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Peaks of the Balkans, Teil 1

Tag 1, 29.05.2024

Endlich geht es wieder los!
Mitten in der Nacht klingelt der Wecker. So machen wir uns ziemlich gerädert auf nach Düsseldorf zum Flughafen. Um 20 nach 5 ist dort schon viel los, aber Dank vernünftiger Organisation des Personals kommen wir zügig durch alle Kontrollen. Eurowings macht uns zwar etwas verrückt, weil wir am Selbstbedienungsschalter keine Bordkarten drucken können und wir zur Klärung zum normalen Schalter geschickt werden. Der Mitarbeiter dort erklärt uns – völlig selbstverständlich, dass das für Flüge in den Kosovo auch nicht gehe. Aha, tolle Info. Naja, so kriegen wir es dann manuell trotzdem geregelt. Alles andere klappt dann problemlos, so dass wir final einen Haken hinter die Eurowingsärgernisse im Vorfeld machen können. Nach diversen Flugveränderungen, Umbuchungen, Stornierungen und Neubuchung landen wir also tatsächlich in Pristina im Kosovo. Noch bevor wir durch die Passkontrolle gegangen sind, sehen wir unsere Rucksäcke schon auf dem Gepäckband. Jetzt kann der Urlaub wirklich beginnen!

Direkt vor dem Flughafen nehmen wir ein Taxi nach Peja. Das gibt es zum Festpreis von 55€. Für eine Fahrtzeit von etwa einer Stunde ist das total in Ordnung.
Das Taxi könnte in einer Carglasswerbung mitspielen, da es einen kleineren Steinschlag und einen riesigen inklusive Riss durch die komplette Scheibe hat. Ansonsten ist es aber modern und in einem guten Zustand. Die Verständigung mit dem Taxifahrer ist rudimentär, aber das macht nichts. Wir gucken einfach gerne aus dem Fenster. Als unser Fahrer erfährt, dass wir aus Deutschland kommen, durchforstet er die gespeicherte Musikauswahl und landet bei einem Ordner namens „Deutche Rap“. Oh nein, bitte nicht, denke ich. Ihm ist das aber offenbar auch zu blöd, also gibt es Radiopop. Damit geht es uns allen besser.

Ansonsten beschäftigen wir uns mit Vorfreude und in die Gegend schauen, der Fahrer sich intensiv mit seinem Handy. Lachen müssen wir, als das Diensthandy klingelt. Ein altes Nokia. Da hält die Batterie und das Netz sei stabiler.

Wir lernen auf der Fahrt schnell die ersten Grundregeln für den hiesigen Autoverkehr:

  1. Wer bremst, verliert.
  2. Daraus folgt: Vorfahrt hat, wer schneller ist.

Wir kommen aber wohlbehalten in Peja an.

Erstaunlicherweise sind alle Autos (wir sehen erstaunlich viele hochpreisige Modelle) in einem wirklich guten Zustand. Keine Dellen, keine Schrammen. Wir halten das für ein ziemliches Wunder, aber die Kosovaren sind offenbar Meister im Multitasking und haben den Verkehr trotz ausufernder Handynutzung und wilden Manövern gut im Blick.

In Peja angekommen, geht es für uns zum Hostel Bora (Facebook). Hier übernachten wir zwar erst am Tag vor der Abreise, aber mit der Betreiberin hatten wir abgesprochen, dass wir dort eine Gaskartusche bekommen können.
Vorab hatte unsere Recherche ergeben, dass es im Balkan nahezu nur Stechkartuschen gibt. Dazu haben wir uns extra einen neuen Adapter (KOVEA Stechkartuschenadapter) gekauft, damit wir auf der Tour kochen können. Umso überraschter sind wir also als sie uns eine Campingaz-Kartusche auf den Tisch stellt. Damit haben wir nun nicht gerechnet. Den dazu passenden Kocher haben wir zwar, aber der liegt zuhause.
Sie zaubert noch eine weitere Kartusche hervor, von der sie nicht genau weiß, was das ist, aber auch die passt nicht. Als wir ihr zeigen, was wir eigentlich suchen, reagiert sie verwundert. Die würde man hier eigentlich nicht zum Camping benutzen, aber die gäbe es in jedem Supermarkt, da manche Leute die Stechkartuschen noch zum Kochen nutzen. Das verwundert uns dann wiederum, erleichtert uns aber auch sehr. Also gehen wir die Straße runter und kaufen im nächsten Supermarkt zwei Kartuschen für je 85 Cent.

Anschließend geht es weiter in die Stadt zur Bank, da wir uns nicht ganz sicher sind, ob unser Bargeldvorrat ausreicht. Da stocken wir lieber auf. Die Euros kriegen wir schließlich auch zuhause weg. Unterwegs entdecken wir zahlreiche Straßenhunde, die alle entspannt in der Sonne liegen. Große Hunde, kleine Hunde. Es ist eine bunte Mischung.

Uns fällt auch die nächste Verkehrseigenheit auf. Es wird nicht nur wild gefahren, sondern noch wilder geparkt. Gefühlt werden die Autos einfach an Ort und Stelle abgestellt, wo es halt gerade (mehr oder weniger) passt. Ob das mitten in der Kurve ist oder in zweiter Reihe, scheint egal zu sein. Wir sind froh, hier nur zu Fuß unterwegs zu sein.

Zurück im Hostel lassen wir uns ein Taxi bestellen, das uns zum Ausgangspunkt unserer Wanderung bringen wird. Wir freuen uns riesig über die Unterstützung, die wir schon jetzt vom Hostel erhalten haben und empfehlen es definitiv, auch wenn wir noch keine Nacht dort verbracht haben. Und wir freuen uns sehr auf die Wanderung, denn der Ausblick aus der Stadt in die Berge war schon sehr beeindruckend. Wo vorhin noch Wolken waren, strahlt jetzt blauer Himmel. Einfach super!

Das Taxi bringt uns nach Reke e Alleges, von wo aus wir unsere Wanderung starten. Ein Teil der Straße ist genau genommen bereits Teil des Peaks of the Balkans, aber auf der Fahrt vom Flughafen in die Stadt haben wir einen Eindruck davon bekommen, warum ein Großteil der Wandernden die Straßenstücke lieber überspringt. Während dieser Fahrt wächst in uns die Erkenntnis, dass wir definitiv noch weitere Straßenstücke überspringen werden. Stefan sitzt vorne und stellt nach ein paar Kilometern fest: Nie wieder! Das wäre noch beängstigender als hinten zu sitzen.

Wir fahren durch die wunderschöne Rugavo-Schlucht. Die Straße schlängelt sich zwischen den riesigen Bergen entlang, doch wir können immer nur kurze Blicke darauf werfen.

Unser Fahrer jagt mit einem Wahnsinnstempo über die Straße, fährt dabei Slalom, um den tiefen Schlaglöchern auszuweichen und überholt jedes Auto, das nicht schnell genug fährt. Mehr als einmal zucken wir zusammen, doch alles geht gut. Wir kommen an und wissen, dass wir hier niemals, niiiiemals als Fußgänger hätten unterwegs sein wollen.

Ab Reke e Alleges ist die Straße ziemlich leer. Wir tauschen vor dem Start nun noch die lange gegen die kurze Hose und endlich beginnt unsere Wanderung auf dem Peaks of the Balkans.

Wie der Name schon erahnen lässt, geht es dafür hoch. Das ist direkt anstrengend und wir schleichen über die Straße. Zum Glück gibt es immer wieder tolle Ausblicke, die uns kleine Pausen verschaffen. Bald biegen wir auf einen Feldweg ab, der zu einem Haus führt.

Dahinter ist uns nicht ganz klar, ob wir den richtigen Weg gehen oder nicht. Wir kraxeln und klettern durch einen trockenen Bachlauf bergauf und sammeln durch das dichte Gestrüpp die ersten Schrammen.

Dahinter steigt der Weg dann über Wiesen weiter an. Die Sonne macht dabei allmählich großen dunklen Wolken Platz, die ein Gewitter andeuten. Nach gerade mal etwas über zwei Kilometern bauen wir deshalb vor einer rudimentären Schutzhütte unser Zelt auf.

Stoppen wollen wir hier noch nicht, aber je nach Wetterlage wäre der Platz schön genug, um doch zu bleiben. So gönnen wir uns ein schönes Mittagsschläfchen, das nach der Nacht wirklich guttut. Statt Gewitter gibt es dann eine richtig dicke Regenschauer und anschließend gibt es bestes Wetter. Also stehen wir zwei Stunden später wieder auf dem Trail. Stefans Ziel lautet für heute fünf Kilometer als Gesamtstrecke, meins, einen noch schöneren Zeltplatz zu finden.

Der Weg geht konsequent bergauf, mal über kleine Pfade, dann über breitere Wege, die alle ziemlich zerfurcht, erdig und steinig sind. Dann öffnet sich vor uns eine Hochebene und wir strahlen uns nur noch an. Ist das ein Traum!

Wir sind gerade erst etwas über 4 km gewandert und schon völlig in die Gegend verliebt. Das kann die nächsten Tage doch nur gut werden! Der Weg würde uns nun etwas tiefer führen und wieder in den Wald bringen, bevor es in einen Ort geht. Also beschließen wir, dass die Strecke für heute reicht und wir unser Zelt an dieser grandiosen Stelle aufbauen.

Da wir unser Zelt Kaitum für diesen Urlaub gegen unseren Neuzugang, das Hilleberg Anaris, eingetauscht haben, genießen wir den Abend über wunderschöne Blicke aus dem Zelt. Von zahlreichen Kuckuckrufen begleitet, schlafen wir schnell ein.

Heute haben wir unserem Gefühl nach genug für drei Tage erlebt, aber wir sind total glücklich, hier zu sein und endlich wieder unterwegs zu sein. Die letzten Tage bzw. Wochen waren wir doch sehr oft wehmütig, da der Start unserer NPL-Tour bereits ein Jahr zurückliegt und nun die diesjährigen Wandernden starten oder schon gestartet sind. Da tut es gut, auch unterwegs zu sein, wenn auch nur für eine „Etappenlänge“.

Tag 2, 30. Mai 2024

Wir wachen um viertel vor 6 auf und freuen uns, im Zelt zu sein. Beim morgendlichen Klogang verliebe ich mich direkt wieder in die Umgebung! Noch ist die Wiese um uns herum ziemlich nass, aber die Sonne hat uns bald erreicht und verspricht einen tollen Tag.
Wir starten also wieder im möglichst kurzen Outfit und mit einer guten Schicht Sonnencreme.

Schon auf den ersten Metern ist uns warm. Wir queren über unsere Zeltwiese zum Wanderweg, der für die nächsten Kilometer ein zerfurchter Feld-/Forstweg ist.

Hier kommen wir gut voran. Es geht stetig bergab. An der ersten Quelle kommen wir schon nach wenigen Minuten vorbei. Hier wäre es allerdings umständlich, an das Wasser heranzukommen. Da wir noch keins benötigen, gehen wir bis zur zweiten Quelle weiter. Dort läuft durch einen Schlauch Wasser in ein Becken.

Wir füllen unsere Vorräte auf und freuen uns, so früh im Jahr hier zu sein, dass es noch Wasser gibt. Übermäßig stark ist der Wasserstrahl nämlich nicht und da in den Bergen nahezu kein Schnee mehr liegt, wird diese Quelle wohl nicht den Sommer überdauern.
Nach ein paar Kilometern erreichen wir die Siedlung Pepiq.

Die Häuser sind nahezu alle entweder super schicke Neubauten oder Rohbauten, bei denen fraglich ist, ob sie jemals fertiggestellt werden. Dazwischen gibt es nicht viel. Dafür gibt es aber einen eigenen Mobilfunkmasten, der hier für bestes Netz sorgt. Auch hier sehen wir wieder einen Friedhof. Den hat jede noch so kleine Siedlung, selbst wenn es nur ein oder zwei Häuser gibt. Auf fast jedem Grabstein ist das Gesicht der verstorbenen Person zu sehen. Deutlich persönlicher, als nur einen Namen und ein Datum aufzuschreiben bzw. einzumeißeln, finden wir.

Ab Pepiq geht es auf einer Asphaltstraße weiter. Die Wegführung des Peaks of the Balkans wird im Kosovo oft bemängelt, da mittlerweile viele Straßen asphaltiert sind. Natürlich ist das zum Wandern nicht das große Highlight, aber es ist absolut nachvollziehbar, dass die Siedlungen einen vernünftigen Anschluss an das Wegenetz benötigen.
Auf den Straßen ist noch nichts los, so dass wir ganz entspannt unterwegs sind. Manchmal führt uns der Weg wieder ein Stück durch die Natur,

bis wir erneut zu einer Straße kommen. Diese sind alle noch nagelneu. Das erkennen wir am tadellosen Zustand. Dass dieser nicht allzu lange halten wird, sehen wir aber auch. Sämtliche Hänge sind unbefestigt. So werden die nächsten Unwetter unweigerlich dafür sorgen, dass die Straßen nach und nach kaputt gehen werden.
Nach ungefähr 9 km kommen wir an die Hauptstraße. Wir weichen hier vom offiziellen Trail ab, da die eigentliche Strecke kaum noch begangen wir und dementsprechend überwuchert sein soll.
Wir sind gespannt auf den Verkehr und hoffen insgeheim auf eine Mitfahrgelegenheit, um hier sicher unterwegs sein zu können. Doch die ist gar nicht nötig. Der Verkehr ist gering und wir können den Seitenstreifen bequem zum Gehen nutzen.

Die Hauptstraße ist im Vergleich zu den bisherigen Straßen heute in einem total maroden Zustand, aber immerhin oder vielleicht auch deswegen fahren hier alle sehr angepasst und vernünftig. Vielleicht hatten wir gestern einfach Pech mit dem Taxifahrer.
Während wir weitergehen, brennt die Sonne unermüdlich auf uns nieder. Wir freuen uns über jeden Windhauch, der uns ein bisschen abkühlt. In den Sträuchern neben uns huschen immer wieder kleine Salamander, sonst passiert nicht viel. Alle Fahrer grüßen freundlich. Sonst gibt es nicht viel zu sehen außer den Müll am Wegesrand.

Der ist definitiv in größeren Mengen vorhanden als bei uns. An manchen Stellen entwickeln sich sogar richtige kleine Müllhalden, die dort sicherlich nicht hingehören.

Nach fünf Kilometern beenden wir die Strecke auf der Hauptstraße. Nun ginge es in etlichen Serpentinen auf einer engen Straße hoch zu dem Restaurant Guri I Kuq. Dieses Mal testen wir unser Straßenglück nicht und halten ein Taxi an, dass uns den Berg hinauffährt. Wir hätten es sicherlich auch zu Fuß schaffen können, aber in den vielen engen Kurven sind wir nicht traurig um die verpasste Strecke.

Pünktlich zur Mittagszeit kehren wir dann in das Restaurant ein. Nach 14 überaus sonnigen Kilometern sind wir auch ohne Aufstieg müde und freuen uns über die Pause. Noch mehr freuen uns die Preise auf der Speisekarte. Das teuerste Gericht, das ich entdecke, kostet 20 € und ist für drei Personen. Wir bestellen die Hausspezialität mit verschiedenen lokalen Speisen und dazu noch ein frisches Brot. Als das Essen kommt, sind wir begeistert. Das sieht super aus! Nur werden wir das niemals schaffen – das wissen wir sofort.

Wir probieren die verschiedenen Käsevariationen und sonstigen Gerichte und finden alles sehr lecker. Irgendwann geben wir aber auf. Das restliche Brot packe ich ein und zusätzlich bestellen wir uns noch eins zum Mitnehmen als Abendessen. Kochen müssen wir heute definitiv nicht mehr!
Während unserer Pause sitzen wir wieder gekonnt eine ordentliche Regenschauer aus. Als die Sonne wieder hervorkommt, bezahlen wir. Insgesamt 24 Euro zahlen wir für Essen und Getränke (und das in einem Tourirestaurant). Das gefällt uns hier definitiv!

Nun wartet ein nicht ganz so schöner Aufstieg vor uns. Auf den nächsten 2,2 km geht es 450 Höhenmeter bergauf. Unser Kellner meint, dass wir eine Stunde brauchen würde. Ich hoffe, dass er recht hat.
Dank der entspannten Pause kommen wir tatsächlich gut voran, auch wenn es durchaus anstrengend ist.

Wir sind froh über unsere Trekkingstöcke, die uns die besonders steilen Stücke etwas erleichtern. Ein uns entgegenkommender Tagestourist beneidet uns darum sehr, sagt er. Nur wenige Meter weiter rutscht er auf dem steinigen Untergrund aus. „John, are you hurt?“ ruft seine Frau, die ein paar Meter vor ihm ist. „No, only my pride.“ antwortet John. Eine schöne Antwort. Die merke ich mir!
Während wir weiter bergauf gehen, freue ich mich darüber, wie gut das klappt. Es scheint so, als hätte das Training der letzten Monate doch tatsächlich etwas gebracht. Erst NPL zu wandern und danach viel Radfahren und Muskelaufbau sind offenbar gut für Aufstiege. Faszinierend! Hoffentlich habe ich diesen Eindruck auch während der nächsten Tage.
Als leichter Nieselregen einsetzt, freuen wir uns über die leichte Abkühlung.

Selbst bei stärkerem Regen würde sich die Regenkleidung nicht lohnen.

Wir schwitzen einfach zu sehr. Stefan findet den Aufstieg sehr anstrengend und ist dementsprechend froh, als wir an dem See angekommen sind. Tatsächlich haben wir gut eine Stunde gebraucht. Das freut uns.

Der See ist schön gelegen, doch leider entdecken wir hier wieder, dass mit der Natur wirklich schlecht umgegangen wird. An den Feuerstellen liegt wahnsinnig viel Müll. Es ist richtig traurig, dass das hier offenbar niemanden kümmert.

Wir folgen dem Trail um den See herum und klettern über ein paar Felsen ein Stück bergauf, bevor es durch Nadelwald wieder bergab geht. Die Waldwege sind sehr rutschig, so dass wir unsere Schritte mit Bedacht setzen.

Bis auf einmal klappt das auch gut. Da rutsche ich dann doch aus und hole mir ein äußert dreckiges Bein, mehr aber auch nicht.
An einer Stelle ist der Weg durch ein Seil gesichert. Was genau das Seil dort sichern oder erleichtern soll, erschließt sich uns nicht. Es bietet überhaupt keinen Mehrwert. Nette Idee, aber schlecht ausgeführt. Als wir aus dem Wald heraustreten, erkennen wir unser Ziel.

An einem Bach steht eine Hütte, in deren Nähe wir eventuell zelten wollen. Die Hütte ist verschlossen und im Privatbesitz, aber noch ist hier niemand, sodass wir uns einen Zeltplatz in der Nähe erlauben würden. Vielleicht finden wir aber auch eine Stelle am zweiten See, der noch ein Stück weiter oben liegt. Also gehen wir dort hin und drehen anschließend wieder um. Keine Chance!
Auf einer Anhöhe hinter dem Bach und ein Stück von der Hütte entfernt, stellen wir also unser Zelt auf.

Vor dem Schlafengehen gibt es noch eine Katzenwäsche im eiskalten Bach. Die Haarwäsche verschieben wir aber auf den nächsten Morgen, da es hier abends doch kühl wird. So beenden wir den Wandertag heute nach insgesamt 18 km und 720 Höhenmetern Aufstieg. Klingt eigentlich ziemlich entspannt, wenn nicht 450 davon auf 2 km gewesen wären. Aber diese tolle Verteilung von Anstiegen erleben wir die nächsten Tage wohl noch häufiger.

Tag 3, 31.05.2024

Ich wache auf und ärgere mich über Stefans Frechheit. Wieso weckt er mich nicht normal und macht stattdessen einfach das große Licht an?? Es dauert einen Moment, bis ich weiß wo ich bin und warum es so gelb leuchtet. Da fällt wohl gerade einfach Licht auf das Zelt. Ich ärgere mich also nicht mehr über Stefan und werde allmählich wach.
Es ist kurz nach 5 und der Tag beginnt. 10 Minuten später wird auch Stefan wach. Das Inreach erklärt, dass wir nachher kurz mit Regen, ansonsten aber mit Sonne rechnen dürfen. Nur kalt sei es. 6 Grad, gefühlt nur 2. Als ich in Unterhose vor dem Zelt stehe, lache ich über diese Auskunft. Es ist angenehm kühl, aber keinesfalls kalt. Gerade fallen die ersten Sonnenstrahlen auf die Felswand, über den Berg hinter uns spannt sich ein kräftiger Regenbogen. Das kann doch wieder nur gut werden!

Einen kleinen Dämpfer bekommt die gute Laune beim Blick auf die Strecke. Die ersten zwei Kilometer des Tages bieten uns wieder 500 Höhenmeter Aufstieg. Zähneknirschend nehmen wir das Angebot an und gehen um kurz nach 7 los.

Die ersten paar Meter kennen wir schon von gestern. Ab dem See folgen wir dann einem schmalen lehmig-rutschigen Pfad.

Vorsichtig tasten wir uns voran. Inzwischen hat leichter Nieselregen eingesetzt, dem wir mit unseren dünnen Windjacken trotzen. Der Aufstieg wird uns wohl ausreichend wärmen, so dass wir bei den kurzen Hosen bleiben. Immer weiter schlängelt sich der kleine Pfad den Berg hinauf.

Wir sind umringt von hohen Felswänden und mit jedem erklommenen Meter wird unsere Umgebung beeindruckender.

So mühsam der Aufstieg als solches ist, so gut kommen wir dennoch voran. Der Weg ist für uns nicht kompliziert. Nur wenige Stellen sind etwas herausfordernder, wenn es beispielsweise über Geröll geht. Leider nehmen Wind und Regen beständig zu, so dass wir irgendwann kapitulieren und die Windjacken gegen die Regenjacken tauschen. Damit wandert es sich doch etwas besser.

Der Landschaft tut das Wetter aber keinen Abbruch. Wir freuen uns, als der Pass und damit das Ende des Aufstiegs in Sicht kommen. Doof nur, dass wir gerade auf den falschen Pass zulaufen. Zum Glück müssen wir nur ein paar Meter zurück. Dann finden wir die nicht ganz gut sichtbare Spur und biegen in die richtige Richtung ab. Dafür geht es einmal steil einen Hang hinauf, der sehr rutschig ist und an dem ich meine Schritte zeitweise besonders gut ausbalancieren muss, damit ich nicht abrutsche. Dann queren wir einen Hang unterhalb eines nur noch minimal bestehenden Schneefeldes.

Vor ein paar Wochen sah das hier bestimmt noch anders aus und machte das die Wegfindung deutlich komplexer, aber wir haben dieses Jahr Glück durch die geringen und frühzeitig abgetauten Schneemengen.

Übrigens gab es auf dem ganzen Weg hinauf tolle Zeltplätze, nur kein Wasser. Kurz unterhalb des Passes finden wir dann noch eine traumhaft schöne Stelle, die direkt an einem Bach liegt. Aber gestern waren wir für diesen Aufstieg eindeutig zu müde. Am Pass angekommen machen wir unsere erste Pause. Gute 1,5 Stunden haben wir für den Aufstieg und die 600 Höhenmeter gebraucht. Wir ziehen uns jetzt die Regenhosen über und auch eine Thermojacke unter die Regenjacke. Zwar hat der Regen aufgehört, doch der Wind ist hier oben eisig kalt. Wir befinden uns auf ca. 2300 Metern Höhe. Da sind die Temperaturen dann doch etwas frischer.

Richtig kalt wird es direkt hinter dem Pass. Der Wind pfeift uns nur so um die Ohren und meine Hände fangen augenblicklich an zu Schmerzen, so kalt ist es. Aber nun geht es für die nächsten Kilometer abwärts. Es wartet ein Abstieg von 700 Höhenmetern auf uns. Nach dem Aufstieg gerade geht das noch mehr in die Beine, als es Abstiege sonst schon tun. Aber dadurch wird es nach und nach auch wärmer, so dass wir irgendwann wieder in kurzen Sachen unterwegs sind.

Nur die Sonne will sich heute nicht mehr blicken lassen. Vielleicht ist sie beleidigt, weil ich sie beim wach werden für eine olle Lampe gehalten habe… Die Wolken halten sich hartnäckig und immer mal wieder fallen leichte Tropfen vom Himmel. Dann überqueren wir die Grenze zu Montenegro.

Ein Pavillon steht in der Landschaft und ein Werbeschild eines Cafés im nächsten Ort gratuliert uns zum Grenzübertritt (und wirbt für Zimmer und Essen, ist ja klar.). Sonst deutet nichts darauf hin, dass wir den Kosovo für die nächste Woche hinter uns gelassen haben.

Auf den folgenden Kilometern in Richtung Babino polje ändern sich jedoch die Wegmarkierungen. Statt rot-weiß-roten Strichen zeigen und jetzt rote Kreise mit weißem Punkt den Weg. Besonders pfiffig finden wir, dass es am Kreis oft kleine Striche gibt, die einem die Richtung weisen. Äußerst praktisch!
Als ich einen Bach übertrete, entdecke ich am Rand ein paar Münzen. Insgesamt 3 Euro und 20 albanische Lek. Eine nette Überraschung.

Als wir von oben auf die einzelnen Häuschen von Babino polje blicken können, machen wir eine kleine Pause. Wir spekulieren auf eine Mahlzeit im Ort, brauchen aber dennoch vorher eine Pause. Die Beine freuen sich darüber, einfach mal ausgestreckt zu liegen. Hinter uns tauchen plötzlich zwei Leute auf. Ein Mann und eine Frau aus Deutschland. Wir tauschen uns kurz über das Woher und Wohin aus. Die beiden haben den Kosovo komplett ausgelassen. Es gibt auf dem gesamten Weg zahlreiche Möglichkeiten, die Strecke abzukürzen. Wie wir heute feststellen werden, wird der Kosovo dabei oft übergangen. Ob das an den Straßen oder dem vermeintlich schlechten/gefährlichen Ruf liegt? Wir wissen es nicht. Aber auch wir haben im Vorhinein oft kritische Blicke bekommen, wenn wir von unserem Reiseziel erzählt haben. Uns erschließt sich das nicht. Die Kriegszeiten sind schließlich schon Jahrzehnte vorbei.

Da wir den Weg von unserer Pausenstelle nicht direkt erkennen können, steigen wir kurzerhand über die Wiesen ab.

Wildblumen über Wildblumen stehen hier.

Es ist wahnsinnig schön. Im „Ort“ selbst ist nichts los. Nur die Unterkünfte werden fleißig ausgebaut. Ein geöffnetes Café finden wir nicht, suchen aber auch wirklich nicht danach. Unsere Pause hat uns gereicht und wir gehen einfach weiter.

Bevor wir auf die Straße zum nächsten Aufstieg abbiegen wollen, kommt uns ein Auto entgegen, hält und ein Mann steigt aus und sagt irgendwas von wegen „Ticket“. Will er unsere Grenzscheine sehen? Die Grenzübertritte müssen nämlich beantragt werden, aber das geht sehr einfach über ein albanisches Unternehmen, die sich darauf spezialisiert haben (Zbulo heißt das). Doch das möchte der Mann nicht. Er verkauft uns stattdessen ein Ticket für den Naturpark, den wir jetzt betreten. Ich frage Stefan, ob das so richtig ist und er bejaht. Immerhin einer von uns hat sich auf diese Reise vorbereitet.
Statt des im Reiseführer angegeben Ticketpreises von 1€ zahlen wir 3€ pro Person. Die wissen schon, wie man Geld verdient. Allerdings ist auch klar, dass mehr Menschen in diesem Gebiet mehr Arbeit für den Naturschutz bedeuten. Da ist die Gebühr also total in Ordnung.

Die nun folgenden 500 Meter Aufstieg (vermutlich mehr) starten erstaunlich entspannt. Wir folgen einer breiten Schotterstraße, die gemächlich den Berg hinaufführt. Es ist sehr angenehm, hier nicht auf die eigenen Schritte achten zu müssen. Immer wieder kommen wir an Häuschen vorbei, die alle auf die Touristen der beginnenden Saison warten. An einer Unterkunft ist sogar schon Betrieb. Ein Mitarbeiter sieht uns schon von Weitem und ihm und uns ist klar, dass wir nicht einfach weitergehen werden. Wir gönnen uns einen hausgemachten Himbeersaft und haben die Idee, dass der Saft bestimmt in irgendeinem Haus, aber sicherlich nicht dort gemacht wurde. Geschmeckt hat es trotzdem. Wir unterhalten uns währenddessen mit einem Britisch-Niederländischen Paar, die ebenfalls eine Hüttentour machen, wie zuvor schon die beiden Deutschen.

Nach der Pause gehen wir weiter, denn der Anstieg ist noch nicht geschafft. Als wir die Straße verlassen, kommt uns erneut ein Paar entgegen. Was ist denn hier los? Offenbar werden wir in den nächsten Tagen häufiger anderen Wandernden begegnen. Wir unterhalten uns kurz. Auch die zwei kommen wieder aus Deutschland. Dann geht es durch einen schönen Nadelwald weiter in die Höhe.

An einem Bach füllen wir unsere Flaschen nochmal auf und freuen uns auf die letzten Kilometer. Der Weg führt uns nun zum Hridsko Jezero, dem schluchzenden See und höchsten Bergsee Montenegros. Die Legende zu dem See beinhaltet Feen und Wunder und entspricht der damit voll und ganz der Umgebung. Der Wald davor ist absolut mystisch und wunderschön.

Große Bäume, alte verwitterte Baumstämme und darüber dicke graue Wolken und Nebelschleier. Es ist wahnsinnig schön. Der See steht dem in nichts nach. Ein toller Ort!

Bei der Umrundung des Sees geht es für uns über ein kleines Geröllfeld. Wir sind direkt wieder in unserem Element.

Kurz hinter dem See entdecken wir einen sehr guten Zeltplatz. Wir sind optimistisch, dass wir einen ähnlich guten finden werden und gehen weiter. Selbstverständlich klappt das nicht. Während eines letzten steilen Anstiegs beenden wir unseren Wandertag nach 21,5 km und 1287 Metern Anstieg und vielen Metern Abstieg. Unser Zeltplatz liegt wieder über 2000 Metern und es ist sehr kühl hier oben bei dem windig kalten Wetter.

Wir sind müde, aber eigentlich noch erstaunlich fit. Mal sehen, wie wir uns morgen fühlen. Für eine erträgliche und halbwegs erholsame Nacht müssen wir uns nämlich erstmal ebene „Betten“ bauen. Hoffentlich klappt das!

Tag 4, 01.06.2024

Es ist 03.05 Uhr. Ich bin hellwach. Irgendwas war da gerade an meinem Kopf. Ich versuche die Ursache zu erörtern, doch finde sie nicht. Es stürmt nicht, das Zelt steht noch stabil und ich sehe keinen Bären. Also muss ich wohl mit dem Kopf von der Matte gerutscht sein. Anders kann ich mir das nicht erklären.

Irgendwann schlafe ich wieder ein.

Als ich Stefan am Morgen von meiner nächtlichen Aufregung erzähle, fängt er an zu lachen. Eventuell sei er daran schuld gewesen. Eventuell habe er im Halbschlaf sein Jackenkopfkissen gesucht, nicht gefunden und meins genommen, bis er bemerkt hat, dass es meins war. Nur mir zu erklären, was los war, das fand er in der Nacht unnötig.

Als wir aus dem Zelt treten, sind wir beeindruckt. Der Nebel hat zwar gestern für eine tolle Stimmung gesorgt, aber auch unsere Umgebung verschluckt. Jetzt blicken wir plötzlich auf einen riesigen Berg. Einfach toll!

Ein paar Meter oberhalb unseres Zeltplatzes betreten wir einen breiten Schotterweg. Dieser führt uns bis zu einer Schutzhütte, in der man es bei schlechtem Wetter gut aushalten kann. Außerdem hat man eine fantastische Aussicht auf die Umgebung.

Wir folgen nun einem kleinen Waldpfad. Erst ein kleines Stück bergauf und dann geht es steil und sehr rutschig bergab. Unser Zwischenziel für den heutigen Tag lautet Plav, eine Stadt. Laut Schild braucht man für die 13 km 5 Stunden. Als wir vorsichtig Schritt für Schritt den Waldweg hinabschleichen, haben wir eine Idee, woher diese Zeitangabe kommen könnte. Wir sind froh, als wir diesen Abschnitt hinter und lassen können. Danach geht es deutlich entspannter weiter. Als wir komplett aus dem Wald heraus sind, geht es über eine Schotterstraße gefühlt endlos bergab.

Der Weg ist nicht anspruchsvoll, doch geht das Abwärtsgehen massiv in die Beine. Nach zwei Stunden Gehzeit machen wir am Berghang eine Pause.

Wir freuen uns auf das Mittagessen in Plav. Dort gibt es viele Restaurants und ein paar Supermärkte.

Auf dem weiteren Weg bergab hält neben uns ein Auto mit niederländischem Kennzeichen. Der Fahrer bietet uns an, uns mit nach Plav zu nehmen. Wir bedanken uns, lehnen aber ab. Hier gibt es wirklich keinen Grund mehr, ein Stück der Strecke zu überspringen.

Wir sind ziemlich froh, als der Abstieg von 1200 Höhenmetern geschafft ist. Jetzt geht es einmal über einen Bach und dann nahezu auf ebener Strecke weiter. Das ist eine Entlastung für die Beine!

Alle Autos (überwiegend 20 bis 30 Jahre als VW Golf Modelle) bzw. deren Fahrer grüßen uns freundlich. Überhaupt haben wir seit Tourbeginn nur nette Menschen getroffen. Jeder winkt, hupt oder spricht kurz mit uns. Das ist richtig schön.

Während wir weitergehen, treffen wir auf einen sehr alten Mann. Er spricht uns an und wir verstehen natürlich nichts. Wir fragen ihn, ob er Englisch spricht, er bietet uns Französisch an. Puh, da sind meine Sprachkenntnisse echt mangelhaft. Trotzdem bringen wir in einem wirren Sprachgemisch ein für beide Seiten halbwegs verständliches Gespräch zustande. Er kennt unsere Route und sollte verstanden haben, dass wir es hier toll finden. Was er uns sonst noch fragt, können wir nur raten. Dennoch strahlen wir uns gegenseitig an und verabschieden uns mit einem „Au revoir“.

Zwei Kilometer vor Plav kommen wir an einer Quelle vorbei und Stefan hat die geniale Idee, dass wir die zum Haare waschen nutzen könnten. Das Wetter ist heute etwas wechselhaft, aber warm und wir könnten für die Stadt durchaus etwas frischer aussehen.

Danach fühlen wir uns herrlich und laufen beschwingt nach Plav.

Um 12 Uhr betreten wir die Pizzeria, nach gerade einmal 4,5 h inklusive der Pausen.

Wir bestellen uns beide eine große Pizza, zwei große Flaschen Wasser und jeweils eine Limo. Inklusive Trinkgeld zahlen wir 20 Euro. Mal wieder ein Schnäppchen für richtig gutes Essen. Nur die Cola, die Stefan trinken wollte, gibt es hier nicht. Der Kellner verspricht eine einheimische Alternative, die ganz ähnlich schmeckt – Cockta. Das Einzige, was dabei an Cola erinnert, ist der Name. Aber Hauptsache, wir trinken genug.

Nach dem Essen gehen wir zum nahegelegenen Supermarkt, kaufen zwei Äpfel und ein paar Snacks für den Tag. Schräg gegenüber von der Pizzeria gab es übrigens noch eine andere Lokalität namens „Swiss Doner“.

Mir war nicht bewusst, dass Döner aus der Schweiz kommen, aber in London ist „German Doner“ auch gerade ein großes Ding, wie ich festgestellt habe… Ob der Schweizer Döner wohl mit Raclettekäse angerichtet wird? Wir werden es nicht erfahren und gehen bei strahlendem Sonnenschein hoch, hoch und noch höher. Die „verlorenen“ Höhenmeter wollen wieder erkämpft werden.

Ich frage Stefan, warum genau wir und das hier antun. Er antwortet, dass ich mir die Frage mal schön selbst beantworten könne, schließlich sei die Tour hier meine Idee gewesen… Mist, da hat er leider recht!

Nach ein paar Kilometern kommen wir zu einem kleinen Rastplatz. Denken wir und staunen nicht schlecht, als wir ein großes Areal betreten, auf dem diverse hölzerne Pavillons stehen sowie ein richtig guter Freiluftfitnessparcours und Spielgeräte für Kinder. Wer mit dem Trail noch nicht ausgelastet ist, kann sich hier an einer Vielzahl von Sportgeräten austoben. Wir legen uns hingegen auf die Bänke in einem der Pavillons und dösen ein paar Minuten vor uns hin.

Dann füllen wir an der Quelle, die ein paar Meter weiter zu finden ist, unsere Vorräte auf und mit unnötig schweren 3 kg Zusatzgewicht auf dem Rücken geht es weiter bergauf. Wieder hält ein Auto neben uns. Der Fahrer fragt, welche Sprache wir sprechen. Englisch kann er nicht. Also frage ich stattdessen, welche Sprache er spreche. Er bietet Niederländisch an und ist völlig überrascht, als ich ihm antworte. Wir tauschen uns wieder kurz aus, er wünscht uns eine gute Tour und weiter geht es.

Wir folgen noch ein Stück einer Straße, bis wir auf einen breiten Waldweg abbiegen. Dieser führt weiterhin kontinuierlich hoch. Wir kommen aber gut voran und sind nach der kurzen Pause verhältnismäßig erholt. Eigentlich würden wir trotzdem gerne einen Zeltplatz finden, doch hier gibt es absolut keine Möglichkeit. Also gehen wir immer weiter und weiter.

Als unser Weg dann steil auf einen kleinen Pfad führt, verlässt uns die Motivation aber ganz deutlich. Wir sind kurz vor 25 km. Dabei sollte der Tag heute doch kürzer werden als gestern… Zufällig entdecken wir ein kleines Stück Wiese etwas abseits vom Weg. Der Untergrund ist sogar eben und die Ecke schön. Da überlegen wir nicht zweimal. Dass es hier nur so von Mücken wimmelt, ist uns egal. Schnell werfen wir uns in unsere Regenkleidung, dann wird aufgebaut und das Zelt nur noch zum Zähneputzen verlassen.

Das war ein laaaanger Tag. Jetzt freuen wir uns auf eine erholsame Nacht. Da es um 21 Uhr schon dunkel ist und nur noch ein Käuzchen ruft, steht der guten Nacht nichts im Weg. Vorausgesetzt Stefan klaut mir nicht wieder mein Kissen…

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare

  1. Hi ihr beiden,

    voller Begeisterung habe ich mich auf euren Balkan Bericht gestürzt. Für uns wird es im Herbst auch wieder in diese Richtung gehen, allerdings mit Allmo 🚒.

    Habt ihr bei eurer Wanderung zum Ropojan jezero sehen können, ob es eine Zufahrt für Fahrzeuge gibt?

    Die Story mit dem horny horse ist ja unglaublich. So ein Verhalten scheint mir nicht typisch zu sein. Aber ich kenne mich mit Pferden so gar nicht aus. Ob ihr euer Zelt auf dem Schlafplatz des verrückten Pferdes
    aufgestellt hattet? Auf so ein Erlebnis kann man gut verzichten, aber in der Tat wird dies euch immer in Erinnerung bleiben.

    Liebe Grüße Sandra

    1. Hallo Sandra,
      es freut uns, dass du uns auch außerhalb von Norwegen „verfolgst“. 😉

      Wir haben auf dem Weg zum Ropojan Jezero beim Eintritt in den Nationalpark Prokletije eine Schranke mit einem Kassenhäuschen (für den Eintritt von 3 €) passiert. Die Schranke war geöffnet, das Häuschen unbesetzt – das wird aber wahrscheinlich nicht immer so sein.
      Auf der weiteren Straße sind auch einzelne Autos gefahren – aber keine Ahnung, ob das erlaubt ist. Mit einem normalen Auto würde ich die Straße aber auch nicht fahren (sehr grobe Schotterstraße mit teils größeren Felsblöcken). Allmo sollte das aber schaffen. 🙂
      Alternativ gibt es vor der Schranke auch offizielle (kostenlose) Stellplätze, so dass ihr ggf. auch nur bis dahin fahren könntet und den Rest zu Fuß lauft. Für uns war das Tal ein Highlight auf der Tour. Wann geht es für euch los? Habt ihr schon eine grobe Route?

      Das Pferdeerlebnis hat uns sehr geprägt. Vor allem will man sich nicht vorstellen, was hätte passieren können, wenn wir nicht zufällig noch aus dem Zelt gegangen wären. Vielleicht wäre aber auch nicht passiert. Wer weiß.
      Auch wenn wir nicht alle Pferde in eine Schublade stecken wollen, werden wir eine „idyllische Pferdewiese“ als Zeltplatz zukünftig wohl meiden. Das braucht man definitiv nicht noch einmal.

      Liebe Grüße
      Stefan

      1. Hallo Stefan,

        natürlich verfolge ich euch auch außerhalb von Norwegen. 😀

        Mitte September geht es los. Start ist wieder das Signallicht Treffen in Keltern (Schwarzwald). Von dort geht es zügig nach Bosnien und dann etwas entschleunigt durch Bosnien, Montenegro und Albanien. Vor zwei Jahren waren wir auch schon in diesen Ländern unterwegs. Diesmal wollen wir einige Pisten fahren (entsprechende Offroad Guides sind gestern eingetroffen). Bisher stand der Kosovo nicht auf dem Plan, wobei es die einzige Gelegenheit ist eine neue Länderflagge auf Allmo dazu zubekommen 😁. Daher werde ich die grobe Planung etwas überarbeiten.

        Den Ropojan jezero werde ich in der Planung berücksichtigen. Zur Not können wir dann ja auch vor der Schranke übernachten. Was uns natürlich an der Zufahrt hindern könnte sind zu niedrige Bäume oder zu schmale Zufahrtswege, aber das werden wir dann schon sehen.
        Vielleicht gibt es in eurem noch ausstehenden Reisebericht noch weitere interessante Punkte 😉

        Den Winter werden wir auf Kreta verbringen. Fähr-erprobt sind wir inzwischen und auch wenn es nicht so warm werden wird wie auf den Kanaren wird dies sicherlich ein gutes Überwinterungsziel sein.

        Nach eurem Pferdeerlebnis werden wir unseren Standplatz demnächst auch genau unter die Lupe nehmen. Das man in Afrika nicht auf „Tier-Wegen“ parken soll ist uns klar, aber im Balkan ist wohl auch Vorsicht geboten.

        Ich bin gespannt, für welches Reiseziel ihr euch im Herbst entscheiden werdet.

        Liebe Grüße Sandra

  2. Schöner Bericht und tolle Bilder (schön viel Kontrast und vor allem Farbsättigung 😉 )!

    Die Pferde-Sause ist wirklich schockierend aber hoffentlich werdet Ihr da bald drüber lachen und nach lange von erzählen können.

    Wann geht es denn weiter??

  3. Hallo Ihr beiden,
    Eure Reiseberichte sind immer wieder toll bestätigten die Lust fürs Wandern, außer vielleicht der Zwischfall mit dem verrückten Pferd 🥴. Ich freue mich schon auf Eure nächsten Berichte, besonders aus meinem Lieblingsreiseland 🇧🇻, wo meine Frau und ich wieder dieses zum Wandern sein werden.
    Liebe Grüße Christian

    1. Hallo Christian,
      schön, wieder von dir zu hören! Wann und wo seid ihr denn in Norwegen unterwegs?
      Liebe Grüße
      Simone & Stefan

  4. Hallo Ihr zwei,
    wir wollen ab dem 20.07 von Kristiansund einen Teil der Fjordruta wandern, dann aber diese verlassen, um in Hjerkinn unsere Wanderung enden zu lassen.
    Im Gegensatz zu Euch werden wir von Hütte zu Hütte wandern, da diese einfach zu verlockend sind😊.
    Liebe Grüße Christian

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