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Hygiene on tour

Eine Frage, die uns immer und immer wieder gestellt wird, wenn wir von unseren Wanderungen berichten, ist: „Und wie duscht ihr da?“. Die kurze Antwort lautet: „Selten.“

Tiefergehende Fragen zu stellen, traut sich fast niemand. Und auch sonst findet man dazu im Netz verhältnismäßig wenig. Deshalb erläutern wir in diesem Beitrag unsere Hygieneregelungen während einer Tour.

Achtung: Wer sich nicht gerne mit dem Thema Körperhygiene befasst, der liest hier lieber nicht weiter. Für alle anderen wollen wir möglichst informativ sein und das geht nur ehrlich und direkt. 😊

Zahnpflege

Fangen wir mit den Zähnen an. Eine elektrische Zahnbürste, wie wir sie im Alltag benutzen, ist unterwegs unbrauchbar. Für kürzere Reisen nehmen wir also eine normale Zahnbürste mit. Für unsere NPL-Tour haben wir uns eine Nano-Zahnbürste zugelegt, da diese eine besonders gute Reinigung bieten soll und sehr schonend die Zähne putzt. Getestet haben wir sie aber noch nicht. Lediglich Ulrike, Stefans Schwester, kam spontan in den Genuss, als sie uns für ein Wochenende besuchte und ihre Zahnbürste vergessen hatte. Sie war sehr begeistert. Unser Fazit kommt dann wohl erst während oder nach der Tour. Und das unserer Zahnärztin auch. 😊

Zusätzlich wird natürlich Zahnseide eingepackt. Zur Zahnreinigung und als Nähgarn. Wir schwören dabei auf die kleinen Dosen von Oral-b.

Als Zahnputzmittel setzen wir unterwegs (und auch im Alltag) auf Zahnputztabs. Die laufen nicht aus, benötigen kein Wasser und wiegen nicht viel. Einfach zerkauen, dann Zähne putzen und fertig.

Duschen?

Wie gesagt, eher selten. Haare waschen aber schon regelmäßiger, da zumindest meine Haare das ganz dringend benötigen. Wir haben in der Vergangenheit einige Allround-Mittel getestet, die alle Vor- und Nachteile hatten.

In Bezug auf die Reinigung ist unser bisheriger Gewinner die care plus clean biosoap. Haare, Körper, Geschirr, Kleidung. Für alles zu gebrauchen. Nur die Fläschchen, in denen die Seife abgefüllt ist, sind Mist. Sie sind bisher in ausnahmslos jedem Urlaub ausgelaufen. Mit Glück in einem kleinen Extrabeutel, mit Pech in der „Kulturtasche“. Und das macht so gar keinen Spaß.

Dann haben wir es privat mit dem Duschbrocken versucht. Der ist allerdings nicht ganz so umweltfreundlich wie die biologisch abbaubaren Seifen. Zudem war Stefan nicht so 100%ig zufrieden. Ich komme weiterhin gut mit Frieda Früchtchen und Anette Limette zurecht (und ja, ich bin leicht von kreativen Markennamen begeistert).

Zuletzt hatten wir dann die vermeintlich perfekte Lösung – Dr. Bronners Seife für absolut alles, was man sich nur denken kann. Damit ist laut Markenversprechen alles zu reinigen, was man reinigen muss. Selbst die Zähne könnte man sich wohl damit putzen. Das war uns aber doch zu hart. Uns reichte die Lösung für Haare/Körper/Geschirr/Kleidung. Also haben wir direkt eine Großbestellung aufgegeben, damit wir auch für das nächste Jahr schon gerüstet sind.

Während unserer Hardangervidda-Tour in diesem Sommer haben wir allerdings festgestellt, dass die Seife für unsere Haare keine dauerhafte Lösung darstellt. Also nochmal zurück auf Anfang. Wir bleiben nun bei der care plus Seife. Allerdings haben wir diese in fest verschraubbare Flaschen umgefüllt, so dass garantiert nichts mehr auslaufen kann.

Klassisch geduscht wird übrigens überall dort, wo eine Dusche vorhanden ist. Ansonsten gibt es Flüsse und Bäche und ein bisschen „Waschmittel“. Das sollte übrigens immer in möglichst großem Abstand (80 – 100 Meter) vom Wasser entfernt genutzt werden. In der Realität ist das zugegebenermaßen manchmal schwierig, aber wichtig ist auf jeden Fall, Seifen etc. nicht direkt am Wasser oder gar IM Wasser zu verwenden. Die Natur braucht keine Seife und auch wir wollen definitiv kein Seifenwasser trinken.

Der Klogang

Nirgendwo gibt es ein schöneres Klo als mitten in der Natur mit Blick auf eine fantastische Landschaft. Da kann definitiv kein noch so tolles Badezimmer mithalten.

Allerdings gibt es dabei einige Punkte zu beachten.

Als Mann hat man es recht leicht. Man(n) sucht sich eine schöne Stelle und pinkelt in die Landschaft. Fertig. Als Frau gestaltet sich das ein klein wenig komplizierter (obwohl es angeblich auch Frauen gibt, die es den Männern gleichtun können). Man sucht sich eine ebenso schöne Stelle und hockt sich möglichst stabil hin. Nachdem man erfolgreich Wasser gelassen hat, muss der Intimbereich abgetrocknet werden. Die Optionen dafür sind vielfältig.

Der wichtigste Grundsatz (überhaupt, aber insbesondere hier) heißt: Leave no trace. Lasse keine Spuren zurück. Wer sich also für Toilettenpapier oder Taschentücher zur Intimreinigung entscheidet, sollte diese auch wieder mitnehmen. Es besteht auch die Möglichkeit, die Taschentücher tief zu verbuddeln, aber ich habe es bisher selten geschafft, ein vernünftiges Loch zu machen. Das gibt der Boden längst nicht überall her. Alternativ kann man das genutzte Papier auch verbrennen. Das klingt in der Theorie super, praktisch brennt ein feuchtes Taschentuch aber ungefähr gar nicht. Der Müllbeutel ist da die sinnvollste Lösung.

Seit diesem Sommer bin ich aber noch auf eine weitere Option gestoßen: Das Pipituch, wie ich es nenne („pee rag“ auf Englisch). Das ist entweder ein kleines Tuch, das regelmäßig gewaschen wird oder die etwas bessere Variante davon, die antibakteriell und durch einen Griff besonders gut zu halten ist. Sehr praktisch. Meine ersten Versuche machte ich mit dem Pee rag von Circe Care. Die Bewertungen waren gut und das Original (kula cloth) nicht kurzfristig erhältlich. Das Handling des Circe Care „Lappens“ war sehr einfach. Allerdings war ich mir nicht ganz sicher, wie saugfähig das Tuch tatsächlich ist. Es hat seinen Dienst gut getan, aber das Gefühl war für mich nicht optimal. Ich habe den Lappen täglich mit Seife gereinigt. Dennoch steckt der Geruch fest. Auch die „richtige“ Wäsche daheim in der Waschmaschine konnte nicht helfen. Und das ist leider ein absolutes No-go für das Tuch.

Das Prinzip fand und finde ich aber super. Und da zwischen Sommer- und Herbsturlaub viel Zeit lag, konnte die Alternative bestellt werden. Das Kula-Cloth überzeugt schon im Vorhinein mit sehr vielen schönen Designs. Die sind natürlich für die Funktion absolut irrelevant, aber machen trotzdem Spaß. Da konnten die Pee rags von Circe Care nicht mithalten. Die bunte Variante erinnerte eher an Omas Topflappen, wie Stefan sagte. Und auch im wesentlichen Punkt, dem Geruch, macht das Kula-Cloth alles richtig. Hier müffelt nichts und damit geht das Tuch zukünftig immer mit auf Reisen.

Und damit nun zum großen Geschäft

Um nicht unnötig viele Taschentücher zu verbrauchen, haben wir unterwegs ein kleines Bidet dabei, die CuloClean Po Dusche. Es handelt sich um einen Aufsatz für eine herkömmliche PET-Flasche, die wir sowieso dabeihaben. Klein und unscheinbar, hat sich dieser Gegenstand zu einem unserer liebsten Teile entwickelt. Einfach aufgesteckt, hält der Aufsatz problemlos und sorgt für eine gute Reinigung. Auch wenn man mal nicht muss, aber den Bedarf hat, den Intimbereich zu reinigen, ist das Teil Gold wert. Denn wir wollen nicht jedes Mal in einen Fluss oder See springen müssen. Die können einfach viiiiiel zu kalt sein. 😊 Wir empfehlen die Po Dusche uneingeschränkt!

Aber was macht man danach mit den Ausscheidungen? Wenn das Thema im Bekanntenkreis „auf den Tisch kommt“, findet sich immer eine wilde Mischung aus Ekel und Belustigung. Auch hier gibt es natürlich wieder verschiedene Optionen. Wo möglich, sollte natürlich ein Loch gebuddelt werden. Dazu nutzen wir die ultraleichte Schaufel The Deuce® #2 von TheTentLab. Aber wie gesagt, das geht lang nicht immer und überall.

Ansonsten kann man sein Geschäft unter einem Stein verstecken. Das hat allerdings den großen Nachteil, dass dort kaum etwas verrottet. Und aus Erfahrung kann ich sagen, dass das eine wirklich widerliche Überraschung ist, wenn man einen Stein zur Heringsbefestigung braucht.

Die optimalste Lösung ist, die Exkremente mit einem Stein möglichst flächig zu verreiben. Nicht schön, ja, aber effektiv. Insbesondere wenn die Sonne scheint, sind die Spuren innerhalb kürzester Zeit verschwunden.

Auch hier gilt wieder: Weit weg von Wegen und Wasser!

Diese blöden Tage

Allmonatlich ist es so weit und die Periode setzt ein. Das ist generell eher selten ein Grund zur Freude und beim Wandern schon gar nicht. Wenn man sich, wie in meinem Fall, sowieso (freundlich ausgedrückt) miserabel fühlt und sich am liebsten tief im Bett verkriechen würde, macht es noch weniger Spaß, sich mit der eingeschränkten Hygienelage zu befassen.

Natürlich gibt es auch hier wieder verschiedenste Optionen, bei der jede Frau für sich selbst entscheiden muss, was ihr (unterwegs) am besten gefällt und womit sie sich wohlfühlt.

Ich setze seit ein paar Jahren auf Menstruationstassen und komme damit sehr gut zurecht. Tampons sind mir grundsätzlich und erst recht unterwegs zu viel Müll. Zudem möchte ich die wirklich nicht mehrere Tage im Müllbeutel mit mir rumtragen müssen. Die richtige Menstruationstasse zu finden, ist einfach ein Test. Ich bin mit der zweiten gekauften inzwischen sehr zufrieden. Das Handling unterwegs ist dann die nächste spannende Übung. Ich erspare euch an dieser Stelle Details, aber die ersten Male unterwegs Tasse leeren und wieder einsetzen, waren… abenteuerlich. Übung macht den Meister.

Als Back-up nachts nutze ich insgesamt zwei waschbare Binden, besonders für die Nächte. Damit komme ich persönlich gut zurecht. Auch das ist aber natürlich wieder typenabhängig. Generell empfiehlt es sich, dass man sich gut mit seinem Körper auskennt und einschätzen kann, wie die Periode abläuft.

Hautpflege

Dauerhaft an der mitunter rauen Luft zu sein, beansprucht die Haut durchaus. Deswegen ist es uns wichtig, ihr ab und an etwas Pflege zukommen zu lassen. Wir haben uns in diesem Fall gegen eine feste Creme entschieden, da die vor allem Staub und Dreck sammeln und irgendwann nicht mehr so aussehen, als würde man sich damit eincremen wollen. Stattdessen sind wir bei Kaufmann’s Kinder Creme ausgekommen. Unglaublich ergiebig und langanhaltend in der Wirkung. Wir nutzen sie hauptsächlich für das Gesicht und besonders trockene Stellen.

Füße

Die Füße sind unsere wichtigsten Werkzeuge, wenn wir wandern gehen. Sie werden stark beansprucht und brauchen deshalb ganz viel Liebe und Zuwendung. Die wichtigste Fuß-Regel heißt: NÄGEL SCHNEIDEN! Jeder Wander-Anfänger weiß vermutlich, warum ich das hier so groß und deutlich schreibe. Alle anderen werden es vielleicht noch erfahren. Aber um das zu verhindern: Schneidet eure Nägel! Zumindest wenn ihr eure Zehen mit Nägeln dran schöner findet. Abfallende Nägel sind nämlich leider keine so große Seltenheit. Zudem verursachen zu lange Nägel unschöne Blasen und Entzündungen. Kurzum alles Dinge, die man nicht möchte.

Blasen sind sowieso immer ein Thema. Die Tipps und Tricks zur Verhinderung sind vielfältig, die effektiven Ergebnisse leider immer äußerst individuell. Ich vertraue auf gute und wirklich festsitzende Socken und gut geschnürte Schuhe. Beides muss perfekt zueinander passen. Tolle Socken helfen nicht, wenn der Schuh nicht zum Fuß passen will und umgekehrt ebenso. Blasenpflaster können natürlich helfen. Wer sie nutzt, klebt am besten noch eine Lage Tape drüber. Die Blasenpflaster haben nämlich (bei mir) die Angewohnheit, eine innige und untrennbare Verbindung mit den Merinosocken einzugehen. Das macht keinen Spaß und versaut die Socken. Da hilft das Tape als vorbeugende Maßnahme sehr.

Ansonsten sollte man die Füße möglichst täglich eincremen, um Reibungen zu verhindern. Wir nutzen dafür Hirschtalg. Die Creme hat sich seit Jahren bewährt.

Anmerkung von Stefan zum Thema rasieren:

Fällt aus.

Noch ein paar Worte zum Schluss:

Es gibt in der Wanderszene und insbesondere im ultraleichten Bereich viele Leute, die keinerlei Pflege- oder Duschprodukte benötigen. Es gibt Geschichten von sich selbst regenerierender Haut und Haaren, die nach ein paar Tagen wunderbar erstrahlen und nichts als Wasser benötigen. Und ja, solche Menschen gibt es. Und nein, das funktioniert nicht bei allen so. Ich habe den Selbsttest während eines Coronalockdowns gewagt und meine Haare haben mich herzlich ausgelacht. Jeder Typ ist anders und jeder muss für sich selbst feststellen, was er oder sie unterwegs benötigt.

Ein letzter Tipp am Schluss für alle langhaarigen Leute, die sich unterwegs nicht täglich die Haare waschen können: Ich schwöre auf Flechtfrisuren aller Art. 😊

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

  1. Herrlich erfrischend und ehrlich geschildert. 😅
    Obwohl wir deutlich komfortabler unterwegs sind duschen wir auch nur draußen/in der Natur. Für uns haben sich feste Seifen ( Frank nutzt die 2 in 1 Duschseifen der beiden bekannten Drogerieketten, ich verwende noch getrennte Seifen für Haut und Haare) bewährt. Da gibt’s kein Auslaufen. Allerdings sollten die ordentlich trocknen, bevor sie wieder verstaut werden.

    Regelmäßiges Duschen wird überbewertet und zu viel Wasser schadet eh der Haut. Wobei ich, wenn wir Mal auf einem Campingplatz stehen, gefühlte Stunden unter der Dusche verbringe. 🙈

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