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Norwegen 2024 Teil 3, Jotunheimen

Tag 18, 13. August 2024

Obwohl heute Wolken angesagt sind, haben wir beim Start in den Tag bestes Wetter. Die Wolken kommen erst spät und der Tag ist eine absolute Wucht.
Aber der Reihe nach.

Wollgras

Wir starten von unserem See aus und zunächst geht es ein bisschen bergauf. Schon jetzt beeindrucken uns die Blicke auf die umliegenden Berge und kleineren und größeren Gletscher. Wir genießen es sehr, eine kilometerweite Aussicht zu haben.

Der gestrige Tag und auch der gerade erst angebrochene entschädigen schon jetzt für die vergangene Woche mit „schlechtem“ Wetter.

Durch das aktuelle gute Wetter folgen wir dem oberen Weg zur Memurubu. Bei Nebel hätten wir den Weg unterhalb der Berge gewählt, aber das ist ja nun nicht nötig.

In meiner Vorstellung verlief der obere Weg entspannt auf einer Höhe und erst kurz vor der Hütte geht es bergab. Die Realität sieht zur Abwechslung mal wieder anders aus und so wandern wir beständig ein bisschen bergab und dann ein bisschen mehr bergauf. Das zieht sich so über mehrere Kilometer und es ist jeden noch so kleinen Auf- und Abstieg wert. Die Aussichten auf die Gebirge hinter uns, der Blick auf den Bygdin vor uns. Unglaublich!

Wir freuen uns also auf die weitere Strecke heute. Das kann eindeutig nur schön bleiben!
Auch ein paar Rentiere sind hier oben unterwegs. Eins freut sich wohl mit uns über das Wetter und springt fröhlich über die Ebene.

Der Abstieg zur Memurubu hat es dann ganz schön in sich. Laaaange geht es bergab und das geht ordentlich in die Beine.

Der Weg ist aber echt in Ordnung, so im direkten Vergleich zu dem Aufstieg von der Gjendebu gestern. Es gibt immer einen Pfad und nirgends muss geklettert werden. Unten angekommen freuen wir uns auf eine Pause in der Hütte. Hier gibt es eine letzte (hier richtig überteuerte) Waffel und einen kurzen Powernap, damit wir eine aufkommende Regenschauer verpassen. Das klappt bestens und so dürfen wir bei wieder gutem Wetter hinauf auf den nächsten Berg.

Übrigens, bisher haben wir auf unserer Tour keine Deutschen getroffen. Jetzt wissen wir, warum: die sind ALLE an der Memurubu oder unterwegs zum Besseggen-Grat. Irre!

Der Anstieg ist einfach und fühlt sich an wie ein gemütlicher Spaziergang.

Wir treffen auf ein erstes Hinweisschild. Wer für die zwei Kilometer von der Hütte bis hierhin mehr als zwei Stunden gebraucht hat, sollte den Plan nochmal überdenken. Wir müssen uns keine Sorgen machen und dürfen demnach weitergehen. Die Schilder kommen nun in regelmäßigen Abständen, mit zunehmender Dringlichkeit, doch lieber umzukehren.

Ein bisschen beeindruckt uns das schon. Hinweise zu Wanderwegen sind in Norwegen ja eher kein Thema. Da sich pro Jahr aber mehrere Zehntausende (60.000 genau genommen, laut visitnorway.com) auf diesen Weg begeben, sind die Schilder vielleicht sinnvoll. Einen Hinweis auf das, was die Wandernden erwartet, gibt es aber nicht. Der wäre eventuell noch sinnvoller.

Für uns geht es über Bergkuppe um Bergkuppe. Der Weg zum berühmten Besseggen zieht sich etwas und so langsam sitzt uns das Wetter im Nacken, das nachher wohl Regen bringt. Aber wir sind zuversichtlich, schnell genug zu sein.

Was uns, neben dem fantastischen Panorama natürlich, besonders freut, ist, wie wenige Leute hier unterwegs sind. Das liegt aber sicherlich auch an der Uhrzeit, zu der wir hier unterwegs sind. Mittlerweile ist es deutlich später Nachmittag und natürlich sind hier einige Menschen unterwegs, aber für einen solchen Touri-Hotspot ist das sehr überschaubar. Wir müssen also wohl nicht Schlange stehen, um den Grat hinaufzukommen.

Schon vor dem Besseggen hat man einen tollen Blick auf die Seen Bygdin und Bessvatnet, die durch das Veslfjellet, also dem Berg, der zum Grat gehört, getrennt werden. Wir folgen den seeehr eindeutigen Markierungen (das gleicht nahezu einem Schilderwald) entlang des Bessvatnetufers…

…und dann geht es hinauf zur Gratwanderung (das Wortspiel musste sein).

Der Grat ist tatsächlich gar nicht sonderlich schmal, dafür aber kein Wanderweg, sondern Fels, auf den in erkennbaren Abständen rote Ts gemalt wurden.

Kurz werfen wir uns einem irritierten Blick zu, dann hängen wir uns die Stöcke ums Handgelenk und quasi auf allen Vieren klettern wir den Berg hinauf.

 

Das geht gut und macht unfassbar viel Spaß! Ich fühle mich topfit und sehr lebendig. Der Weg ist nicht schwer und ich fühle mich an keiner Stelle unsicher. Allerdings bin ich froh, dass ich hinauf und nicht hinunterklettern muss. Zudem verstehe ich alle, die hier nicht mit ganz so viel Freude unterwegs sind. So explizit wird auf die Kletterei in den meisten Reiseführern nämlich nicht hingewiesen.

Wir sind jedenfalls ziemlich schnell oben, also hinter dem Kletterpart.

Danach geht es wieder normal zu Fuß weiter, wobei der sehr geröllhaltige Weg nicht einfacher ist.

Als wir den Gipfel des Veslfjellets erreichen, machen wir eine Pause. Geschafft! Was für ein wunderbarer Weg heute! Wir sind überglücklich, hier bei gutem Wetter, ohne Andrang und topfit entlang gewandert zu sein. Könnte man sich dieses Glücksgefühl doch nur in kleine Dosen abfüllen und für schlechtere Tage aufbewahren…

Wir folgen dem direkten Wanderweg nach Gjendesheim noch ein bisschen, biegen dann aber ab.

Wegbegleiter

Es geht bergab, wieder in die Nähe des Bessvatnets, an dessen anderer Seite wir irgendwo einen Zeltplatz finden wollen. Ein Stück oberhalb des Ufers finden wir an einem kleinen See ein Fleckchen absolut ebenes Gras. Da überlegen wir nicht und bauen direkt das Zelt auf.

 

Nach 20 km, 1300 Höhenmetern Auf- und 1200 Metern Abstieg beenden wir den Tag. Als wir gerade gemütlich im Zelt sitzen, kommt der Regen.

Perfektes Timing! So endet für uns die Tour. Zwar geht es morgen noch ein paar letzte Kilometer vom Berg hinunter, aber das ist nur noch der Zieleinlauf.

Was für ein schönes Ende unserer Wandertour!

Tag 19, 14. August 2024

In der Nacht weckt uns ein Wetterleuchten. Das Gewitter ist aber sehr weit entfernt und kommt nicht zu uns herüber.

Beim Klogang ist es noch stürmisch und nebelig

Da wir nur noch 7,5 km bis zu unserem Ziel haben, schlafen wir lange und haben es überhaupt gar nicht eilig aufzustehen. Letztlich gehen wir erst um 11 Uhr los. Es ist wieder sonnig und die Aussicht ist wieder bestens.

Ich bin beeindruckt, als ich zwei Personen mit Fahrrädern sehe, die sich den Weg zum Veslfjellet hochkämpfen. Ich wüsste gerne, wo die beiden hinwollen, aber sie sind zu weit weg, als dass ich fragen könnte. Für uns geht es stattdessen bergab in Richtung Gjendesheim. Dorthin führen nämlich mehrere Wanderwege. Unser Weg ist eher schmal und nicht allzu ausgetreten, doch als wir auf den Hauptweg treffen, von dem aus sich die verschiedenen Wanderwege abzweigen, ist das schlagartig vorbei. Hier ist der Weg wieder breit und massiv ausgetreten. So war das auch gestern schon, als wir ab der Memurubu weitergegangen sind. Wo viele Menschen unterwegs sind, sind breite Wege leider unvermeidbar. Immerhin gibt und gab es erfreulich wenig Müll. Nur dass auch Taschentücher nach dem Klogang wieder mitgenommen werden können, scheint für viele Leute weiterhin ein gut gehütetes Geheimnis zu sein…

Wir genießen die letzten Blicke auf den Bygdin und das Veslfjellet.

Das und der Besseggen hängen nun aber in dicken Wolken, die über den Tag nur intensiver werden. Was für ein Glück wir gestern hatten!

Unser Weg endet heute an dem Besseggen Fjellpark Maurvangen, 2,5 km von der Hütte Gjendesheim entfernt.

Obwohl wir mal wieder zu früh sind, können wir direkt einchecken. Für die kommenden zwei Nächte haben wir uns hier eine kleine Hütte gemietet, in der wir unseren Urlaub entspannt ausklingen lassen.

Mit Wohnküche, kleinem Bad, eigenem Schlafzimmer und einem offenen Kamin lässt die Hütte für uns keine Wünsche offen.

Das Restaurant am Platz ist ebenfalls super

…und ab nachmittags regnet es durchgehend. Das Wetter soll nun bis Freitag halten und so sind wir zwar traurig, dass das Wandern nun vorbei ist, aber sehr zufrieden mit unserem Urlaubsende.

Wir freuen uns sehr auf den letzten Tag morgen. Der dürfte nochmal ein besonderer Urlaubsabschluss werden.

Tag 20, 15. August 2024

Der Tag beginnt unerwartet sonnig, sodass wir einen kleinen Spaziergang machen. Wir gehen einmal über den Campingplatz und dann zur Straße. Dort sollte morgen der Bus halten, der uns zum Flugplatz bringt. Damit wir auch sicher wissen, dass das auch ohne ausgewiesene Bushaltestelle funktioniert, schauen wir uns die Situation an. Der Bus fährt pünktlich um 10.03 Uhr an der Stelle vorbei. Wunderbar, dann klappt das morgen!

Anschließend räumen wir unsere Hütte auf, packen ein bisschen und genießen die freie Zeit. Oder zumindest Stefan. Ich nutze sie wieder zum Lernen und ganz ehrlich – im Urlaub lernen müssen macht wirklich gar keinen Spaß. Doch zum Glück gibt es am Nachmittag eine sehr willkommene Ausrede: Wir bekommen nämlich Besuch!

Michael (Instagram) wandert seit Anfang Juni kreuz und quer durch Norwegen und verbindet seine Abreise mit einem Besuch bei uns. Wir freuen uns sehr, dass das klappt, da wir es in Deutschland noch nicht zu einem Treffen gebracht haben. Wir drei kennen uns nämlich nur virtuell via Instagram, doch jetzt lernen wir uns endlich in der Realität kennen.

Als besonders guter Gast hat Michael Tüten voller Leckereien dabei. Bestechungsgeschenke wären aber gar nicht nötig gewesen, denn er ist uns auch so direkt sehr sympathisch. Zum leckeren Gebäck sagen wir aber nicht Nein. Wir erzählen viel über alles mögliche, gehen im Campingplatzrestaurant essen und haben danach noch einen lustigen Abend mit ein paar Bier und einem besonders guten „gefundenen“ Whiskey.

Unser Eingangsbereich ist offenbar auch ein guter Regenschutz.

Alles in allem also ein hervorragender letzter Abend in Norwegen!

Tag 21, 16. August .2024

Nach einer mehr oder minder erholsamen Nacht (Michael war auf der Couch wohl zufrieden, Stefan im 1,80m langem Bett mit Wand am Ende wieder nicht sooo sehr) gibt es ein leckeres Pfannkuchenfrühstück.

Dann wird gepackt und es ist Zeit für die Verabschiedung. Wir haben uns wirklich sehr darüber gefreut, dich persönlich kennenzulernen, Michael! Das nächste Treffen gibt’s dann bei einem von uns in Deutschland!

Ganz gemütlich machen wir uns auf den Weg zur Haltestelle. Ich sage noch, wie entspannt es ist, dass wir uns nur in den Bus setzen und dann erst am Flughafen wieder aussteigen müssen, da biegt der Bus quasi vor unserer Nase in die falsche Richtung ab. Waaaaas???

Wir sind kurz verdutzt, dann leicht panisch. Bei uns auf dem Land haben wir ja immer das Gefühl, dass die Busse selten fahren. An dieser Stelle in Norwegen fährt der Bus aber genau einmal täglich! Was machen wir denn jetzt??
Während ich versuche, die Bushotline zu erreichen (Warteschleife), ruft Stefan Michael an, ob er uns notfalls mitnehmen könne. Der ist zwar schon eine halbe Stunde unterwegs, sichert uns aber seine Unterstützung zu. Wir sind sehr erleichtert. Doch in dem Moment, eine Viertelstunde nach der eigentlichen Zeit, kommt der Bus plötzlich wieder. Was für eine Erleichterung. Wir setzen uns hin, sagen Michael Bescheid und entdecken dann neben uns Samara, die Australierin aus der Skarvheimhütte. Die Wanderwelt ist doch auch irgendwie klein. Sie erzählt, dass sie ebenfalls einen großen Schrecken bekommen hat, als der Bus in die falsche Richtung abbog. Sie dachte, sie sitzt im falschen Bus. Doch der hat wohl außerplanmäßig noch irgendwo Leute eingesammelt.

Naja, alles nochmal gut gegangen.

Die Fahrt durch Jotunheimen ist dann absolut spektakulär, anschließend wird es weniger aufregend und wir dösen ein bisschen vor uns hin.

Knapp fünf Stunden später steigen wir gegen 15 Uhr am Flughafen Oslo Gardermoen aus. Da unser Flieger erst um 20 Uhr startet, haben wir auch hier viel Zeit zu füllen. Es passiert nichts Spannendes, irgendwann können wir unser Gepäck aufgeben und durch die Kontrollen gehen und dann startet der Flieger sogar ziemlich pünktlich.

In Düsseldorf empfängt uns das nahezu übliche Chaos an den Gepäckbändern. In Anbetracht der Situation vor Ort haben wir unser Gepäck nahezu erfreulich schnell, werden dann wahnsinnig schnell von meiner Schwester und meiner Nichte eingesammelt, erzählen bei ihnen angekommen noch ein bisschen und fahren dann durch viel zu viele nervige Baustellen nach Hause.

Fazit: Schön war es wieder in Norge! Wir haben viel Tolles erlebt, das Wandern hat richtig viel Spaß gemacht und wir haben wieder mehr über unsere Ausrüstung gelernt. In Norwegen/Skandinavien wird es wohl doch wieder das Kaitum werden. Da drin ist es einfach bei jedem Wetter gemütlich.

So wie es aktuell aussieht, war das die letzte richtige Wandertour für dieses Jahr. Wenn das Wetter mitspielt, geht es im Herbst für eine Woche auf unsere Räder. Mal sehen, was draus wird.

Bis dahin: God tur!


Strecke

Unsere Route im Überblick:

5 Wandertage, 86 km, 4.607 hm


Das unterhalb der Karte angezeigte Höhenprofil bezieht sich auf die (erste) ausgewählte Teilstrecke. Die einzelnen Teilstrecken können innerhalb der Karte ausgewählt werden.

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