Skip to content

Verpflegung auf Tour

Eine der wohl meistgestellten Fragen überhaupt, wenn es um (Fern-)Wanderungen geht, ist die Frage nach der Verpflegung. Was isst man? Wie isst man? Wie viel darf die Verpflegung wiegen und überhaupt und sowieso…

Grundsätzliches

Während unserer ersten „längeren“ Wanderung in Island haben wir bei der Verpflegung nach dem gleichen Motto gelebt, wie beim generellen Packen – Hauptsache viel, man weiß ja nie… Deswegen wurde im Vorfeld groß eingekauft und die Hälfte passte gar nicht erst in den Rucksack. In Island haben wir dann selbstverständlich wieder eingekauft und uns zum Startpunkt des Laugavegur ein Paket zugeschickt. Kaum verwunderlich, dass die ersten Tage unseres Wanderdaseins gewichtstechnisch nicht sehr erfreulich waren… Und eins sei vorab schon verraten: In einem normalen zweiwöchigen Urlaub verhungert man nicht.

Schon damals waren uns ein paar grundlegende Punkte aber klar. Bei der Verpflegung auf einer Wanderung kommt es im Wesentlichen auf

  • das Gewicht
  • die Kalorien
  • die Kochdauer
  • und die Haltbarkeit

an. Je nach Land, in dem man unterwegs ist, ist eine regelmäßige und dementsprechend frische Versorgung kein Thema. Wer oft einkaufen kann, sollte das unbedingt nutzen, da so wirklich viel Gewicht eingespart werden kann. Hat man diese Möglichkeit aber nicht, weil man für mehrere Tage keine Einkaufsoptionen hat, muss man die Lebensmittelversorgung möglichst gut planen. Die Möglichkeiten dazu sind vielfältig und hängen sehr von den individuellen Vorlieben ab.

Kochen vor dem Zelt in Schweden

Kochen

Grundsätzlich kann man auch unterwegs ganz normal kochen, abhängig davon, ob und wie viel Ausrüstung man tragen möchte. Zudem muss der Brennstoffverbrauch berücksichtigt werden. Wir kochen nur gelegentlich „richtig“ und nutzen unseren Kocher vor allem zum Erhitzen von Wasser. Falls wir kochen, legen wir Wert auf schnell zuzubereitende Gerichte, um den Gasverbrauch gering zu halten – nicht wegen der gestiegenen Energiepreise, sondern weil Gaskartuschen auch getragen werden müssen und Ersatz nicht immer verfügbar ist.
Ebenso kann man aber auch komplett auf einen Kocher verzichten:

Cold-soaking

Bei dieser Art der Nahrungsmittelzubereitung wird die Mahlzeit durch Zugabe von kaltem Wasser über eine gewisse Zeit eingeweicht. Das spart Brennstoff und macht deutlich flexibler. Allerdings eignet sich cold-soaking nicht für alle Gerichte. Beispielsweise klassische (Nudel-)Fertiggerichte, die normalerweise gekocht werden sollten, könnten auch eingeweicht gegessen werden. Da sich die enthaltenen Fette allerdings nicht oder nur schlecht verbinden, sind (Nudel-)Fertiggerichte nur begrenzt empfehlenswert.
Wir haben einige Mahlzeiten selbst vorbereitet, die für diese Methode gut geeignet sind, so dass man unterwegs auch wirklich etwas Leckeres zu sich nehmen kann. Inwieweit der Geschmack von Bedeutung ist, ist ein häufiges Streitthema („Der Hunger treibt’s schon rein“). Unsere Erfahrung hat uns zumindest gezeigt, dass die Laune deutlich verbessert wird, wenn man nicht nur etwas zu essen hat, sondern das auch noch schmeckt.

Gar nicht kochen

Und dann gibt es Menschen, die sich von dem Konzept der klassischen Mahlzeiten komplett lösen. So wird während der Tour alles gegessen, was nicht gesondert zubereitet werden muss. Für uns fällt dieser Teil in die Kategorie „Snacks“ 😊

So machen wir es

Wir nutzen für unsere Wanderungen eine Kombination aus Snacks, Kochen und cold-soaking. Häufig hat uns bei kaltem Wetter ein warmer Tee, eine Suppe und vor allem die warme Hauptmahlzeit geholfen, uns ein bisschen aufzuwärmen. Der Effekt mag eher psychologischer Natur sein, aber bekanntlich ist die Psyche auf einer Fernwanderung die größte persönliche Hürde.

Und was isst man?

Das Schöne beim Wandern: Man kann essen, worauf man Lust hat. Zumindest wenn man länger unterwegs ist. Viele Wanderer berichten, dass ab der dritten Woche der Tour der Hunger allmählich zunimmt. Irgendwann kommt man an den Punkt, an dem man ungewöhnliche Mengen essen kann und trotzdem dauerhaft hungrig ist.
Das liegt an dem stark erhöhten Kalorienverbrauch während einer Fernwanderung. Zur groben Einschätzung gibt es im Internet verschiedene Rechner, die einem eine Orientierung geben können (www.bergfreunde.de/kalorienverbrauch-sport-rechner/ oder www.schoeneres-wandern.de/html/kalorien-rechner.html). Dabei wird schnell klar, dass es kaum möglich ist, den Kalorienbedarf regelmäßig zu decken.
Bei der Auswahl der Lebensmittel sollte deshalb darauf geachtet werden, dass man wenig Gewicht, aber viele Kalorien mit sich trägt. Über die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe will ich gar nicht viele Worte verlieren. Zucker schadet während einer Wanderung nicht, sorgt aber nur für einen kurzzeitigen Energieschub. Besonders Fette sind wichtig, um einen langfristig aktiv zu halten.

Gefriergetrocknete Mahlzeiten

Tüte auf, heißes Wasser rein, ein paar Minuten warten – fertig.
Das ist der große Vorteil an gefriergetrockneten Mahlzeiten. Sie haben bei wenig Gewicht häufig eine gute Kaloriendichte und dabei eine relativ gute Zusammensetzung in Bezug auf die Inhaltsstoffe. Geschmacklich überzeugen manche mehr, andere weniger. Der große Nachteil liegt im Preis. Die einzelnen Mahlzeiten kosten bis zu 9 Euro (für eine Person!). Das geht grundsätzlich und gerade auf längeren Touren unwahrscheinlich schnell ins Geld. Wir haben trotzdem schon häufig auf gefriergetrocknete Nahrung zurückgegriffen, da wir so eine abwechslungsreiche Küche hatten und eine leckere Mahlzeit total wichtig ist.
Der Markt ist inzwischen recht groß. Wenn man sich aber nicht auf die „großen“ Anbieter verlässt, muss man sich immer mal wieder neu orientieren, da kleinere Marken leider regelmäßig wieder vom Markt verschwinden (und dabei sind das meist die besonders leckeren…).
Unsere bisherigen Favoriten sind:

  • Unangefochten auf Platz 1: Backcountry Cuisine
    Leider gibt es die Marke nur in Australien und Neuseeland, was dazu geführt hat, dass wir uns bei unserer Abreise aus Neuseeland die Rucksäcke voll mit Trekkingnahrung gepackt haben. Wer braucht schon klassische Souvenirs, wenn man auch Trekkingnahrung mitnehmen kann?
  • Adventure Food
    Das niederländische Unternehmen zaubert ebenfalls sehr leckere Gerichte, die zudem auch noch deutlich günstiger sind als bei vielen anderen Anbietern (zuletzt unter 5 Euro pro Gericht). In Deutschland ist die Verfügbarkeit teilweise etwas eingeschränkt. Es lohnt ein Blick auf die Seiten niederländischer Outdoorläden. Und der Kundenservice von Adventure Food ist auch noch super freundlich. 😊

Do it yourself

Die günstige Variante ist immer, es selbst zu machen. Mit ein bisschen Kreativität und Vorbereitung kann man tolle Gerichte zaubern, die unterwegs fast so gut schmecken, als hätte man frisch gekocht. Und dabei gibt die Speisekarte mehr her als nur Nudeln mit Tomatensoße.

Um Ideen für Mahlzeiten zu bekommen, empfehlen wir das Ebook „Rucksackküche“ von Anne Abendroth (Little Red Hiking Rucksack), aus dem wir viele tolle Rezepte übernommen und für uns angepasst haben (www.littleredhikingrucksack.de/kochbuch-ultraleichtes-trekkingessen/).

Mit ein bisschen Suche in einem gut sortierten Supermarkt findet man viele der Zutaten relativ leicht. Was wir uns bisher gespart haben, ist das Dörren oder Trocknen von Lebensmitteln. Der Aufwand und das Risiko, dass die Lebensmittel doch nicht trocken genug sind, haben uns davon abgehalten.

Stattdessen haben wir die entsprechenden Lebensmittel ebenfalls gekauft, nach Möglichkeit in einer gefriergetrockneten Variante.
Bei Obst gibt es inzwischen viele Anbieter. Gefriergetrocknetes Gemüse ist hingegen deutlich schwieriger zu bekommen. Wir haben es nun mit dem litauischen Hersteller „Super Garden“ (www.super-garden.com/en) versucht. Die Produkte machen einen tollen Eindruck und auf das viele Gemüse in den Mahlzeiten freuen wir uns schon jetzt.
Leichter gelangt man an normal getrocknetes Gemüse. Wir nutzen nun eine Kombination. Tomate und Paprika gibt es getrocknet, Möhre, Mais, Zucchini und Blumenkohl in gefriergetrockneter Form.

Als Basis für viele Gerichte verwenden wir Nudeln (vielfach Asianudeln, die sind schneller gar), Couscous und Linsen. Durch Zugabe von Gewürzen, Gemüse und Nüssen entstehen so schnell viele verschiedene leckere Gerichte.

Zum Frühstück nutzen wir Haferflocken und ebenfalls Couscous. In Kombination mit Früchten und Nüssen entstehen leckere und sehr reichhaltige Frühstücksmahlzeiten, so dass man gut gestärkt in den Wandertag starten kann. Das Knäckebrot darf aber trotzdem nicht fehlen. 😉

Nachteile von Tütennahrung

Der Nachteil an sowohl gefriergetrockneter Nahrung als auch selbstgemachter, ist die Müllproduktion. So praktisch es ist, nur Wasser in eine Tüte kippen zu müssen, so nervig und nicht nachhaltig ist es, täglich neuen Müll zu produzieren. Wir haben allerdings noch keine bessere Lösung für uns gefunden.

Zuletzt kommen wir noch zu den Snacks…

Snacks

Während der Wanderung ist es für uns definitiv wichtig, immer mal wieder etwas zu essen. Das sorgt zum einen für Energie und zum anderen bei 2 von 4 Beinen auch für deutlich erträglichere Laune. Unsere Snacks beinhalten meistens Müsliriegel, Gummibärchen / Lakritz / …, Knäckebrot, Schokolade, Nüsse, Beef jerky… Im Prinzip nutzen wir, was das Angebot gerade hergibt. Wichtig ist uns, dass es nicht ausschließlich nur Süßigkeiten gibt, sondern immer auch eine (zumindest im Ansatz) herzhafte Alternative. Obst und Gemüse sind natürlich ein Highlight, aber eher selten zu bekommen und auch eher eingeschränkt transportfähig und haltbar.

Wenn der große Hunger kommt

Falls absehbar ist, dass die normale Abendmahlzeit nicht ausreicht, machen wir aus dem Abendessen kurzerhand ein Zwei- oder Drei-Gänge-Menü – sofern es die Vorräte hergeben. Als Vorspeise dient dann eine Tassensuppe und zum Nachtisch ein Pudding (die Sorten ohne Kochen). Deshalb ist die kleine runde Tupperschüssel mit Deckel für uns ein unverzichtbares Gepäckstück. Da drin kann man ganz wunderbar Wasser mit Milchpulver aufschütteln. Dann das Puddingpulver hinzu, Deckel drauf, und wieder schütteln, bis der Pudding fertig ist. Das hat sich bei uns in der Vergangenheit als Zusatz und/oder kleine Belohnung bewährt.

Wie viel Essen ist nun nötig?

Teilweise liest man Angaben, dass man pro Tag pro Person mit ca. 1 kg Nahrung rechnen sollte. Wenn man für zwei Wochen keine Einkaufsmöglichkeit hat, summiert sich das ganz schön schnell. Das gute am Lebensmittelgewicht ist aber, dass es von Tag zu Tag weniger wird.
Für zwei- bis dreiwöchige Touren kalkulieren wir in etwa:

  • 100g Couscous/Haferflocken + Nüsse + Trockenobst als Frühstück für zwei Personen
  • Eine Trekkingmahlzeit – sobald man das Zelt stehen hat – pro Person
  • Snacks: 1 Müsliriegel pro Person; Pro Woche: ca. eine Packung Knäckebrot, 2 Tüten Gummibärchen etc., 500g Nüsse, 2 Tafeln Schokolade

Für längere Touren…
… ändert sich das alles ganz schnell. Wir haben bisher noch keine Erfahrungen und haben deshalb Schwierigkeiten, das konkret zu kalkulieren.
Fest steht, dass die bisher geteilte Frühstücksportion dann für eine Person gilt. Zusätzlich gibt es tagsüber noch eine weitere Mahlzeit. Und wahrscheinlich werden wir auch den Tipp beherzigen, dass wir die Kalorienzufuhr durch die Zugabe von Butter oder Olivenöl erhöhen. Beides kann man auch ohne Hauptmahlzeit essen, klingt erstmal ungewöhnlich, hilft aber. 😊
Es gibt Wanderer, die pro Tag eine Tafel Schokolade essen – als ganz kleinen Zwischensnack, bevor es etwas Richtiges gibt. Dementsprechend lassen wir die Größenordnung der Snacks noch auf uns zukommen und überlegen noch, wie wir unsere Versorgungspakete dahingehend packen und wie viel wir unterwegs tatsächlich essen werden…

Die Faustregel lautet: Bei jeder sich bietenden Gelegenheit sollten wir die Möglichkeit zum Essen nutzen!

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare

  1. Das hört sich spannend an und lag bislang völlig außerhalb der Vorstellungskraft einer mitteleuropäischen ‚Sofa-Tomate‘ wie mir🙃😊 Kennt ihr übrigens die bei vielen Anbietern verfügbaren gefriergetrockneten Bio-Fruchtpulver. Pure Frucht, wenig Gewicht, leicht zu handhaben, vielseitig einsetzbar, intensiver Geschmack und gehaltvoll.

    1. Ja, die Pulver kennen wir. Für das Mundgefühl sind uns „richtige“ Früchte allerdings lieber😀 Wir freuen uns aber immer wieder über deine Ideen und Hinweise!

  2. Hallo… Verfolge euch ein wenig hier bei der Vorbereitung….spannend!
    Bin ja mal gespannt, was ihr alles noch raushaut, wenn ihr erstmal unterwegs seid.
    Die Beispielverpflegung für eure 2-3-wöchige Tour erscheint mir ein wenig nach Fastenwandern. 🤔
    Bei so einem Zeitraum kam mir natürlich auch öfters das Abnehmen ganz recht, insofern passt es dann doch.
    Für längere Touren, wie npl wird es sicher deutlich mehr sein müssen.

    Viel Spaß beim Planen…
    Hinnerk

    1. Hallo Hinnerk,
      schön, dass du den Weg auf unsere Seite gefunden hast 🙂 Auf normalen Urlaubstouren kommt uns ein bisschen Diät tatsächlich ganz gut aus. Aber auch da gibt es natürlich Tage, an denen man mehr oder tatsächlich auch mal weniger Hunger hat. Deswegen können wir ja zur Not ab und zu auf das 3-Gänge-Menü ausweiten 😉
      In zwei Wochen sind wir für drei Wochen in der Hardangervidda unterwegs. Da gucken wir dann nochmal genau auf unseren Verbrauch. Vermutlich wirst du davon hier lesen 😀
      Viele Grüße
      Simone

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

An den Anfang scrollen