Wie alles anfing.
Oft frage ich mich: Wie ist das passiert? Wann war der wahnwitzige Moment, als wir beschlossen haben, zum Nordkap zu laufen? Und wie konnten wir das bloß für eine richtig gute Idee halten?
Also ganz zurück zum Anfang.
Jedes Jahr teilen Stefan und ich uns einen Adventskalender. Das bedeutet, dass jeder zwölf Päckchen füllt und wir uns in der Vorweihnachtszeit abwechselnd mit schönen Dingen beschenken. 2019 war ich auf der Suche nach geeignetem Füllmaterial und landete zufällig bei einem gebrauchten Exemplar von „Norwegen der Länge nach“ von Simon Michalowicz. Wir reisen gerne, wir lesen gerne Reiseberichte und da war die Wahl naheliegend.
Die Grundidee für eine längere Auszeit bestand eigentlich immer. Mit den Jahren kam immer mal wieder das Gespräch auf, was man nicht alles in einer Auszeit machen könne. Die klassische Weltreise, die Länder, die Kulturen… Alles nur rein hypothetisch natürlich. 2020 verlagerte sich die Idee dann zu einer Wanderung. Uns wurde klar, dass wir vor allem Zeit haben wollen und keinen eng gestrickten Reiseplan, der uns in einer bestimmten Anzahl von Monaten durch möglichst viele Länder jagen würde. Vor allem aber war der es körperliche Aspekt, der für die Wanderung sprach. Wer weiß schließlich, ob wir später noch dazu in der Lage sind, monatelang zu wandern? (Zugegeben: insbesondere ich frage mich, ob ich dazu jetzt in der Lage bin…).
Kurzum, die Idee war geboren. Wir wollten wandern gehen. Aber wo? Und damit wären wir wieder bei besagtem Adventskalender-Buch. Skandinavien ist toll. Wir sind hier wahnsinnig gerne unterwegs. Die Landschaft ist ein Traum, das Klima herrlich und es ist wirklich wenig los. Zudem ist das Jedermannsrecht zum Wandern einfach perfekt. In Schweden sind wir deshalb vor Jahren an einem Tag nur schlappe vier Kilometer gewandert, weil der Platz so unbeschreiblich schön war, dass wir nicht daran vorbeigehen konnten.
Norge pa langs also vielleicht? Warum eigentlich nicht. Alle unsere „Anforderungen“ wurden erfüllt und die Tatsache, dass es keine konkrete Route gab, machten die Sache noch interessanter. Da konnte Stefan wieder seinen inneren Planer freilassen.
Die Sache hatte nur einen Haken.
„Das kriege ich sowieso nicht genehmigt“, sagte Stefan.
Mehr als mit Mühe und Not einen Monat frei bekommen – unmöglich. So dachte er zumindest, bis zu dem Moment, als er seinen Chef einfach fragte. Zugegebenermaßen, ganz so leicht war es im Endeffekt nicht, aber das Ergebnis zählt. Nach einigem Hin und Her war es endlich so weit, dass Stefan im September 2021 seinen Sabbatical-Vertrag in den Händen hielt.
Bei mir lief das alles deutlich entspannter. Ich fragte meine Chefin irgendwann im Frühjahr 2020 nach der grundsätzlichen Möglichkeit, mal ein halbes Jahr freizunehmen. „Du kannst auch ein ganzes Jahr nehmen. Kein Problem. Aber sag bitte so ein halbes Jahr vorher Bescheid, ja?“. Also reichte ich im April 2021 den schriftlichen Antrag ein und hatte im August den Vertrag vorliegen.
Beide Verträge wurden mit je einer neuen Flasche Whisky begossen (nicht mit der ganzen Flasche!) und dann war es offiziell:
Comments (0)