Irland 2025 – Beara Way
Tag 14, 14.08.2025
Der Himmel zeigt sich wieder grau in grau, aber diesmal ohne Nebel in der Umgebung. Es ist, wie auch gestern, erneut ziemlich warm. Unser Zeltplatz hat sich als sehr gute Wahl erwiesen, denn weiter bergauf findet sich keine Alternative. Es ist alles zu nass.
Dafür sind unsere Füße nun trocken. Wir haben die wasserdichten Socken an. Doch nach einem kurzen Geländestück wechseln wir für lange Zeit auf Schotterstraßen und tauschen die Socken wieder. Die ekelig nassen Socken dürfen nun (hoffentlich) trockengelaufen werden und tatsächlich wird das im Laufe des Tages funktionieren.
Nach einem gemütlichen Wegstück durch ein Waldgebiet geht es steil bergauf.
Wir müssen heute zwei Berge hinauf und wo sich der Weg gestern schlängelte, gibt es heute nur den Weg geradeaus nach oben. Passend dazu gibt es beim ersten Aufstieg schön viel Sonne. Ordentlich außer Puste kommen wir oben an.
Jetzt sieht die Umgebung sehr nach Dünenlandschaft aus. Das Meer ist zwar in Sichtweite, aber noch recht weit weg und deutlich unterhalb von uns.
Wir folgen dem Weg nun gemächlich bergab und müssen uns dann für eine Abzweigung entscheiden. Geht es Richtung Allihies oder Eyeries weiter? Unser Ziel ist keins von beiden, zumindest nicht heute. Doch erstmal folgen wir den Wegweisen nach Allihies. Dann biegen wir aber ab. Wir wollen nach Dursey Island. Wie auch Bere Island ist Dursey Island Teil des Beara Way. Doch ausgeschildert ist der Weg dorthin zunächst nicht. Gestern war das auch schon so. Uns irritiert das etwas, da der Weg ansonsten wirklich sehr akkurat markiert ist. Wir folgen also unserer Route und irgendwann tauchen wieder offizielle Markierungen auf, als wäre nichts gewesen. Seltsam.
Auf einer Weide legen wir direkt hinter dem Tor (bzw. der Leiter, denn für uns geht es nahezu immer über Leitern) eine Pause ein. In mehreren hundert Metern Entfernung grasen ein paar Kühe. Als wir gerade unsere Schuhe anziehen, um wieder loszugehen, hören wir Geschrei und sehen, wie sich die Kühe in Bewegung setzen. In unsere Richtung. Ahh! Treibt sie jemand zum Gatter? Nein, ein Jugendlicher und seine kleinere Schwester sind auf ihrem Spaziergang auf die Kühe gestoßen und da diese Kälber bei sich haben, war die Stimmung nicht allzu gut. Die beiden empfehlen uns einen Umweg. Den empfehlen wir uns auch ganz eindeutig. Die Leitkuh hat uns haargenau im Blick und der ist ganz und gar nicht freundlich.
Wir kämpfen uns durch hohes Gras auf höher gelegenen Weiden und schlagen einen großen Bogen um die kleine Kuhherde. Das klappt, aber es hat sehr lang gedauert, bis unsere Schritte nicht mehr mit Blicken verfolgt wurden.
Wir wandern nun nah an niedrigen Klippen und die Aussicht ist toll, nur in der Ferne ist zunehmend weniger zu erkennen. So kennen wir das ja inzwischen…
Ein paar Weiden weiter wird an der Leiter vor dem Bullen gewarnt. Der fehlt uns nun gerade noch. Doch der Bulle hat Ferien und kümmert sich woanders um arme Wandernde.
Wir verlassen die Weiden, dürfen ein Stück einer Straße folgen und dann kommt der zweite steile Anstieg.
Der Berg ist mit jeder Menge Heidekraut bewachsen und sieht richtig schön aus. Oben angekommen gesellen sich noch gelbe Blumen dazu und gestalten mit dem zunehmend grauen Himmel eine tolle Farbpalette.
Nun geht es wieder leicht voran, erst am Berg, dann auf einem breiten Feldweg.
Kurz bevor wir die nächste Siedlung erreichen, machen wir eine kleine Pause am Wegesrand und schließen beide für ein paar Minuten die Augen. Das tut richtig gut! Finden auch die winzig kleinen Zecken, die danach auf mir rumkrabbeln. Na wunderbar… Für das Abendprogramm ist also wieder gesorgt.
Noch ein paar Kilometer folgen wir der Straße durch den winzig kleinen Ort, dann sind wir am Inselende angekommen.
Jetzt wollen wir rüber zu Dursey Island. Ob die Insel so spektakulär ist, wissen wir gar nicht. Aber der Weg dorthin ist es in jedem Fall. Per Seilbahn gibt es genau einen Waggon, der die Personen auf die Insel befördert oder von dort zurück. Das wollen wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Zudem ist dies die einzige Seilbahn in ganz Irland!
Wir staunen nicht schlecht, als am Ticketschalter steht, dass für heute keine Plätze für die Überfahrt mehr vorhanden sind. Die Leute vor uns werden abgewiesen. So ein Mist aber auch. Und dafür sind wir nun so weit gegangen.
Als wir nun etwas ratlos vor dem Verkauf stehen, fragt uns der Herr, ob wir drüben auf der Insel schlafen wollen würden. Das sei unser Plan, bestätigen wir. Kein Problem, dann könnten wir rüber. Er würde lediglich keine Leute mehr auf die Insel lassen, die heute auch noch zurückkommen wollten. Es müssten noch zu viele zurück und das würde zeitlich nicht passen.
Wir freuen uns riesig und haben damit noch den Luxus der Gondel ganz für uns. Die Überfahrt ist ein bisschen spannend, aber gut machbar. Für die ganz extremen Fälle hängen in der Gondel aber ein Psalm und ein kleines Fläschchen Weihwasser. Wahrscheinlich eher ein Witz, aber wer weiß…
Nach ein paar Minuten haben wir wieder festen Boden unter den Füßen. Tatsächlich warten auf der Insel viele Leute auf die Rückfahrt. Mehr als sechs Personen sind pro Fahrt nicht zulässig (oder eine Kuh, wie Stefan im Internet auf der Dursey-Seite gelesen hat), also müssen die Leute einiges an Wartezeit einkalkulieren.
Wir sind hingegen schon fast an unserem Ziel.
Der Gondelwärter hat uns einen Zeltplatztipp gegeben und den befolgen wir. Ein Stück die Straße hoch, dann den Hang herunter zu einem kleinen, sehr alten Friedhof und noch ein Stück Richtung Klippen.
Nahezu englischer Rasen wird hier geboten, dank der tierischen Rasenmäher, die aber nicht zugegen sind. Wir haben die „Wiese“ ganz für uns. Es ist ein absoluter Traum. Wir sitzen noch eine ganze Zeit draußen und genießen den Blick auf die Klippen und das Meer. Was für ein genialer Tagesabschluss!
Tag 15, 15.08.2025
Wir verbringen eine herrlich ruhige Nacht auf Dursey Island. Nichts und niemand stört hier, wir hören nur das Meeresrauschen und gelegentlich ein Schaf von der kleinen Insel nebenan.
Heute wollen wir es gemütlich angehen.
Die erste Seilbahn fährt um 9.30 Uhr von der anderen Seite aus los und früh am Morgen ist von unserer Seite aus ohnehin noch kein Andrang zu erwarten. Wir gehen also noch eine kleine Runde über die Insel.
Dabei treffen wir auf eine deutsche Familie, die die erste Seilbahn hierher genommen hat. Sie berichten, dass in Allihies dieses Wochenende ein Pferderennen oder etwas in der Art stattfindet und demnach viel Trubel herrscht. Genau dort wollen wir heute hin. Mal sehen, ob das so klappt, wie wir uns das vorstellen.
Aber zunächst genießen wir die Aussichten auf der Insel und dann aus der Gondel.
Wir sind heute bei blauem Himmel und Sonnenschein unterwegs. Dazu weht recht beständig ein leichter Wind. Ideales Wetter also! Nur in der Entfernung verschwindet mal wieder alles in einem Dunstschleier, aber das gehört nun zur Gewohnheit.
Um nach Allihies zu kommen, müssen wir einen Großteil des gestrigen Wegs erneut gehen. Wir versuchen dabei aber so viele Alternativen wie möglich einzubauen. Ab der Seilbahnstation geht es nun nicht über die Straße, sondern durch die Berge zurück.
Das lohnt sich absolut, denn die Gegend ist unglaublich schön. Wir sind restlos begeistert. Die Gegend hier und die Insel gehören eindeutig zu den schönsten bisher!
Auf der anderen Seite des Berges steht unten an der Straße ein kleiner Foodtruck. Wir nutzen die Gelegenheit für ein Getränk und gehen dann auf der Straße weiter bis wir wieder auf dem nächsten Berg sind, den wir schon von gestern kennen. Auch im Sonnenlicht strahlen die bunten Blumen und sorgen für eine herrliche Stimmung.
Der Abstieg ist so steil wie der Aufstieg gestern, aber da wir die Strecke schon kennen, fühlt es sich nicht ganz so anstrengend an. Bis kurz vor Allihies folgen wir nun der Straße, da wir heute auf die Kuhbegegnungen verzichten wollen. Wir sehen sie aus der Ferne auf ihren Weiden stehen und sind mit unserer Routenwahl zufrieden. Zudem herrscht wenig Verkehr. Die Leute sind wohl alle auf dem Fest.
Wir freuen uns auf den nahenden Feierabend und die Dusche. Allerdings haben wir gemischte Gefühle. Der Campingplatz hat insbesondere im Hinblick auf die sanitären Anlagen gelinde gesagt durchwachsene Rezensionen. Durch den Betrieb in der Stadt sind aber auch sämtliche Zimmer belegt. Wir haben es dennoch mehrfach telefonisch versucht, aber keine Chance.
Wenig überraschend herrscht auch auf dem Campingplatz Hochbetrieb. Die erste Wiese ist rappelvoll, die nächste ist ca. 500m entfernt. Toiletten und Duschen (davon in Summe drei bzw. zwei bei den Damen) gibt es aber nur an Wiese 1. Zwar sehen die ganz okay aus, wurden aber auch just in dem Moment gereinigt, als wir dort ankamen. Wie das bei dem Andrang später aussieht, wollen wir eher nicht herausfinden.
Uns ist hier viel zu viel los. Nicht zum ersten Mal landen wir im Urlaub irgendwo, wo gerade einem Pferdeevent stattfindet. Da haben wir wirklich ein schlechtes Timing.
Etwas frustriert schultern wir die Rucksäcke und gehen 1,5km bergauf in die Stadt. Wir wollen schnell etwas einkaufen und dann in den Bergen nach einem Schlafplatz suchen. Während wir auf die Stadt zugehen, hören wir hinter uns schnelles Hufgetrappel. Da kommt wohl ein Reiter oder eine Reiterin, denken wir und drehen uns erst relativ spät um. Wir starren mit offenen Mündern: in halsbrecherischem Tempo galoppiert ein Pferd an uns vorbei die Straße hoch. Das Tier ist noch im kompletten Wettkampfoutfit. Doch es fehlt der Mensch auf dem Tier. Es rast gesattelt an uns vorbei. Ein paar Meter vor uns geht eine Frau, die offenbar auch Touristin ist und sieht uns ebenso fragend an wie wir sie. Ich bin froh, dass noch eine dritte Person das Pferd bezeugen kann, sonst würde ich es selbst kaum glauben.
Ist das Pferd ausgebüchst? Hat es das Ende des Turniers heute eingeläutet? Hat das hier Tradition? Wir werden es nicht herausfinden. Das Pferd ist hinfort und wir gehen einkaufen.
Danach folgen wir dem Wanderweg durch das alte Minengelände.
Allihies ist nämlich eine Bergbaustadt. Bis in die 1860er wurden hier in den Minen Kupfer und, als Nebenprodukt, Quarz abgebaut. Wir sehen alte Schächte, ein paar Ruinen von Maschinenhäusern und schlängeln uns dazwischen bergauf.
Die Zeltplatzsuche ist nicht ganz einfach, denn entweder gibt es keine oder wir wären direkt am Weg. Da dieser hier noch eine richtige Straße ist, die Copperroad, die theoretisch befahren werden kann, wollen wir das vermeiden. Am höchsten Punkt der Copperroad schlagen wir uns durch hohes Gras und finden hinter ein paar Felsen doch noch eine brauchbare Stelle.
Wir sind hier zwar in Midge-City, aber nach und nach kommt stärkerer Wind auf und hält uns die Plagegeister vom Leib.
Um nicht noch tagelang ohne Dusche dazustehen, buchen wir für Übermorgen eine Unterkunft. Morgen, so wie auch heute, ist im Umkreis alles ausgebucht. Das Spektakel in Allihies zieht über 1000 Leute an, also kein Wunder, dass über den Zeitraum alle B&Bs belegt sind.
Tag 16, 16.08.2025
Der leichte Wind hat sich über Nacht zu stürmischen Böen entwickelt. Das hat unser Zelt dazu veranlasst, uns immer wieder begeistert anzustupsen. „Seid ihr wach? Guckt und hört mal, wie toll ich flattern kann. Huiiiiii“. So ging das die ganze Nacht. Zwischendurch feierte das Zelt so wild, dass Stefan die Seitenabspannung wieder neu befestigen musste.
Entsprechend wenig ausgeschlafen gehen wir heute los.
Der Wind bemüht sich, uns die Müdigkeit aus dem Körper zu treiben, scheitert aber kläglich.
Trotz Wind ist es sehr warm. Die dünnen Jacken, die wir zum Start angezogen hatten, wandern schnell in unsere Rucksäcke. Für ein Stück geht es noch auf der Copperroad entlang, dann wechseln wir ins Gelände. Der Wanderweg scheint hier ausschließlich Tier-, also Schafspfaden, zu folgen.
Der Untergrund ist nass und immer wieder äußerst matschig, vermutlich durch die vielen Hufe. So kommen wir wieder in den Genuss nasser Füße. Wir gehen bergab, dann bergauf und können bald auf Eyeries blicken.
Der kleine Ort wird unser Zwischenziel, damit wir unsere Wasservorräte auffüllen können. Eyeries ist wieder ein sehr hübscher kleiner Ort. Die vielen bunten Häuser, die hier typisch sind, bieten einen tollen Anblick.
In dem Einkaufsladen gibt es mal wieder alles. Alles, was man für den täglichen Bedarf braucht, egal ob Lebensmittel oder Handwerksmaterial. Wenn der nächstgrößere Ort weiter weg ist, muss man halt auch in Irland auf wenigen Quadratmetern alles Wichtige lagern.
Wir folgen dem Beara Way nun am Strand entlang.
Da inzwischen die Sonne scheint, cremen wir uns noch ein. Auf so warmes Wetter hatten wir uns heute gar nicht eingestellt. Auf der nächsten Leiter sehen wir allerdings, dass wir uns die Sonnencreme hätten sparen können. Es ziehen ziemlich dunkle Wolken auf. Hoffentlich wartet der Regen noch, bis wir einen Zeltplatz gefunden haben. Allerdings liegen zwischen dem Wunsch und dem möglichen Ziel noch einige Kilometer. Doch mehr als ein paar Tropfen fallen bei uns nicht. Nachdem wir den Hafen von Eyeries einmal umrundet haben, gehen wir auf der Straße weiter. Mehr als ein paar vereinzelte Häuser stehen hier nicht und dementsprechend sind kaum Autos unterwegs. Stattdessen kommen uns mehrere Rennradfahrer:innen entgegen. Zu Fuß ist uns heute noch niemand begegnet.
Stattdessen besteht unsere Gesellschaft hauptsächlich aus Schafen, gelegentlich auch ein paar Kühen. Eigentlich müsste Irland die weiße Insel heißen, bei den ganzen Tieren…
Als wir von der Straße endlich wieder ins Gelände abbiegen können, machen wir eine Pause. Eine sehr kleine. Denn wir schauen direkt auf eine Gewitterfront, deren Verlauf nicht gut zu erkennen ist.
Noch ist sie in den Bergen, in denen wir heute Morgen unterwegs waren. Aber kommt sie rüber oder zieht sie vorbei? Allzu weit gehen wollen wir heute nicht mehr und bedingt durch den Wind wollen wir ohnehin eine geschütztere Zeltstelle als gestern finden. Mit dem Gewitter vor der Nase fängt unsere Suche nun direkt an. 500 Meter weiter werden wir fündig.
Inzwischen zucken Blitze und auch der Donner treibt uns zur Eile. Doch das Gewitter bleibt auf sicherem Abstand. Das Zelt ist zügig aufgebaut, der Standort ist im Hinblick auf das Wetter in Ordnung.
Nachdem alles im Zelt verstaut ist, widmen wir uns dem äußerst spannenden Kinoprogramm. Mit einer Flasche Wasser und einer Packung Chips sitzen wir vor dem Zelt auf einem Felsen und betrachten die Blitze, den Lauf der Wolken und den Regen.
Das Gewitter findet es in unserer Umgebung wohl äußerst schön, denn es zieht kreisförmig zu uns hin. Uns gefällt das nicht direkt, aber ändern können wir es ohnehin nicht. Die Blitze sind nun 180° um uns herum zu sehen und der Donner kommt näher. Als der Regen uns erreicht, verkriechen wir uns ins Zelt. Nach einer ruhigen Pause erhellt ein Blitz das Zelt und es knallt unmittelbar darauf ohrenbetäubend laut. Wir zucken ordentlich zusammen, doch der größte Schrecken ist vorbei und innerhalb der nächsten halben Stunde klingt das Gewitter ab.
Trotz 18 km und einem gemütlichen Start heute Morgen haben wir einen frühen Feierabend. Wir nutzen die Zeit zum Lesen und dösen ein bisschen vor uns hin. Es ist (ohne Gewitter) herrlich entspannt. Der Wind weht zwar weiterhin kräftig und die Liegefläche benötigt wieder viel Handarbeit, aber die Nacht sollten wir hier gut verbringen. Morgen gibt es dann ein richtiges Bett und – viel wichtiger! – eine Dusche!
So zieht der Abend dahin. Erstmalig nutzen wir unser Kartenspiel und freuen uns, als es spät genug ist um zu schlafen. Wir sind ganz schön müde, egal ob wir lange gewandert sind oder nicht.






































































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