Dänemark 2025 – Roadtrip & Gendarmstien
Tag 6, 04.06.2025
Zum Start nutzen wir das Badezimmer für eine schnelle Haarwäsche. Im starken Wind lassen wir die Haare anschließend auf dem Wanderweg trocknen. Das ist praktisch für die Haare und gleichzeitig treibt der warme Wind auch die Müdigkeit aus unseren Gesichtern. Der unerwartet unebene Schlafplatz hat nicht zu einer erholsamen Nacht beigetragen…
Der Wanderweg führt zunächst wieder an Feldern entlang, ganz so wie gestern. Doch zum Glück ändert sich das Bild bald und wird durch Wald und Steilküste ersetzt.
Es ist richtig, richtig schön. So darf das bitte weitergehen! Kompliziert ist es weiterhin nicht, also kommen wir zügig voran und genießen den leichten Weg. Immer wieder haben wir Ausblicke auf das Meer und auch die weitere Strecke. Da der Wanderweg an der Küste mit mehreren Halbinseln entlangführt haben wir immer gute Ausblicke voraus und auch zurück.
Nur wenige Wandernde begegnen uns heute. Mehrere Leute sind auf dem Rad unterwegs, was bis auf wenige Stellen auch unkompliziert möglich ist. Teilweise gibt es gesonderte Wegalternativen für Radfahrende.
Zwischendurch geht es immer mal wieder an Feldwegen in Küstennähe entlang. An einer Stelle treten ca. 30 Meter vor mir zwei Füchse aus den Sträuchern. Ich bleibe fasziniert stehen. Leider wird einer der Füchse sofort auf uns aufmerksam und hinfort sind sie. Das spielt sich so schnell ab, dass ich keine Gelegenheit habe, Stefan auf die Tiere aufmerksam zu machen. Leider schaut er nämlich gerade aufs Meer.
In Sønderborg machen wir eine ausgedehnte Pause im französischen Restaurant Café Grand Mère. Die Aussicht auf eine kleine Pommes innen und eine große Regenschauer draußen lassen uns nicht lange hadern. Ich bestelle mir die Portion Pommes von der Snackkarte, Stefan wählt ein „richtiges“ Gericht bestehend aus Muscheln und Pommes.
Als meine Snackportion gebracht wird, fallen mir fast die Augen aus dem Kopf. Damit kann man eine Großfamilie satt kriegen. Wie soll ich das denn essen? Der Kellner erwähnt explizit, dass Stefans Gericht samt Pommes noch kommt. Immerhin ist es bei ihm wirklich nur eine kleine Beilagenportion.
Der Kellner hat sichtlich Spaß und fragt höflich, ob wir wohl noch etwas mehr Brot haben wollen würden oder stattdessen noch ein paar Pommes? Wir verneinen dankend.
Schlussendlich isst Stefan sogar noch ein paar Pommes meiner Portion, doch aufessen geht nicht. Oder zumindest wäre Weitergehen danach nicht mehr möglich. Weiterrollen vielleicht, aber da wäre der Rucksack wirklich störend. Da wir erst 16 km erwandert haben und noch die halbe Tagestappe fehlt, testen wir das lieber nicht.
Draußen ist es inzwischen wieder trocken und wir gehen gut gelaunt weiter.
Hinter Sønderborg führt der Weg für einen Großteil der weiteren Strecke direkt am Strand entlang.
Der Gendarmstien ist in verschiedene Tagesetappen unterteilt, die uns ziemlich egal sind. Das Wegstück hier fällt allerdings unter die „Strandetappe“ und verdient ihren Namen voll und ganz. Je nach Wasserstand sind einzelne Teilstücke der Strecke nicht passierbar, aber wir haben damit keine Probleme. Die Kilometer verfliegen und überrascht stellen wir nach weiteren 10 Kilometern fest, dass wir durchaus noch eine Pause machen könnten, bevor wir nachher an unserem Ziel ankommen.
Zwischendurch gab es lediglich kurze Stopps zum An- und Ausziehen der Regenkleidung, da immer mal wieder kleinere und größere Regenschauern über uns hinweg ziehen. Die Füße sind inzwischen etwas müde und freuen sich über frische Luft. Doch lange pausieren wir nicht. Dank der ausgedehnten Mittagspause ist es bereits 18 Uhr und wir möchten doch allmählich gerne ankommen.
Die restlichen Kilometer führen uns über Strand, Felder und an Klippen entlang.
Erst kurz vor dem Ziel biegen wir wieder in den Wald ab. Unser angedachter Platz liegt oberhalb vom Meer und bietet damit eine tolle Aussicht. Als wir ankommen sind bereits zwei Personen da. Wir drehen mehrere Runden durch das Waldstück auf der Suche nach einer geeigneten Zeltfläche, finden aber nichts passendes. Nur sehr schrägen oder sehr unebenen Waldboden. Das steht im Widerspruch zu einer hoffentlich erholsamen Nacht und so gehen wir weiter. Der nächste Platz, der sogar über ein Klo und einen Wasserhahn verfügt, ist nur knapp 1,5km entfernt. Die machen jetzt auch nichts mehr und sind dementsprechend schnell geschafft. Zwar kann der Panoramablick nicht mithalten, aber Wasser am Platz ist auch viel wert. Nur die Zeltwiese ist wieder seeeehr hügelig. Wir finden aber eine brauchbare Stelle und bauen schnell das Zelt auf. Fast hätten wir es in den vorhandenen Shelter gebaut, aber leider ist unser Zelt zu lang…
Nach fast 34 Kilometern ist Stefan sichtlich platt. Die Schultern meckern und jetzt hilft nur noch eine aufgepumpte Matte und ein kuscheliger Schlafsack bzw. Quilt für Stefan. Dank des Mittagessens fällt das abendliche Kochen aus und um kurz nach 22 Uhr macht Stefan die Augen zu.
Für uns bleiben jetzt noch 48 Kilometer auf dem Gendarmstien übrig. Ein machbares Programm für die nächsten zwei Tage. Je nach Zeltplatzwahl wird es vielleicht einwe mehr. Die ursprünglich angedachten vier Tage werden es in jedem Fall nicht. Dazu ist der Weg viel zu einfach und die Kilometer zu schnell gewandert. Oder um es mit Stefans Worten zu sagen: Was sollen wir denn sonst den ganzen Tag machen?
Tag 7, 05.06.2025
Der Tag begrüßt uns mit strahlend blauem Himmel, Sonnenschein und einer Menge Wind. Nach dem Zusammenpacken geht es direkt am Strand entlang. Der sieht bei den Wetterverhältnissen gleich noch etwas schöner aus. Neben uns ragt steil die Klippe auf. Eine schöne Perspektive, jetzt unten zu sein.
Gegen Mittag ziehen zunehmend Wolken auf. Der Wind nimmt zu und verspricht uns für den späteren Nachmittag Regen. Noch ist es aber warm und der Weg gleichbleibend einfach und wieder sehr schön. Erneut wechseln wir regelmäßig zwischen Strand, Feldern und ein paar Häusern.
Wer darüber nachdenkt, in der Nähe oder direkt am Gendarmstien ein Haus zu kaufen, sollte hier übrigens fündig werden. Seit unserem Start kommen wir immer wieder an käuflichen Häusern vorbei. Von einfach bis luxuriös, modern bis urgemütlich dänisch ist alles dabei.
Wir gehen so vor uns her und beratschlagen während der zweiten Pause nach 15 Kilometern, wie lang wir heute überhaupt gehen wollen. Bei Stefan meckert der Körper an diversen Stellen. Die Vermutung liegt nahe, dass es an den neuen Trailrunnern liegt, die bei ihm keine Sprengung haben. Da müssen sich die Muskeln wohl noch drauf einstellen. Vielleicht eigneten sich die 34 Kilometer gestern nicht ganz dazu.
Die tatsächliche Streckenentscheidung fällt allerdings das Wetterradar. Ab 16 Uhr kündigt sich eine große Gewitterfront an, der wir lieber nur aus dem Zelt heraus zusehen möchten.
Wir füllen unsere Wasserflaschen noch am Pausenplatz auf, der auch eine Übernachtungsmöglichkeit ist. Die Wasserversorgung auf dem Gendarmstien ist generell kein Problem. In der Natur würden wir absolut nirgends Wasser finden, aber man kommt so regelmäßig an Stellen vorbei an denen es Wasser gibt, dass man sich keine Sorgen machen muss. Entweder gibt es Shelterplätze mit Wasserhahn oder öffentliche Toiletten und diverse „richtige“ Campingplätze, bei denen man notfalls auch etwas bekommen könnte.
So werden es heute „nur“ 22,5 Kilometer. Um zum Zeltplatz zu gelangen weichen wir vom eigentlichen Wanderweg ab. Stefan hat einen Platz direkt am Wasser entdeckt, der vielversprechend aussieht. Die Plätze direkt am Weg sind sicherlich auch gut, wirken aber laut Beschreibung eher groß und nicht ganz so schön. Wenn man schon die Wahl hat…
So biegen wir zwei Kilometer vor unserem Ziel ab und durchqueren Egernsund, ein kleines Örtchen. Hinter den letzten Häusern geht es noch ein Stück durch ein Waldgebiet, eine Treppe hinab und dann sind wir auch schon an unserem Platz für die Nacht.
Dieser ist für hiesige Verhältnisse sehr rudimentär ausgestattet und verfügt nur über eine Sitzgelegenheit, eine Feuerstelle und selbstverständlich eine Mülltonne. Die stehen hier so oft, dass wir unsere Müllbeutel noch kein einziges Mal gebraucht haben. Entsprechend sauber ist es tatsächlich auch überall.
Als das Zelt noch nicht ganz steht, fallen die ersten Regentropfen. Perfektes Timing. Der Regen kommt bis zum späteren Abend immer wieder und wir genießen es, dem Prasseln der Regentropfen im Zelt zu lauschen. Mit lesen und Karten spielen kriegen wir den restlichen Tag gut rum.
Dafür lohnt es sich wenigstens, dass wir erstmalig jeder ein richtiges Buch im Gepäck haben. Für die paar Tage ist das zusätzliche Gewicht egal.
Die angekündigten Gewitter kommen übrigens nicht. Also nicht in unsere Gegend. Schade um das eventuell tolle Outdoorkino, aber nicht schade um das eventuelle Unwetter mit nur einem Zelt als Schutz.
Tag 8, 06.06.2025
Ab 4.30 Uhr in der Nacht wachen wir immer wieder auf. Es schüttet wie aus Eimern und wir machen das einzig sinnvolle und schlafen wieder und wieder ein. Erst als das Wetter keine dicken Regenschauern mehr verspricht gehen wir los. Da ist es bereits kurz nach 11 Uhr. Aber wozu beeilen und nass werden, wenn man auch im Trockenen ankommen kann?
Zumal wir uns für heute nur ca. 20 Kilometer vorgenommen haben. Statt den Trail heute zu beenden, verbringen wir lieber noch eine zusätzliche Nacht auf einem der Naturzeltplätze und gehen dann morgen noch ein paar Restkilometer zum Auto.
Heute könnten wir statt zu wandern auch gut fliegen. Ein ordentlicher Sturm bläst – allerdings leider von vorne. Die Flugrichtung wäre also falsch und wir stemmen uns stattdessen zeitweise ziemlich gegen den Wind. Erst ein Stück durch einen Ort, dann wieder am Strand entlang.
An manchen Buchten haben wir Windschutz und genießen die plötzliche Ruhe sehr.
Dann fegt der Sturm auch mal von der Seite. Für abwechslungsreiches Programm ist also gesorgt.
Durch den Regen der letzten Nacht ist der Weg erstmalig stellenweise matschig oder gar etwas unter Wasser. Das stellt kein Problem dar, nur an einer Stelle ist mein Schritt zu klein und mir läuft zum ersten (und zum Glück letzten Mal) auf dieser Tour etwas Wasser in die Schuhe.
Heute begegnen uns deutlich mehr Leute als bisher. Zudem verläuft der Wanderweg auch in deutlich enger besiedeltem Gebiet. Im Vergleich zur deutschen Küste, die wir mittlerweile auf der gegenüberliegenden Seite sehr gut sehen können, gibt es hier aber zum Glück keine Hotelbunker. Die Dänen haben eindeutig ein geschickteres Händchen für eine Bebauung im angemesseneren Rahmen zur Naturidylle.
In Sønderhav legen wir eine Pause am Pommeswagen ein. Heute habe ich die ganze Zeit Hunger. Da kommt mir der Snack gerade recht. Die Verkäuferin ist Deutsch und begrüßt uns mit der herben Freundlichkeit der Norddeutschen. Das mag ich sehr! Aber dass hier alles mehr deutsch als dänisch ist, fühlt sich komisch an. Allerdings ist das in Venlo ja auch nicht wirklich anders…
Die Pommes hat eine üppige Größe, entspricht aber nur einem Drittel der letzten Pommes. Damit ist sie zumindest machbar.
Kurz darauf folgt der wahrscheinlich stärkste Anstieg des ganzes Wanderweges. Vielleicht fühlt der sich aber auch nur durch die Pommes so an. Wirklich dramatisch ist es natürlich nicht. Wir folgen einer Straße bergauf, laufen durch eine Siedlung und dann sogar ein Stück durch die Stadt Kollund. Wir sind wenig begeistert von dem Großteil der heutigen Strecke. Eindeutig viel zu viel Wanderweg in der Zivilisation im Vergleich zu den letzten Tagen.
Für die letzten 1,5 Kilometer geht es immerhin in den Wald. Wir füllen noch schnell unsere Flaschen an einem Wasserhahn auf und gehen dann zum Zeltplatz. Davon gibt es in dem Waldstück nur einen. Shelterplätze gibt es zwei, aber an denen darf hier nicht gezeltet werden.
Wir sind die ersten am Zeltplatz und rätseln, ob wohl noch weitere Leute kommen. Aufgrund der letzten Tage tippen wir auf nein. Doch wir täuschen uns massiv.
Zuerst bekommen wir Gesellschaft von einem netten Schweizer, der per Rad von Paris aus unterwegs ist. Dann unterhalten wir uns eine Weile mit einem jungen Paar, das allerdings im Shelter ein Stück näher am Wasser schläft. Währenddessen kommt ein weiterer Bikepaker, der wortlos an uns vorbei und ein Stück den Wald hinauf geht und dort sein Zelt aufschlägt. Er hat wohl keine Lust auf Menschen und ich kann es ihm nicht verdenken.
Wir kochen draußen und sprühen uns an kritischen Stellen erstmals mit DEET ein – nicht wegen Mücken, die sind noch kein Thema, sondern wegen diverser Zecken, die sich hier im Wald tummeln. Hoffentlich hilft der Schutz zumindest vor weiteren. Wer weiß, wie viele schon an uns und im Zelt unterwegs sind…
Als es anfängt zu regnen, gehen wir wieder ins Zelt. Gegen halb 9 hören wir dann erneut Stimmen draußen. Anscheinend bekommen wir weitere Gesellschaft. Wir schauen kurz aus dem Zelt, sagen Hallo und lassen das Rad-Paar aufbauen.
Als wir zum Zähneputzen wieder aus dem Zelt gehen, staunen wir nicht schlecht, dass sie ihr Zelt nur ca. einen Meter von unserem entfernt aufgebaut haben. Dass wir nah beieinander zelten würden, war klar. So viele Optionen gab es leider nicht mehr. Aber der Abstand hätte noch mehrere (!) Meter betragen können. Ich werde sowas einfach nie verstehen…
Im Zelt gibt es statt einer Gute Nacht Geschichte eine Zeckenkontrolle. Wir finden zwei, eine auf meiner Matte und eine am Innenzeltdach. Schön, dass wir noch verschont sind, aber ganz beruhigt sind wir zum Einschlafen nicht.
In Flensburg, direkt gegenüber, wird am Hafen gefeiert. Zu den leisen Bassklängen, die das Wasser zu uns herüberträgt, schlafen wir ein.
Tag 9, 07.06.2025
Ich liege ab zwei Uhr wach im Zelt. Muss ich raus oder kann ich doch noch schlafen? Eine Stunde lag wälze ich mich hin und her, dann entscheide ich mich für’s Austreten. Wenn man kurz vor dem Schlafen noch zu viel trinkt…
Anschließend könnte ich entspannt schlafen, aber nein. Während der nächsten Stunden lausche ich dem ruhigen Wald, den Partyklängen vom Hafen und warte auf den Schlaf. Es juckt mich an diversen Körperstellen und ich rätsele, was die Zecken gerade mit mir veranstalten. Was verrückt ist, da man die ja erstmal gar nicht bemerkt… Gegen vier Uhr wird es langsam hell, doch das dichte Blätterdach des Waldes um uns herum hält uns in der Dunkelheit.
Um halb 5 dämmere ich leicht weg und wundere mich über die Nachbarn, die anscheinend schon aufstehen und vor sich hinmurmeln. Erst als ich ein „Hilfe!“ höre, realisiere ich, dass Stefan redet und wecke ihn auf. „Der Tannenbaum hat gebrannt“ erzählt er mir. Ich lache, wünsche Frohe Weihnachten und Stefan schläft wieder ein.
Irgendwann nach fünf schlafe auch ich dann doch wieder ein. Um viertel vor acht sind wir beide nicht ausgeschlafen, aber wach. Unsere Zeltnachbarn haben anscheinend 10 Töpfe dabei, auf denen sie fleißig herumklappern und in der Nacht ist noch ein weiteres Zelt dazugekommen, dessen Bewohner sich zum Samstagskonzert hinzugesellt und jeden einzelnen Hering mit großer Sorgfalt an einem Stein ausklopft. Wenn uns nochmal jemand fragt, weshalb wir gerne möglichst einsam in der Natur unterwegs sind: Deshalb!
Um 9.00 Uhr sind wir startklar. Stefan legt noch einen Klostopp ein und während ich auf ihn warte, tapst in aller Ruhe ein Iltis an mir vorbei. Toll!
Bis zum Auto liegen noch etwa neun Kilometer vor uns und die verlaufen überwiegend im Wald und an Wiesen entlang. Das ist heute wirklich eine schöne Strecke.
Dabei kommen wir an der „großen“ Grenze in Kruså entlang und an der kleinen Grenzstation Rønsdam mitten im Wald. Die Geschichte der Grenzstation ist auf einer Tafel dargestellt und wirklich interessant.
Erst seit 2001, als Dänemark dem Schengen-Abkommen beigetreten ist, ist der Grenzübergang wieder frei passierbar.
Ein paar Meter weiter testen wir natürlich noch das Erdtelefon, das eine 1A Klangqualität bietet.
Da wir beim Wandern aber auch so gut und sehr verständlich miteinander reden können, ist das Telefonat kurz und wir gehen weiter. Heute ist es sehr warm und wir kommen zum Ende der Wanderung ordentlich ins Schwitzen. Für den restlichen Tag ist aber miserables Wetter vorhergesagt, sodass wir uns gegen einen weiteren Zeltplatz entschieden haben.
In Padborg angekommen, feiern wir das Ende des Wanderwegs mit einem Besuch in der örtlichen Bäckerei. Das Gebäck sieht wahnsinnig gut aus und die Auswahl fällt dementsprechend schwer. Wir gönnen uns zwei kleine Törtchen und eine viel zu große Zimtstriezel. Die Törtchen gibt es direkt, die Striezel über den Tag verteilt.
Unser Fazit zum Gendarmstien:
Ein schöner und durchaus abwechslungsreicher Wanderweg. Technisch absolut einfach, sodass längere Etappen möglich sind. Die Infrastruktur ist grandios. Überall am Weg entlang gibt es kostenlose Zeltplätze, Shelter, Mülleimer und Toiletten. Wasser ist regelmäßig verfügbar, wenn man ein kleines bisschen vorausschauend plant. Zudem sind Einkaufsmöglichkeiten leicht erreichbar, sofern benötigt. Als Test, ob man wandern mit Zelt überhaupt mag, ist dieser Wanderweg ideal.
Wir beenden das Wandern nun aber und fahren nach Flensburg. Mit nur 20 Minuten Fahrtzeit ist ein Zwischenstopp dort nur logisch. Wir schlendern ein bisschen durch die Innenstadt und kleine Gässchen und setzen uns am Hafen mit einem (alkoholfreien) Flens gemütlich hin. Der Ausblick auf die Stadt gefällt uns gut.
Allerdings fängt es dann an zu regnen und wir werden ziemlich nass. Die Regenjacken sind im Auto.
Während der Weiterfahrt trocknen wir aber zügig. Es geht nun nach Lübeck und dort verbringen wir die Nacht.
Wir checken im Hotel Liho ein und dank des gebuchten Parkplatzes können wir das Auto unkompliziert abstellen.
Nach einer heißen Dusche wollen wir in die Stadt. Doch auch hier schüttet es wie aus Eimern, also überbrücken wir die Wartezeit in der Hotelbar. Diese besteht aus einem Kühlschrank und basiert auf Vertrauensbasis. Mit einem Störtebeker Kellerbier schauen wir dem Regen beim regnen zu und können letztlich doch noch in die Stadt – sogar mit Sonne!
Auf dem Weg aus dem Hotel heraus gibt es noch einen kleinen Schlenker zur Candybar, die gratis ist.
Nach ein paar wenigen Gehminuten sind wir am Holstentor. Das sieht wirklich hübsch aus mit seinen Türmchen.
Doch der starke Verkehr unmittelbar drumherum trübt das Bild schon sehr.
In meiner Vorstellung hatte Lübeck eine urige, schöne Altstadt. Die Realität ist davon aber sehr weit entfernt. Die Haupteinkaufsstraße hat gar nichts Schönes. Sie ist schlicht und einfach wirklich hässlich. Erst in den Nebenstraßen finden wir die Gemütlichkeit, die wir erwartet haben. Rathaus und Dom bzw. die diversen Kirchen sind aber beeindruckend. Leider wird auch hier das Bild immer wieder durch starke Stilbrüche im Bebauungsbild getrübt. Was haben sich die Leute da bloß bei gedacht? Offensichtlich wenig.
Zum Abendessen gehen wir ins Onni, einem koreanischen Restaurant. Das ist rappelvoll, aber draußen gibt es noch Platz für uns und da es vorläufig nicht regnen soll, ist uns das recht. Die Wartezeit ist durch den hohen Andrang etwas länger, aber das lohnt sich. Das Essen schmeckt hervorragend.
Anschließend bummeln wir noch ein bisschen durch die Stadt. Auf dem Marktplatz findet ein Weinfest statt, aber in Lübeck mit einem Pfälzer Wein anzustoßen kommt uns dann doch komisch vor. Das machen wir lieber wieder beim nächsten Familienbesuch in der Pfalz.
Stattdessen biegen wir ins Bierhaus ab, dessen Name erstaunlich wenig mit der Getränkekarte zu tun hat. Nur vier Sorten Bier finde ich für ein Bierhaus dann doch dezent gering. Das Duckstein ist aber immerhin sehr lecker.
Auf dem Weg zum Hotel wollen wir gerne noch in einer anderen Kneipe einkehren, deren Interieur deutlich mehr verspricht. Das wirkt aber wohl nicht nur auf Bildern so, sondern auch in echt ist der Laden sehr gefragt und so voll, dass wir leider weitergehen müssen. Inzwischen pläddert der Regen wieder und da verlässt sowieso niemand freiwillig das Warme. Wir gehen also ins Hotel und werden auf dem Weg dorthin wieder sehr nass. Dieses Mal haben wir aber immerhin Regenjacken an. Wir haben aus Flensburg gelernt!
Damit endet unser Abend in Lübeck.
Tag 10 und 11, 08.-09.06.2025
Einigermaßen müde stehe ich auf. In der Nacht habe ich viel wirres Zeug geträumt und war als Pferdezüchterin mit dem Verkauf der Tiere beschäftigt. Das ist wirklich maximal weit von meiner Realität entfernt.
Um 9 Uhr gehen wir zum Frühstück. Das Buffet ist richtig toll und bietet alles, was das Herz begehrt und Dinge, von denen das Herz noch nicht wusste, dass es die auch haben möchte. Bedauerlicherweise sind wir nicht im Weitwander(fr)essmodus und frühstücken daher nur einen winzigen Bruchteil des Angebots.
Dann folgt der Check-out und wir fahren los. Das Hotel Liho empfehlen wir sehr. Viele liebevolle Details, die für ein schönes Ambiente sorgen. Als Gast fühlt man sich hier wirklich gut aufgehoben.
Unser Weg führt uns heute zu unserem letzten Zwischenstopp, bevor es morgen wirklich nach Hause geht. Ein paar Stunden Fahrt später kommen wir bei Michael an. Nachdem er uns letztes Jahr in Norwegen besucht hat, revanchieren wir uns nun mit einem Besuch bei ihm. Der nächste findet dann aber wohl bei uns Zuhause statt, würde ich sagen. 🙂
Das Wetter ist, freundlich ausgedrückt, durchwachsen. Doch wir nutzen eine überwiegend trockene Stunde und gehen eine Runde mit Michael, seiner Frau und seinen zwei Töchtern spazieren. Da die vier sich bald für mehrere Wochen nach Norwegen aufmachen, ist Wandertraining angesagt. Und damit das besonders gut klappt, gibt es für die Mädels nach jeder gemeisterten Tour eine Urkunde – und für 10 Urkunden ein Eis! Da wir so toll mitwandern, sind wir nun auch stolze Besitzer einer Urkunde! Leider müssen wir doppelt so viele Urkunden sammeln, bis es für uns ein Eis gibt. So lautet die spontane Regelanpassung der jungen Damen. Wir seien schließlich schon erwachsen. So ein Mist!
Den Abend verbringen wir gemütlich und plaudern über dies und das. Stefan sammelt dabei diverse Ideen zur weiteren Hausdigitalisierung (…war das eine gute Idee Michael zu besuchen?).
Am nächsten Morgen geht es dann nach dem Frühstück nach Hause. Schön war es!
Durch unseren Start am Vormittag entgehen wir dem Rückreiseverkehr und kommen früh am Nachmittag zuhause an. Auto ausräumen, Wäsche an und schon ist alles geregelt. Wir genießen den restlichen Tag und verdrängen alle Gedanken an die vor uns liegende Arbeitswoche.
Aber bis zum nächsten Urlaub dauert es gar nicht mehr lang.
Hallo ihr beiden,
schon lustig zu lesen, dass ihr im Zelt ähnliches mit Leuten erlebt, die ihr Zelt direkt neben eures stellen, wie wir mit Fahrzeug-Camper. Vielleicht fühlen sich diese „Kuschel-Camper“ nur in einer Gemeinschaft wohl. Wir können sie, genau wie ihr, verfluchen.
Geht ihr dieses Jahr nochmal wandern?
Liebe Grüße Sandra
Hallo Sandra,
ja, wir wollten eigentlich in der letzten Woche in Schottland auf der Isle of Skye wandern. Aufgrund eines wegen Sturm annulierten Flugs ist daraus schließlich eine Bikepacking Tour durch Deutschland geworden. Anders, aber auch sehr schön. 😉
Viele Grüße
Stefan
Schöne Zusammenfassung, aber es liest sich ein wenig, als hättet ihr Dänemark durchgespielt. 😉Was macht die Hausautomation Stefan? Ist die nächste Ausbaustufe umgesetzt. Liebe Grüß von uns allen!
Ideen sind da, nur die Zeit zur Umsetzung fehlt. 😉
Hallo Ihr beiden,
es ist sehr schön wieder von Euch zu hören 😃. Wie jedesmal ist Euch auch dieses Mal wieder ein interessanter Reisebericht gelungen. Er macht Lust, auch einmal außerhalb unseres Lieblingsreiselandes🇸🇯 zu wandern.
Kleine Anekdote am Rande, Michael mit seiner netten Familie habe ich dieses Jahr auf meiner Wanderung in 🇳🇴 getroffen,. Es war ein sehr schöner Abend an der Vetåbua und beim Austausch über Wanderung kamen wir auch auf Euch zu sprechen. Klein ist die Welt 😆.
Ich freue mich schon auf die kommenden Reiseberichte.
LG Christian