neben der Wärme auch daran, dass der Weg inzwischen kontinuierlich ansteigt. Da werden die letzten Meter doppelt anstrengend. Unser heutiger Platz heißt „Seeblick“. Oben am Berg ist der Blick auf den Rurstausee wunderschön. Allerdings müssen wir ein bisschen tiefer zum Platz gehen und der verdient unserer Meinung nach weniger den Namen „Seeblick“ als „Hinterhofatmosphäre“. Man kann den See zwar ein wenig sehen, aber schön ist es hier nicht (deshalb gibt es auch kein Foto). Naja, wir sind müde genug um uns trotzdem zu freuen und sitzen erstmal kurz herum, bevor wir das Zelt aufbauen. Es ist 15.30 Uhr als wir ankommen. Der Regen hat sich inzwischen weiter nach hinten verschoben und zieht vielleicht auch ganz vorbei. Sicherheitshalber bauen wir dann aber doch auf und machen ein kleines Nickerchen im Zelt.
Zum Kochen gehen wir wieder raus. Allerdings schaffen wir es tatsächlich nur, das Wasser zu kochen. Dann beginnt es zu regnen. Also essen wir drinnen. Anscheinend gab es aber nur ein paar Tropfen, also gehen wir anschließend wieder raus und spielen noch ein bisschen. In der zunehmenden Dämmerung ist es gar nicht so einfach, die Karten zu erkennen. Irgendwann geben wir auf und machen uns fertig für’s Bett. Es ist 20.10 Uhr als wir schlafen gehen. Verrückt. Der wieder einsetzende Regen wird uns die ganze Nacht begleiten.

Tag 4

Die Nacht war etwas unruhig. Stefan hat anscheinend das Essen nicht vertragen und muss mitten in der Nacht schnell zum Klo. Allerdings ist es erst halb 12. Wenn man um kurz nach 8 schläft, ist das halt schon spät in der Nacht… So richtig gut schlafen wir beide nicht. Stefan wegen seines Bauchs, ich liege einfach irgendwie doof. Wahrscheinlich ist die Matte zu weich. Aber nachts komme ich selten auf die einfachten Lösungen, etwas Luft reinzupusten oder bin schlicht zu bequem dazu. Dann lieber schlecht schlafen…
Gegen 7 Uhr sind wir beide wach. Es regnet nach wie vor. Ca. um 9 Uhr soll es aufhören. Dann müssen wir uns also nicht beeilen. Stefan schläft nochmal ein und ich höre Musik. Irgendwann kümmere ich mich um das Frühstück und wecke Stefan damit auf. Heute dauert alles etwas länger. So kommen wir erst um 10 Uhr los. Aber der Regen hat tatsächlich aufgehört und es ist schon wieder richtig warm. Ich starte direkt im Shirt, Stefan noch mit einer leichten Jacke.
Der Himmel ist noch wolkenverhangen und über dem See hängen dichte Nebelschwaden, die sich nur langsam lichten. Wir steigen vom Berg ab hinunter an den Stausee. Bis wir dort angekommen sind, ist die erste Wanderstunde rum. Also machen wir eine Pause auf einer Bank am Ufer bzw. dort, wo das Ufer mal war. Der Stausee wurde nämlich dieses Jahr stark abgelassen, um Reparaturen an der Staumauer zu ermöglichen. Jetzt sind es etliche Meter bis zum Wasser, so dass einige Stege nicht mehr erreichbar sind.
Der Ausblick ist dennoch schön, da wir auf der gegenüberliegenden Seite auf herbstlichen Mischwald gucken. In dem Ort ist deutlich zu erkennen, was dort in den Sommermonaten los sein muss. Alles ist auf Tourismus ausgelegt. Wir sind froh, im Herbst und nach den Ferien hier zu sein. Es herrscht kaum noch Betrieb. Unser Weg führt uns nun über die Staumauer. Hinter ihr liegt ein Trinkwasserreservoir. Wir laufen nun die nächsten Kilometer an diesem See entlang. Der Weg ist breit und die Ausblicke auf den See und die Wälder sind wunderschön.

Wir sind ganz beseelt von der Ruhe und Schönheit auf diesem Weg. Ich fühle mich einfach nur glücklich und bin zutiefst dankbar, so etwas erleben zu können.

An der Urfttalsperre angekommen, machen wir unsere nächste Pause.
Die verbringen wir in der dortigen Gaststätte. Wir wollen uns etwas zu trinken holen. Als ein Herr vor uns eine Portion Pommes bestellt, schließen wir uns der guten Idee gleich an. Die Portionen sind aber größer als gedacht. Besser hätten wir uns eine geteilt. So sind wir nun für die nächsten Stunden pappsatt. Wir bleiben erst noch ein bisschen sitzen, da vor uns eine größere Steigung liegt. Die wollen wir nicht mit vollem Magen in Angriff nehmen. Nach einem zweiten Getränk machen wir uns dann aber doch auf den Weg. Der hält, was das Höhenprofil versprochen hat und ist ganz schön anstrengend. Zum Glück steigt der Weg in unterschiedlichen Graden, so dass er dennoch gut machbar ist. Zwei Mal weisen uns Schilder auf extrem gefährliche Wegabschnitte vor. Dort befinden sich links vom Weg Fichtenwälder, die vom Borkenkäfer befallen waren. Jetzt sind die Bäume jederzeit umsturzgefährdet. Uns passiert aber nichts. Dafür werden wir kurz darauf für den Anstieg belohnt. Am Wegesrand steht ein Apfelbaum, der voller reifer Äpfel hängt. Mithilfe eines Trekkingstocks erntet Stefan uns zwei Stück. Ein herrlicher Nachtisch!
Mit dem Apfel in der Hand erreichen wir den ehemaligen Ort Wollseifen. Zunächst schauen wir uns in der Kirche um, dann in der alten Schule. Dort sind viele Informationen zur Geschichte des Ortes ausgestellt. Nur wenige Kilometer entfernt ist der Vogelsang IP. Den werden wir uns mal außerhalb des Urlaubs als Tagesziel ansehen. Die Informationen in dem kleinen Museum hinterlassen bei uns ein komisches Gefühl. Gestern Abend hatten wir uns noch eine Podcast-Folge mit Joey Kelly zum Grünen Band angehört. Auch dabei ging es viel um Freiheit. Wir können uns – zum Glück – nicht vorstellen, wie das Leben zu Kriegszeiten gewesen sein muss. Aber das, was wir immer noch und immer wieder darüber erfahren, ist schrecklich. Umso privilegierter fühlen wir uns, unser Leben so führen zu können, wie wir wollen. Ganz ohne ernste Sorgen. Wir hoffen inständig, dass es so bleibt.
Der Weg führt weitläufig über ein ehemaliges Militärgelände. Inzwischen ist der Himmel blau und die Sonne strahlt. Das sieht sehr schön aus, ist aber unfassbar warm. Wir suchen uns deshalb einen Schattenplatz mitten auf dem Weg für eine weitere kurze Pause.
Die Sonne macht doch sehr durstig. Hunger haben wir aber definitiv noch keinen. Allmählich beginnen die letzten Kilometer für heute und die Frage nach Wasser beschäftigt uns. Auf der Karte finden wir eine mögliche Quelle. Ob es dort tatsächlich Wasser gibt, weiß man aber nie. Wir beschließen, es zu versuchen. Hinter dem Militärgelände geht der Weg auf Asphalt weiter. Die Sonne begleitet uns kontinuierlich. Wir passieren einen Hof, der augenscheinlich im Umbau ist. Als wir Stimmen hören, versuchen wir einfach dort unser Glück und wollen nach Wasser fragen.
Es stellt sich heraus, dass in einem sehr alten Wohnwagen vor dem Haus ein älterer Mann lebt. Er hat Wasser in einem Tank in der baufälligen Scheune und möchte uns gerne etwas abgeben. Wir lehnen aber dankend ab. Wir haben den Eindruck, dass er selbst das Wasser gut gebrauchen kann. Wer weiß, wie groß der Vorrat ist. Da versuchen wir es lieber bei der Quelle und gehen sonst einen Umweg ins nächste Dorf. So akut ist es bei uns schließlich nicht.
Tatsächlich hören wir es in einem Waldstück plätschern. Wir sind uns nicht ganz sicher, wo das Wasser herkommt, aber die Fließgeschwindigkeit ist gut und nach dem Filtern schmeckt und riecht es auch ganz normal. Dann wird es wohl in Ordnung sein. Das fließende Wasser und das sonnige Wetter nehmen wir als Gelegenheit, uns die Haare zu waschen. Das ist bitter nötig und tut richtig gut!
Danach schaffen wir auch noch den letzten Anstieg, bis wir letztlich um 17.30 Uhr an unserem Platz ankommen. Was für ein erlebnisreicher Tag! Wir haben heute gefühlt genug für eine ganze Woche erlebt. Und das auf gerade mal 20km. Dementsprechend passiert abends nicht mehr viel außer der üblichen Routine: Aufbau, Essen, noch ein bisschen spielen und dann ins Bett. Durch die spätere Ankunft schlafen wir aber nicht schon um 20 Uhr. Stefan schlummert gegen Neun tief und fest. Ich schreibe noch den Tagesbericht und verabschiede mich nun, um 21.15 Uhr auch ins Reich der Träume.

Tag 5

Wir wachen auf und das Wetter lässt nur Gutes erahnen. Noch liegt das Feld vor uns in dichtem Nebel und die gegenüberliegenden Berge (für Eifelverhältnisse) sind nicht zu sehen. Aber die Sonne bahnt sich ihren Weg und der Nebel wallt in Wellen über das Feld. Wir können uns gar nicht satt sehen an dem, was uns da geboten wird.
Immer mehr kommen die Berge in Sicht. Es ist unglaublich schön. Das Frühstück verlegen wir also auch nach draußen. Zwar ist alles ziemlich nass, aber mit Regenhose passt das schon.
Das Zelt ist durch die ganze Luftfeuchtigkeit ein einziger klatschnasser Sack. Wir schütteln es routinemäßig aus, aber einen richtigen Effekt hat das bei der Nässe nicht. Dann muss es halt beim nächsten Platz trocknen. Durch die tolle Aussicht und das gemütliche Frühstück kommen wie so spät los wie nie. Erst um kurz nach halb 11 machen wir uns auf den Weg. Heute starten wir mit Jacke. Es hat sich über Nacht nämlich deutlich abgekühlt. Zudem führt der Weg zunächst durch den Wald bergab. Da bleibt es frisch. Wir kommen noch an einem anderen Trekkingplatz vorbei, der direkt am Waldweg liegt. Hier campt eine Familie. Während wir den Berg hinablaufen, haben wir immer wieder tolle Blicke auf Nebelschwaden in den Bäumen und tolle Lichtspiele. Sonne und Nebel sind einfach eine tolle Kombination.
Damit uns doch noch schön warm wird, müssen wir nach dem Abstieg natürlich wieder hoch. Ganz schön anstrengend. Oben angekommen, machen wir die erste Pause auf ein paar Baumstämmen. Die Sonne verschwindet derweil hinter den Wolken, so dass wir noch zusätzlich die Windjacken anziehen. Der Weg führt uns weiter über große Waldstraßen und kleine versteckte Pfade, bis wir ein paar Kilometer weiter in Kall ankommen. In einem kleinen Vorort kann man noch deutliche Hochwasserspuren von 2021 an den Häusern erkennen. In der Stadt aber weniger.
Wir machen einen Abstecher zum Netto und decken uns mit Wasser und zwei Äpfeln ein. Einen knappen Kilometer weiter finden wir dann im Wald eine Bank mit schöner Aussicht. Da lassen wir uns die Äpfel schmecken. Jetzt sind es nur noch ca. 4,5km bis zum Ziel. Heute stehen nur knapp 17km auf dem Programm. Und obwohl wir so spät wie nie gestartet sind, kommen wir wohl so früh wie nie an. Verrückt. Die Beine ächzen zwar immer noch, aber wir scheinen nach den paar Tagen ganz gut eingelaufen zu sein. Zum letzten Mal geht es heute einen kleinen Berg hinab und eine Weile im Tal entlang. Wir laufen über schöne grüne Hügel und große weite Wiesen. Unser heutiger Platz heißt „180 degrees“ und verspricht damit eine gute Aussicht. Aber dafür müssen wir natürlich? Genau, wieder hoch. Na, den Anstieg schaffen wir auch noch. Und der Name hält, was er verspricht. Die Aussicht ist wunderbar.
Da kriegen wir den Nachmittag doch gut um. Zuerst wird das Außenzelt aufgebaut, damit es eine Chance bekommt, zu trocknen. Kurzerhand hängen wir auch alles andere auf, was leicht feucht war. Da unsere heutige Plattform an einer Seite ein Geländer hat, geht das praktischerweise. Wir hören Musik oder ein Hörbuch, Spielen was und erzählen. Irgendwie wird es aber immer frischer. Da lohnt es sich zumindest, dass wir noch ein paar Schichten anziehen können. Das Abendessen verlegen wir aber ins Zelt. Da ist es eindeutig wärmer. Zudem zieht allmählich Wind auf. Im Zelt stört uns das aber nicht. Wir liegen gegen halb 9 schön eingemummelt in unseren Schlafsäcken. Gute Nacht.

Tag 6

In der Nacht war es ganz schön windig. Auch am Morgen weht es ordentlich. Da frühstücken wir lieber im Zelt. Es ist aber etwas wärmer geworden. Und das Zelt ist komplett trocken. Auch mal schön. Da können wir uns das Innenzelt-aushängen sparen. Um viertel vor 10 geht es los. Wir haben wieder 19km vor uns, also wahrscheinlich knapp 20. Irgendwie war es bisher immer etwas mehr als gedacht. Aber wir haben ohnehin nichts anderes zu tun, also macht das nichts. Mit dünner Merinojacke und Windjacke geht es los. Wir haben wieder dicke Wolken, aber es ist trocken.
Zuerst führt uns unser Weg zu den „Dünen“, die wir gestern schon gesehen haben.
Die Dünen stellen sich als altes Bergbaugebiet heraus, das nun nicht mehr betreten werden darf. Unser Weg führt praktischerweise auch dran vorbei und nicht durch. Wir haben heute einen guten Blick auf die Strecke, die wir gestern gegangen sind. Schön, wenn man dadurch etwas mehr Orientierung hat.
Hinter einer Brücke machen wir Pause. Die Wolken sehen irgendwie nach Regen aus, also schaut Stefan im Buienradar nach, was wir erwarten können. „Eigentlich regnet es gerade“, sagt Stefan noch und schon fallen die ersten Tropfen auf uns nieder. Während wir die Regenklamotten anziehen, essen wir noch schnell eine Scheibe Knäcke. Das war wohl eher eine kurze Pause.
Richtig viel Regen haben wir aber nicht. Es regnet mal etwas mehr, mal weniger und eigentlich immer nur kurz. Die Regenhose bleibt an, nur die Regenjacke tauschen wir irgendwann gegen die Windjacke. Die kann auch ein bisschen Regen ab und ist nicht so warm. In der zweiten Pause sitzen wir eine leichte Regenschauer unter einer Kastanie aus (oder war es doch ein Pflaumenbaum? Stefan weiß, was ich meine).
Nach einer halben Stunde gehen wir weiter. Nun stehen noch 10km an und die Frage nach der heutigen Wasserversorgung. Die verschieben wir aber noch etwas, falls uns nicht zufällig eine Quelle über den Weg läuft. Wir kommen heute viel über Felder und haben gute Ausblicke auf die Gegend um uns herum. Lange können wir sehen, welchen Weg wir schon zurückgelegt haben. Als wir in ein Waldstück einbiegen, sehen wir eine große Infotafel. Hier werden Kurse für Kinder und Jugendliche angeboten. Das hört sich gut an! Ein paar Meter weiter werden wir sehr glücklich. Christine Thürmer sagt, dass das Wandern die Glücksschwelle sehr absenkt und einen z. B. ein einfacher Schokoriegel zum glücklichsten Menschen der Welt machen kann. Bei uns ist es der Anblick von Apfelbäumen. Da können wir nicht widerstehen und schlagen zu. Einen auf die Hand und einen in den Rucksack für später. Der Weg in den Wald hinein ist richtig schön. Weniger schön ist aber, dass wir mittendrin auf eine Frau treffen, die uns mitteilt, dass wir hier gar nicht laufen dürfen. Das ist wohl das Privatgelände eines Vereins, der hier die Veranstaltungen für Kinder anbietet. Huch, da haben wir wohl irgendwas überlesen. Sie ist aber sehr freundlich und wir kehren natürlich um. Schließlich wollen wir nicht stören. Stattdessen laufen wir nun eine Weile den Fahrradweg entlang und dann durch einen Ort.
Nun sind es nur noch 5km bis zum Ziel und die Wasserfrage wird dringender. Kurz überlegen wir, ob wir zu einem Friseur gehen sollen (das einzige Geschäft in der näheren Umgebung), aber wahrscheinlich würden die Mitarbeiter bei unserem Anblick den Haarnotstand ausrufen und das wollen wir ihnen lieber ersparen. Während wir die Straße hinaufgehen, sprechen wir stattdessen eine ältere Dame an, die gerade die Blumen vor ihrem Haus gießt. Sie ist sofort bereit, uns auszuhelfen und kommt mit zwei Wasserflaschen aus Glas wieder. Als sie sieht, dass wir das Wasser umfüllen, bietet sie an, eine weitere Flasche direkt mit Leitungswasser zu füllen. Das sei nämlich auch sehr gut. Eigentlich hatten wir da sowieso nachgefragt, aber sie wollte uns wohl mit dem Sprudel zuerst etwas besonders Gutes tun. Wir freuen uns jedenfalls sehr über die Unterstützung und erzählen noch kurz von unserer Tour und wie schön wir es in der Eifel finden. Sie antwortet uns, dass man das nicht mehr so richtig wahrnehme, wenn man dort lebe. So geht es wohl vielen Leuten… Und dann beschwert sie sich über die fallenden Blätter im Herbst und die Eiche der Nachbarin. Es wäre so viel Arbeit, die Eicheln, die ihr doch gar nicht gehören, immer wegzukehren. Wir schmunzeln etwas und stimmen natürlich zu. Würde sie unseren Wildwuchs von Garten kennen, wären wir sicherlich auch keine guten Nachbarn.
Mit genug Wasser im Gepäck starten wir in die letzten Kilometer.
Irgendwie ist es noch total früh. Wir legen extra noch eine Pause ein und sind trotzdem um viertel nach drei schon in „Klein Schweden“.
Wir wissen nicht so recht, wie der Name hier zustande gekommen ist. Wir wohnen eher mitten auf dem Weg und die paar kleinen Birken um uns rum wirken auch nicht sehr schwedisch. Da hatten wir schon schönere Plätze. Dafür lässt sich die Sonne wieder blicken und wir verbringen den Nachmittag draußen mit Karten spielen und zu viel Schokolade.

Tag 7

Ich werde mitten in der Nacht wach. Ich habe so ein komisches Flackern vor Augen, das mich irgendwann aus dem Traumland reißt. Egal, ich bilde mir ein, dass es schon dämmert und ich einfach gut geschlafen habe. Der Blick auf die Uhr verrät allerdings, dass es erst halb 12 ist. Und das Flackern war auch keine Einbildung. Das ist ein ausgeprägtes Wetterleuchten. Bei der Discobeleuchtung kriege ich kein Auge zu. Würde sich wohl ohnehin nicht lohnen, da mich das Gewitter wecken würde. Eine Stunde später hat sich das Gewitter aber aufgelöst. Drei Stunden später bin ich jedoch immer noch wach. Eindeutig nicht meine Nacht.
Als wir uns beide dazu aufraffen können, mal vernünftig die Augen aufzumachen, ist es bereits 9 Uhr. Auch da bin ich schon lange (wieder) wach, aber es regnet und wozu soll man da aufstehen? Der Wetterradar verspricht uns Besserung ab ca. halb 12. Na dann sitzen wir den Regen halt noch aus. Und das lohnt sich. Um 12 Uhr starten wir tatsächlich im Trockenen. Wir haben heute nur einen kleinen Spaziergang vor uns, 12km. Da macht die späte Startzeit also nichts. Zunächst geht es bergab und dann an einer hübschen Burg vorbei, der Burg Hengebach.
Kurz darauf sind wir wieder im Stauseegebiet. Dafür queren wir erst die Rur, die ganz schön viel Wasser führt.
Der Weg am See entlang ist wieder traumhaft schön. Kein Mensch ist dort unterwegs und wir genießen jeden Schritt. Insbesondere auch, weil der Weg so schön leicht zu gehen ist.
Für Abwechslung und Anstrengung sorgt die Straße um das Resort Eifeler Tor. Da geht es ordentlich hoch. Was für eine riesige Ferienanlage… aber die Ausblicke aus den Häusern sind schon ein Knaller.
Oben kommen wir zu der Rurtalsperre Schwammenauel (oder Schamausel, wie Stefan sagt). Wir können uns gar nicht vorstellen, wie viel Wasser hier letztes Jahr gewesen sein muss als die Talsperre bei dem Hochwasser übergelaufen ist, auch wenn wir direkt davor stehen. Das sind einfach unvorstellbare Wassermassen.
Am anderen Ende der Staumauer wollen wir unsere Pause im Restaurant verbringen, um den letzten richtigen Urlaubstag zu feiern. Aber ohje, das Restaurant hat geschlossen, obwohl wir das vorher extra nachgeguckt hatten. Da bleibt nur eine normale Müsliriegel-Knäckebrot-Pause auf der Bank.
Der Weg führt nun weiter am Stausee entlang und ist mindestens so schön wie der vorherige. Mittlerweile strahlt die Sonne vom Himmel. Wir können unser Wetterglück diese Woche gar nicht fassen. So richtig ins Schwitzen kommen wir dann auf dem Anstieg zu dem Örtchen Schmidt.
Unsere Route haben wir leicht angepasst, damit wir uns dort mit Wasser eindecken können. Im dortigen Nahkauf, einem größeren Tante Emma Laden, ist Stefan der totale Exot zwischen den Einwohnern. Nun reicht das Wasser auf jeden Fall bis nach Hause. Und was noch viel besser ist: Ein Stück die Straße runter ist ein Imbiss. Wir gönnen uns jeweils eine Pizza. Die Imbissbetreiber meinen es offenbar gut mit uns, denn die Pizzen bestehen gefühlt zu 50% aus Käse. Schon vor dem ersten Bissen sind wir froh, anschließend nur noch etwas mehr als 2km gehen zu müssen.
Die sind dementsprechend anstrengend, aber wir schaffen es zu unserem Platz. Der heißt heute „Aufwärts“, hatte dafür aber auf den letzten Kilometern erfreulich wenige Aufstiege. Und der Platz ist wieder richtig schön.
So können wir es die letzte Nacht gut aushalten. Mit dem „Umweg“ durch den Ort waren es heute dann doch 15km. Das klingt schon besser als nur 12. Um viertel nach fünf sind wir da. Das Abendessen lassen wir dank Pizza ausfallen. Hunger haben wir aber auch wirklich keinen mehr. Um kurz vor 7 überlegen wir ernsthaft, ob wir schon schlafen können. Mit Podcast hören und noch ein bisschen erzählen schaffen wir es aber immerhin bis halb 9. Wir sind gespannt, was die letzte Nacht mit sich bringt und richtig traurig, dass es die letzte Zeltnacht im Urlaub ist…

Tag 8

Ich denke beim Aufwachen wieder, dass es wahrscheinlich mitten in der Nacht ist. Erstaunlicherweise ist es aber kurz vor 7 Uhr. Das war eine erholsame Nacht. Wir sind beide hellwach und so schon um 8.50 Uhr startklar. Stimmungsmäßig bewegen wir uns irgendwo zwischen Freude auf die heutige Waldstrecke und Traurigkeit über das Urlaubsende. Heute laufen wir 19km nahezu ausnahmslos durch Wald. Auf den ersten Metern tummeln sich viele Eichhörnchen. Wir sind immer wieder begeistert von den niedlichen Tieren und neidisch, wie schnell sie die Bäume hinaufhuschen können. Da tun wir uns auf Anstiegen leider deutlich schwerer. Und Eleganz ist auch ganz weit weg.
Nach einer Stunde haben wir noch keine Lust auf eine Pause. Die verschieben wir. Nach fast 8km kommen wir aber zu einer Spielplatz-/Grillhüttenanlage und dort machen wir es uns bequem. Wir staunen, dass wir nur noch 11km vor uns haben und es gerade mal 10.20 Uhr ist. Wir hatten damit gerechnet, heute erst abends nach Hause zu kommen, aber so lang brauchen wir wohl eher nicht.
Das Wetter verkündet heute nach einem sonnigen Start leichte der-Urlaub-ist-vorbei-Stimmung und ist grau in grau. Dazu weht ein ziemlich frischer Wind. Im dichten Wald merken wir davon aber meistens nichts. Obwohl heute Samstag ist, sind wir komplett allein unterwegs. Das wird sich auch bis kurz vor unserem Ziel nicht mehr ändern. Und das, obwohl wir auf vielen breiten Waldwegen unterwegs sind.
Irgendwie fliegen die Kilometer heute nur so dahin. Gefühlt kurz nach der Pause erreiche ich mein heutiges Schritteziel. Das hat sich während der Woche kontinuierlich erhöht. Irritiert sage ich zu Stefan, dass wir demnach schon um die 14km gelaufen sein müssten. Aber das kann doch wohl kaum? Tatsächlich stimmt es aber. Nur noch 5km für heute. Trotz mehreren hundert Höhenmetern kommt es uns vor wie ein recht gemütlicher Sonntagsspaziergang. Die zweite Pause machen wir drei Kilometer vor Ende auf dem Weg. Bänke sind hier rar gesät, aber die wären auch nur ein zusätzlicher Luxus. Die Nüsse schmecken auf dem Weg schließlich ebenso gut.
Um halb 2, in knapp unter 4 Stunden reiner Laufzeit sind wir wieder in Zweifall am Auto angekommen. Es ist immer beruhigend, wenn das Auto noch da ist.
Knappe 1,5h später sind wir wieder Zuhause. Wir sehnen uns nach einer Dusche, aber die Heizung war aus und das Wasser muss erst warm werden. Also packen wir die Rucksäcke aus und Stefan setzt direkt die erste Ladung Wäsche an. So viel ist es nach einem Wanderurlaub zum Glück nicht.
Als wir später mit der Dusche und auch dem Lebensmitteleinkauf fertig auf der Couch sitzen, erscheint uns der Tag total unwirklich. Eben saßen wir noch im Zelt, sind dann mal locker 19km gelaufen und nun sind wir hier und der letzte richtige Urlaub vor NPL ist vorbei. Das ging irgendwie zu schnell…

Fazit

Uns hat es in der Eifel richtig gut gefallen. Der Herbst war wunder, wunderschön!
Um es kurz zu halten, hier nur eine Auflistung:
Was wir (mal wieder) festgestellt haben:
– Traue keiner Wettervorhersage.
Angekündigt war quasi eine Woche Dauerregen. Wir hatten Regen beim Start und an einem Tag kurzzeitig sehr leichte Schauern. Sonst war es trocken, warm und oft sogar sonnig.
– Die Wasserversorgung ist bei den deutschen Trekkingplätzen immer ein schwieriges Thema. In der Eifel kann man aber problemlos einen kleinen Umweg zum nächsten Ort machen und sich dort versorgen.
Was wir nicht gebraucht haben:
– Mückenschutz (Aber es HÄTTE sein können!)
– Meterlange Seile, um das Zelt auf den Plattformen zu befestigen / die Schnüre lassen sich auch mit Heringen an der Plattform befestigen
– Den Zelthammer! 😀 Die Packroutine sollte doch immer wieder hinterfragt werden…
Zu den Plattformen:
– Die sind weiterhin nicht unser Favorit.
Aber:
– Wir hatten die Plätze für uns allein. Das war super!
– Man liegt immer auf einem ebenen Untergrund.
– Bei wirklich schlechtem Wetter würde man nicht im Matsch versinken. Das zählt für uns aber nicht wirklich als Argument.
Das klassische Feeling fehlt etwas, aber wir würden jederzeit wieder in die Eifel fahren. Tatsächlich machen wir das über das Osterwochenende auch, das haben wir bereits schon vor Monaten gebucht.
Zur Ausrüstung:

Stefan ist ganz begeistert von seinem neuen Rucksack und wird ihn nächstes Jahr definitiv mitnehmen. Ich bin ganz kurz davor, mir auch einen neuen leichten Rucksack zu kaufen. Ein Basisgewicht von max. 10kg ist einfach zu verlockend.

Empfehlung:

Wir empfehlen die Eifel insbesondere Leuten, die noch relativ neu im Wandern sind. Die Strecken sind nicht kompliziert, die Plätze sind quasi komfortabel und man muss nicht zwangsläufig viel Verpflegung mitnehmen, da man immer Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe hat. Je nach gewählten Plätzen muss man aber darauf achten, dass die Strecken dazwischen recht lang sein können. Es will vielleicht nicht jeder täglich um die 20km laufen müssen.

Wir kommen nach der Woche auf 137 erwanderte Kilometer. Wir haben wieder besonders gemerkt, wie schnell die Kondition wächst und sich der Körper an die Belastung gewöhnt. Es ist schön zu wissen, dass wir locker längere Distanzen gehen können, ohne voll in Training zu sein. Es ist aber deutlich gelenkschonender, das nicht aus dem Stand zu machen! 😀 Die Zuversicht für die Tour nächstes Jahr wächst also weiter.

Und noch eine kleine Bemerkung ganz speziell für Dagmar: Ich bin in diesem Urlaub nicht (!) hingefallen (der Lektor ist da anderer Meinung – Anmerkung von mir: Ich bin lediglich ein einziges Mal gestolpert. Das zählt nicht!). Du darfst dir also gerne eine neue Assoziation suchen.

Unsere Strecke:

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